In Firmen grassiert das Drahtlosfieber. Nicht nur Mitarbeiter und Besucher, auch geschäftskritische Abläufe setzen ein funktionierendes WLAN voraus. Was ist dabei zu beachten? [...]
WLAN-Installationen in Unternehmen dienen schon lange nicht mehr der reinen Befriedigung des BYOD-Trends (Bring Your Own Device) der Mitarbeiter. Gäste und Kunden wollen sich ebenfalls jederzeit ins WLAN (Wireless Local Area Network) oder Wi-Fi einloggen können. «Ein flächendeckendes, funktionierendes Drahtlosnetz ist heutzutage nicht nur in Hotels oder öffentlichen Einrichtungen obligatorisch, sondern wird auch überall im Business-Umfeld vorausgesetzt», meint Martin Krebs, Director Product Management von Lancom Systems. Schon beim Betreten eines Unternehmens oder Geschäfts sucht der Kunde nach offenen, frei zugänglichen WLAN-Netzen und verbindet sich, um etwaige Wartezeiten zu überbrücken oder um einfach weiterzuarbeiten. «Ein funktionierendes Gastnetzwerk gehört zum guten Ton», folgert Krebs.
OHNE FUNK IST STILLE
Oft ist WLAN allein schon deshalb ein Muss, weil sich gewisse mobile Geräte neueren Datums gar nicht mehr über drahtgebundene Methoden mit dem Firmennetz und Internet verbinden können. Viele moderne Notebooks verfügen über keinen Ethernet-Anschluss mehr. Bei einem Ausfall des WLAN kommen die Mitarbeiter dann gar nicht mehr ins Netz. Ein funktionierendes Drahtlosnetz ist damit geschäftskritisch.
Ein WLAN gehört heute meist zur fixen Infrastruktur – und zwar nicht nur für Gäste, sondern für den Betrieb an sich. Denken Sie zum Beispiel an moderne Restaurants: Der Kellner zückt schon lange nicht mehr den Notizblock, um die Bestellung aufzunehmen, sondern greift zum drahtlosen Gerät, nimmt die Wünsche der Kundschaft entgegen und funkt die Order gleich an die Küche. Fällt das Wi-Fi aus, ist schlicht und ergreifend die Hölle los, weil zahlreiche Abläufe inzwischen davon abhängen. Das gilt zunehmend auch für diverse andere Branchen. Stefan Leemann, Consulting Systems Engineer für Wireless Technologien bei Cisco Schweiz, nennt als Beispiel Logistik- und Produktionsbetriebe in der Schweiz, die ihr Lager mit WLAN betreiben. «Die Hubwagen sind mit Tablets ausgerüstet, die auch für die Steuerung verantwortlich sind. Wenn das WLAN nicht funktioniert, steht die gesamte Logistik still», berichtet er.
Was müssen drahtlose Netze heute mitbringen, um geschäftskritischen Ansprüchen genügen zu können? Klar ist, dass ein WLAN-Router oder Access Point (AP), wie ihn viele Privatanwender zu Hause haben, nicht ausreicht. Diese unterstützen nämlich meist keine SSIDs (Service Set Identifier) und sind damit nicht in der Lage, für verschiedene Zwecke und Benutzergruppe eigene Netze zu erstellen. Denn jeder SSID lassen sich eigene Zugangs-Policies zuweisen. Das ist nicht nur für die Errichtung eines Gäste-WLAN von Bedeutung, das nur die Verbindung mit dem Web und nicht mit Ressourcen im Firmennetzwerk zulässt. Es ist auch ratsam, Geräte wie IP-Kameras und Sensoren fürs Internet der Dinge mit einer eigenen SSID zu betreiben. Sie bleiben so vom produktiven Netz getrennt und bieten weniger Angriffsfläche.
CONTROLLER SIND UNABDINGBAR
Ein weiterer Punkt ist die zentrale Verwaltbarkeit der WLAN-Router. Bei grösseren Installationen ist der Einsatz eines dedizierten Controllers unabdingbar. Dieser überprüft beispielsweise, ob die Access Points alle funktionieren. Die Gefahr, dass einzelne WLAN-Router streiken, entsteht etwa schon bei der Konfiguration. Will man den Geräten aus Sicherheitsgründen lange und komplexe Passwörter verpassen, führt ein Vertipper dazu, dass ein einzelner AP nutzlos bleibt. Eine Tatsache, die der Netzwerkverantwortliche bei einer ersten Tour durch die Installation gar nicht merkt, da sich die Funkbereiche der einzelnen Router ja überlappen.
Ein Controller kann dagegen schon bei der Installation Fehlkonfigurationen verhindern, da diese zentral auf die einzelnen Geräte eingespielt werden. Auch beim Ersatz eines Geräts spart man sich Arbeit, da die Konfiguration beim Anschluss an das Netz automatisch übernommen wird. Eine wichtige Funktion des Controllers besteht somit darin, die Umgebung permanent zu scannen und nach Performance-Problemen Ausschau zu halten.
NEUE NORMEN FÜR MEHR LEISTUNG
Ein wichtiger Eckpfeiler für ein performantes WLAN im Unternehmen ist zweifelsohne die richtige Hardware. Weil dem Wi-Fi-Sender eine derart zentrale Rolle zukommt, müssen wir uns mit der «Buchstabensuppe» in den Standards des IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) etwas näher beschäftigen. Bislang sind APs, die auf der Norm 802.11n basieren, weitverbreitet. Diese Norm lässt den Funkverkehr auf zwei Frequenzen zu, nämlich auf 2,4 GHz und 5 GHz, und erreicht eine maximale Durchsatzrate von 450 Mbit pro Sekunde. Die Nachfolgenorm 802.11ac verwendet dagegen nur das 5-GHz-Band, bringt aber eine höhere Durchsatzrate von bis zu 1,3 Gbit pro Sekunde. Da die Standards jeweils rückwärtskompatibel sind, unterstützen heutige APs beide Normen, respektive auch die noch älteren Standards 802.11a, b und g.
Für den praktischen Einsatz im Unternehmen eignen sich nur noch Geräte, die beide Frequenzen gleichzeitig bedienen können. «Dual-Radio ist für Business-Umgebungen mittlerweile zwingend», meint Candid Aeby, Product Manager Wireless beim Schwerzenbacher Netzwerkspezialisten Studerus. Denn 2,4 GHz und 5 GHz bedeuteten bessere Verfügbarkeit, Abdeckung und Flexibilität. 802.11n sei dagegen nicht mehr empfehlenswert, so Aeby weiter, auch weil der Preisunterschied zu 802.11ac-Geräten minimal ist. «Produkte mit diesem neueren Standard sind deutlich zukunftssicherer als Geräte mit 802.11n», ist Aeby überzeugt. «Bei Neuanschaffungen sollten aus unserer Sicht ausschliesslich 802.11ac-Produkte eingesetzt werden», meint auch Stefan Leemann von Cisco. Ihm zufolge sind die 802.11n-Access-Points nach gut sieben Jahren am Ende ihres Lebenszyklus angelangt. Auch Martin Krebs von Lancom spricht den ac-Geräten das Wort, sieht aber für die älteren Wi-Fi-Sender dennoch einen Verwendungszweck im Hier und Jetzt: «Produkte auf Basis von 802.11n werden heute primär bei der Erweiterung bestehender Netzwerke eingesetzt. Speziell bei sehr grossen Installationen, die nicht zwingend alle ac-Vorteile benötigen, ist Anwenderunternehmen die Homogenität ihrer Netze oft wichtiger als zum Beispiel ein in Teilbereichen höherer Durchsatz», meint Krebs.
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