Technologieminister Alois Stöger hat eine 18-Millionen-Euro-Ausschreibung gestartet, die heimische Unternehmen auf Industrie 4.0 vorbereiten soll. Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie begrüßt das Förderungsprogramm. [...]
Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie investiert in großem Maßstab in Produktionstechnologien und in Informations- und Kommunikationstechnologien. Von rund 500 Millionen Euro Förderbudget für die angewandte Forschung geht ein Viertel in F&E-Projekte für diesen Schwerpunkt. Diese Woche startete das BMVIT eine große, mit 18 Millionen Euro dotierte Ausschreibung aus dem Programm „Produktion der Zukunft“.
Dem Technologieminister geht es darum, dass die heimischen Unternehmen auf den aktuellen Wandel in der Produktionswelt, Stichwort Industrie 4.0, vorbereitet sind. „Bei den Zukunftstechnologien müssen wir die Nase vorn haben. Deswegen haben wir unsere Technologieförderungen sehr stark auf dieses Thema konzentriert; jeder Euro kommt so dem Erhalt und Ausbau unserer industriellen Kapazitäten und den Beschäftigten zugute“, betont Stöger. Er verweist auf eine zentrale Feststellung des letzten Forschungs- und Technologieberichts: „Die innovativen Technologien sind das einzige Mittel für die Hochlohnländer, um den industriellen Kern trotz Niedriglohn-Konkurrenz im Land zu halten.“
Die aktuelle Ausschreibung fördert Forschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Konkret geht es um die Themen Werkstoffe, Rohstoffe, Produktionsprozesse und Industrie 4.0 sowie biobasierte Industrie. Weiters soll ein Leitprojekt zum Thema „Assistenzsysteme im Kontext der Mensch-Maschine-Kooperation“ gefördert werden.
„Intelligente Produktion ist eine große Chance, dass der internationale Standortwettbewerb nicht mehr nur über Kosten geführt wird, sondern dass Know-how zu einem entscheidenden Faktor wird“, kommentiert Lothar Roitner, Geschäftsführer des FEEI Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie, den Start der Ausschreibung. „Ohne Industrie 4.0 wird die Produktion nicht in Europa bleiben. Nachhaltiger Erfolg kann folglich nur in einer höheren Wertschöpfung liegen.“
Nicht nur große industrielle Produzenten, sondern auch Zulieferer und Dienstleister, die als klein- und mittelständische Unternehmen die heimische Wirtschaft maßgeblich prägen, können von Industrie 4.0 profitieren. Neue Chancen für KMUs entstehen etwa dann, wenn sie sich mit anderen zu einer „virtuellen Fabrik“ zusammenschließen, in der sämtliche Möglichkeiten, die Industrie 4.0 bietet, kombiniert werden. „Durch flexible Fertigung und individuelle Produktion werden neue innovative Geschäftsmodelle entstehen“, ist Roitner überzeugt.
MULTIPLIKATOR IKT
Durch den Einsatz von IKT können darüber hinaus Produktivitätszuwächse in fast allen Bereichen einer Volkswirtschaft erzielt werden, sei es in der Produktion von Gütern oder in der Bereitstellung von Dienstleistungen. Eine vom FEEI in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass durch den Einsatz von IKT Österreichs Wirtschaft im Jahr 2014 einen Produktionswert von 36,6 Mrd. Euro generierte. Das sind entgegen der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung plus 8,6 Prozent im Vierjahresvergleich 2010. Ebenfalls stark angewachsen ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse in der Branche: rd. 290.000 zumeist hochqualifizierte Mitarbeiter sind im IKT-Bereich tätig, was einem Zuwachs von fast einem Fünftel (plus 17,9 Prozent) im Vergleichszeitraum entspricht. Im gleichen Ausmaß wie der Produktionswert ist auch die Wertschöpfung gestiegen, also um 8,6 Prozent.
„Der Multiplikatoreffekt von IKT ist beeindruckend: Ein Euro, der direkt in der IKT-Produktion generiert wird, bewirkt mehr als zwei Euro Produktionswert durch Wachstums- und indirekte Effekte wie stärkere Kaufkraft und Investitionen“, so Roitner weiter. Analog dazu schafft ein Arbeitsplatz in der IKT zweieinhalb Arbeitsplätze insgesamt.
„Die Studie zeigt eindrücklich, wie wichtig IKT für den Wirtschaftsstandort Österreich ist“, ist Roitner überzeugt. In allen IKT-nahen Bereichen – Energietechnologie, Elektromobilität, Automotive, Smart Home, LED, Verkehrstelematik, Kommunikation oder Medizintechnik, sind österreichische Unternehmen in der Entwicklung und Herstellung von IKT-Produkten maßgeblich beteiligt. In Summe können 6,4 Prozent der Wertschöpfung und 6,6 Prozent der Beschäftigten in Österreich auf den Impulsgeber IKT zurückgeführt werden. (pi/rnf)
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