Die Zahl der Datenpannen hat sich 2014 gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt, die Menge der betroffenen persönlichen Datensätze ist sogar um 78 Prozent auf rund eine Mrd. gestiegen. Das geht aus dem Breach Level Index von Gemalto hervor. [...]
Laut dem Security-Unternehmen Gemalto haben sich zudem die kriminellen Beweggründe hinter Datenklau verändert. Mittlerweile geht es bei 54 Prozent der Vorfälle vor allem um digitale Identitäten. Nur bei einem Bruchteil der Pannen waren die Daten wenigstens verschlüsselt. Und wirkliche Besserung ist nicht in Sicht.
Der starke Anstieg an Daten-Einbrüchen kommt für Experten nicht überraschend. Denn es werden immer mehr und auch größere Datensätze online gespeichert. „Je umfangreicher einzelne Datensätze sind, desto wertvoller sind sie. Es können also jetzt nicht nur mehr Daten, sondern auch wertvollere Daten gestohlen werden“, erklärt Edgar Weippl, Wissenschaftlicher Leiter bei SBA Research, gegenüber dem Nachrichtenportal pressetext. Zudem führen ein steigendes Problembewusstsein sowie gesetzliche Auflagen dazu, dass mehr Vorfälle wirklich entdeckt und auch publik gemacht werden.
Das ändert nichts daran, dass die schiere Menge an 2014 kompromittierten Datensätzen erschreckend ist. Immerhin wurde laut Gemalto die Mrd.-Marke erreicht, während noch 2013 „nur“ etwa 575 Mio. Datensätze in die falschen Hände gelangt sind. Die Zahl der wirklich großen Vorfälle, bei denen mehr als 100 Mio. Datensätze betroffen waren, hat sich demnach sogar verdoppelt. Gestiegen ist auch der Anteil an Datendiebstählen, bei denen verschlüsselte Daten abhanden gekommen sind. Das aber ist ein schwacher Trost, denn solch vergleichsweise harmlose Datenpannen machten 2014 lediglich vier Prozent der Vorfälle aus.
Verändert haben sich die Beweggründe von Cyberkriminellen. „Wir sehen eindeutig eine Entwicklung der Taktik der Cyberkriminellen weg vom unmittelbaren Stehlen einer Kreditkartennummer und hin zu langfristigem Identitätsdiebstahl“, so Tsion Gonen, Vizepräsident für Identitäts- und Datenschutzstrategie bei Gemalto. Das eröffnet Kriminellen einfach mehr Möglichkeiten, da sie gestohlene Daten für diverse Machenschaften nutzen können. Dazu zählen beispielsweise das Eröffnen betrügerischer Konten oder das Nutzen falscher Identitäten.
Es steht zu befürchten, dass 2015 nochmals deutlich schlimmer wird. „Wir werden jeden Monat einen Mega-Einbruch erleben, der mindestens 25 Mio. Datensätze betrifft“, prognostiziert Thorsten Krüger, Regional Sales Director bei Gemalto, auf Nachfrage von pressetext. Immerhin besteht der Trend zu großen Datendiebstählen schon seit 2013. Doch ist Quantität für Hacker nicht alles. „Es ist sehr wichtig, dass kleinere Organisationen realisieren, dass sie ebenso zum Ziel werden können wie die größten Unternehmen, wenn sie vermarktbare Daten haben, die zu hacken sich lohnt“, erklärt er.
Um dem Problem Herr zu werden, müssten Unternehmen mit der Zeit gehen. „Wahrscheinlich geben Unternehmen 90 Prozent ihres Security-Budgets genau so aus wie 2005“, meint der Gemalto-Experte. Das altmodische Ziel, jegliches Eindringen in Unternehmensnetze zu verhindern, scheint aber nicht mehr realistisch. Zwar bleibt es sinnvoll, virtuellen Einbrüchen vorzubeugen – doch wird es immer wichtiger, etwaige Folgeschäden durch das zunehmend Unvermeidliche zu minimieren. „Letztlich ist Verschlüsselung der wahre ROI-Killer für etwaige Angreifer“, betont Krüger. (pte)
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