10 Prognosen zum Thema Automatisierung

Der permanente Wandel und die Entwicklung neuer Technologien schreitet immer schneller voran und macht auch vor der Automatisierungs-Branche keinen Halt. Doch wie entwickelt sie sich im Jahr 2020 und was kommt auf Unternehmen zu? Dieser Beitrag bietet einen Einblick in bevorstehende Automatisierungs-Themen und -Trends. [...]

Prozesse effizienter zu gestalten, wird auch im Jahr 2020 für die meisten Unternehmen hinsichtlich ihrer Automatisierungsvorhaben wichtig sein. (c) alphaspirit - Fotolia
Prozesse effizienter zu gestalten, wird auch im Jahr 2020 für die meisten Unternehmen hinsichtlich ihrer Automatisierungsvorhaben wichtig sein. (c) alphaspirit - Fotolia

RPA wird zu „Intelligent Automation“

Aus dem Bericht des Analysten Gartner „Critical Capabilities Report for Robotic Process Automation (RPA)” und dem RPA-Manifest von HfS ist absehbar, dass Kunden verstärkt auf ergänzende, integrierte Technologien zurückgreifen, um ihre Automatisierungsprojekte im Jahr 2020 voranzutreiben. Das betrifft beispielsweise Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning (ML), Prozess-Orchestrierung, Cognitive Capture, Optical Character Recognition (OCR) und fortschrittliche Analyseverfahren. Diese sind notwendig, um einen höheren Geschäftswert zu erzielen – und noch stärker von Automatisierung zu profitieren. Dieser Trend hat sich bereits im Jahr 2019 abgezeichnet. Für das Jahr 2020 zeigt sich, dass Robotic Process Automation (RPA) als eigenständiges Angebot wegfällt und der Markt sich weiter in Richtung einer umfassenden Automatisierungsplattform bewegt. Der Grund dafür ist schnell erklärt: RPA automatisiert schon seit vielen Jahren einfache Tätigkeiten wie beispielsweise Daten von einem System in ein anderes zu kopieren. Wichtiger ist es aber nun, auch deutlich komplexere Prozesse zu optimieren, was RPA der alten Generation allerdings nicht leisten kann.

Eingebettete, zweckgebundene KI etabliert sich

Schon jetzt bringen KI oder ML für Unternehmen zahlreiche Vorteile, denn Arbeit wird durch sie effizienter. Doch eine Herausforderung bleibt bestehen: Es gibt einen massiven Fachkräftemangel. Weltweit sind nur ca. 300.000 KI-Forscher und -Experten aktiv. Die Nachfrage am Markt deutet aber darauf hin, dass Millionen benötigt werden. Deshalb suchen viele Unternehmen im Jahr 2020 verstärkt nach Automatisierungslösungen mit integrierten KI-Funktionen. Damit reduzieren sie die Komplexität ihrer Prozesse, denn durch KI müssen Menschen deutlich seltener in Abläufe eingreifen. Zudem verringert sich die Zeit bis zum Return-on-Investment (ROI) deutlich.

Volles Potenzial von Automatisierungsplattformen ausschöpfen

Prozesse effizienter zu gestalten, wird auch im Jahr 2020 für die meisten Unternehmen hinsichtlich ihrer Automatisierungsvorhaben wichtig sein. Die Tools sorgen aber nicht nur für einen höheren Wirkungsgrad, sondern bringen zudem weitere Vorteile mit sich: So hat beispielsweise ein amerikanisches Logistikunternehmen durch 2.000 Software-Roboter über 75 Millionen Dollar jährlich eingespart, indem es die Bots für die Automatisierung von Geschäftsprozessen eingesetzt hat. Gleichzeitig entwickelte das Unternehmen aber auch einen Bot, der jährlich 15 Millionen Dollar Umsatz generiert. Im Jahr 2020 werden Unternehmen deshalb entdecken, welches Potenzial Automatisierungstools noch bieten.

Zielgerichtete interne und externe Kommunikation ist notwendig

Die Angst vor der Automatisierung nimmt weiter zu. Mitarbeiter befürchten, dass KI sie ersetzen könnte. Es ist daher wichtig, dass Unternehmen zielgerichtet kommunizieren. Führungskräfte müssen zukunftsweisende Arbeitsvision aufzeigen, die für Mitarbeiter attraktiv ist. Laut einer Untersuchung von HBR würden 90 Prozent der Menschen ein Prozent ihres Lebensgewinns eintauschen, um einer sinnstiftenden Tätigkeit nachzugehen. In nordischen Ländern konnten Unternehmen Erfolge erzielen, indem sie ihre Automatisierungsinitiativen so gestalteten, dass die Mitarbeiter sich auf die Innovationen – und nicht auf die digitalen Kollegen – konzentrieren, Stress reduzieren sowie eine ausgeglichene Work-Life-Balance kreieren konnten. Das scheint zu funktionieren, denn das Weltwirtschaftsforum bestätigt, dass vor allem in nordischen Ländern sehr viele zufriedene Menschen leben. Es ist wichtig, Vertrauen aufzubauen, damit Mitarbeiter den Wandel durch Automatisierung verstehen können. Mit einer Vision schafft man die Basis für eine gemeinsame Zukunft – sowohl intern als auch extern. Denn auch gegenüber Kunden ist dies wichtig: Sie sind mehr denn je mit Unternehmen über verschiedenste Touchpoints und Kanäle verbunden und erwarten hervorragende User Experiences. Sie möchten eine Beziehung zu Unternehmen aufbauen. Marken, die zweckmäßig agieren, haben loyalere Kunden. Deshalb deutet im Jahr 2020 alles darauf hin, dass Unternehmen ihre Automatisierungsprojekte zielgerichteter durchführen.

Die Rezession beschleunigt die Einführung von Automatisierungstools

Mehrere vor- und nachlaufende Marktindikatoren deuten darauf hin, dass das Jahr 2020 eine Rezession einläuten wird – dies bestätigen auch zahlreiche Finanzanalysten. Um dennoch Geschäftserfolge zu erzielen, werden sich innovative Führungskräfte darauf konzentrieren, ihre Automatisierungsprojekte voranzutreiben. Damit können sie nicht nur ihre Betriebsausgaben reduzieren, sondern trotz des rückläufigen Markts wettbewerbsfähig bleiben.

Stärkerer Fokus auf digitales Workforce Management

Wenn sich ihre Automatisierungsinitiativen immer weiterentwickeln, werden Unternehmen verstärkt nach Angeboten für ein digitales Workforce Management (DWM) suchen. Damit gelingt es, die Arbeit zwischen den Mitarbeitern und digitalen Kollegen zu steuern, zu messen, zu überwachen, zu skalieren und zu orchestrieren. Das Analystenhaus Forrester sagt voraus, dass 80 Prozent der Unternehmen erkennen, dass Silos zwischen der Automatisierungslösung und der Belegschaft entstehen können. Dieser Umstand ist nicht mehr tragbar, da er zu weiterer Ineffizienz führt. 2020 wird damit das Jahr der DWM-Lösungen einläuten, die ein zentrales Bindeglied und die Grundlage für eine umfassende digitale Transformation im gesamten Unternehmen darstellen. Sie unterstützen Unternehmen dabei, noch mehr Potenzial aus ihren Automatisierungsprojekten herauszuholen.

Automatisierung erstreckt sich vom Back- bis zum Front-Office

Ihre ersten Erfolge konnten RPA und Automatisierungsplattformen im Back- und Middle-Office erzielen. Laut einer kürzlich von Forbes durchgeführten Umfrage nennt allerdings einer von drei Befragten, dass Unternehmen eine Verbesserung der Customer Experience im Zuge von End-to-End-Automatisierungen erwarten. Branchenvorreiter streben auch genau das an. Deshalb wird sich die Automatisierung auch auf weitere Unternehmensbereiche erstrecken, um für reibungslosere Experiences bei der End-to-End-Customer Journey zu sorgen.

Der Quotient zur Anpassungsfähigkeit avanciert zum neuen Unternehmensschwerpunkt

Jahrelang haben Unternehmen den Anpassungsfähigkeitsquotient ermittelt, indem sie den Intelligenzquotienten (IQ) gemessen haben. Für die Unternehmensführung stellen allerdings immer mehr Unternehmen den Wert der emotionalen Intelligenz (EQ) in den Vordergrund. Mit 75 Millionen verlagerten und 133 Millionen neuen Arbeitsplätzen, die bis 2022 geschaffen werden, nimmt das Weltwirtschaftsforum an, dass der Anpassungsquotient als Maß für die Anpassungsfähigkeit von Mitarbeitern an Bedeutung gewinnt. Um Automatisierungsprojekte stärker voranzutreiben, sollten Unternehmen weitere digitale Arbeitskräfte – in Form von Software-Robotern – einsetzen. Damit bleibt für Mitarbeiter mehr Raum, kreative Aufgaben umzusetzen, sich umzuschulen oder Zeit für die Kundenbetreuung aufzuwenden. Aus diesen Gründen wird es für Unternehmen wichtig sein, dass sich neben den Plattformen für die Automatisierung von Prozessen auch Mitarbeiter schnell genug wandeln. Nur so können Organisationen adäquat auf den Markt reagieren.

Intelligente Prozess-Orchestrierung gewinnt an Bedeutung

Viele Unternehmen setzen bereits Business Process Management (BPM)-Lösungen ein und konzentrieren sich dabei hauptsächlich auf Faktoren wie Produktivität, Kosteneffizienz und Prozesstransparenz. Im Jahr 2020 wird dieser Bereich durch moderne Prozess-Orchestrierung beschleunigt. Orchestrierung dient nun als intelligentes Gefüge, um Front-, Middle- und Back-Office zu verbinden und Silos zwischen den Bereichen zu beseitigen. Innovative Führungskräfte werden auch für 2020 Themen wie eine verbesserte Customer Experience sowie den Einsatz von KI-Tools weit oben auf ihre Prioritätenliste setzen. Sie sollten Orchestrierung mit Cognitive Capture kombinieren, um im Unternehmen eigehende Daten in unterschiedlichen Formen zu erfassen und zu verwalten. Dies führt dazu, dass die Arbeit zwischen menschlicher und digitaler Belegschaft noch besser funktioniert.

RPA wird mehr menschliche Fähigkeiten übernehmen

Roboter allein sind nicht sonderlich intelligent. Werden sie allerdings mit Tools wie KI oder ML kombiniert, sind sie deutlich klüger und können komplexe Aufgaben übernehmen. Es gibt schon jetzt Bots, die KI nutzen, um unstrukturierte Daten (wie Videos, Rechnungen, Dokumente, Bilder etc.) zu identifizieren, zu extrahieren und zu analysieren. Dabei können sie exakter als der Mensch Muster erkennen und Probleme identifizieren. Bots können bereits Hören und Sprechen in Gesprächen simulieren oder Internet of Things nutzen, um Berührungen zu simulieren oder Gerüche in der Luft zu erkennen. Forrester prognostiziert, dass 25 Prozent der 500 umsatzstärksten Unternehmen in den USA ihre RPA-Tools um KI-Bausteine (zum Beispiel zur Textanalyse oder Machine Learning) ergänzen, um Hunderte neuer Anwendungsfälle zu entwickeln. Es steht also fest, dass im Jahr 2020 führende RPA- und Intelligent Automation-Anbieter ihre digitalen Arbeitskräfte weiterhin mit Intelligenz ausstatten.

*Chris Huff ist Chief Strategy Officer bei Kofax.


Mehr Artikel

News

Große Sprachmodelle und Data Security: Sicherheitsfragen rund um LLMs

Bei der Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Datensicherheit in KI-Workloads ist es entscheidend, die Perspektive zu ändern und KI als eine Person zu betrachten, die anfällig für Social-Engineering-Angriffe ist. Diese Analogie kann Unternehmen helfen, die Schwachstellen und Bedrohungen, denen KI-Systeme ausgesetzt sind, besser zu verstehen und robustere Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*