250 Mio. Euro für Industrie 4.0 in Österreich

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und dem Vorsitzenden des Forschungsrates Hannes Androsch, präsentierte Technologieministerin Doris Bures heute die Pläne des Technologieministeriums zur Förderung heimischer Forschungseinrichtungen und Unternehmen bei der Umstellung auf Industrie 4.0. [...]

Das Schlagwort Industrie 4.0 ist derzeit in aller Munde. Neue Businessmodelle und Wertschöpfungsnetzwerke sollen ermöglicht werden – Experten sprechen von möglichen Produktivitätssteigerungen bis zu 30 Prozent. Das wirtschaftliche Potenzial wird als sehr hoch eingestuft, wenn die Umstellung auch nicht ohne Herausforderungen ablaufen wird. Da hat auch die österreichische Regierung erkannt und versucht dabei zu unterstützen. „Industrie 4.0 bringt starke Veränderungen von Produktionsabläufen in den Unternehmen. Das betrifft in Österreich tausende Betriebe in allen Regionen, nicht nur die Großen. Eine wichtige Infrastruktur dafür habe ich bereits gesichert: mit der Breitbandmilliarde. Als nächsten Schritt werden wir die österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit einer Viertelmilliarde Euro bei Industrie 4.0 fördern“, gab Technologieministerin Doris Bures bekannt.

Bei der Viertelmilliarde Euro für Industrie 4.0 will Bures alle verfügbaren Förderinstrumente nutzen: Einerseits Förderungen über die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), die den Abschnitt der Ideenfindung, Forschung und Entwicklung abdecken. Weiters die Schaffung von Orten, an denen Betriebe Industrie 4.0 erfahren und entwickeln können. Dazu will das bmvit gemeinsam mit der TU-Wien die erste Pilotfabrik Österreichs gründen. Mehrere österreichische Unternehmen sollen sich daran beteiligen. Starten soll die Pilotfabrik schon 2015. Das dritte Förderinstrument ist die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws). Produzierende Unternehmen haben bei Industrie 4.0 neben hohen Forschungsausgaben auch Investitionen in neue Maschinen und moderne Hard- und Software zu tragen. Dafür plant Bures gemeinsam mit der aws ab 2015 Investitionszuschüsse von bis zu 500.000 Euro pro Unternehmen.

Weiters haben sich Bures und die Vorstände der am Industriegipfel vertretenen Unternehmen im vergangenen Jahr auf die Schaffung von Stiftungsprofessuren für Industrie 4.0-Entwicklungen bei Werkstoffen und Produktionstechnologien verständigt. Für diese Stiftungsprofessuren stellt das bmvit 4 Mio. Euro zur Verfügung, eine weitere Million kommt von der Marshall-Plan-Stiftung. Für die drei Professuren gibt es acht Bewerbungen von heimischen Universitäten, am 12. September tritt die Jury zur Entscheidung zusammen.

STÄRKUNG DER WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Der FEEI – Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie, der die Interessen von knapp 300 Unternehmen der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie vertritt, zeigte sich erfreut über die Industrie-4.0-Initiative. „Die Digitalisierung entwickelt sich zu einer entscheidenden ökonomischen Triebfeder in der Produktion mit hohen Wachstumseffekten. Vor dem Hintergrund, dass die europäische Industrie zunehmendem globalen Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist und der Industrieanteil in vielen EU-Mitgliedstaaten in den vergangenen Jahren rückläufig war, erachten wir den Förderschwerpunkt des BMVIT zu Industrie 4.0 als wichtigen Meilenstein zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen am Standort Österreich“, begrüßt Lothar Roitner, Geschäftsführer des FEEI, die heutige Ankündigung von Ministerin Bures.

Neben der Erweiterung der Förderung sei jedoch auch die Verfügbarkeit von Hochgeschwindigkeitsnetzen eine wesentliche Voraussetzung für die Realisierung von Industrie 4.0. „Hier wurde vor kurzem mit der Freigabe der Gelder aus der Breitbandmilliarde ein bedeutender Schritt für nachhaltige Infrastrukturinvestitionen getätigt“, betont Roitner, allerdings sei es jetzt wichtig, die im Regierungsprogramm verankerte „Digitale Offensive“ möglichst zeitnah umzusetzen. „Mit den geeigneten Rahmenbedingungen halten wir Innovation und Wertschöpfung am Standort und nur damit sind letztendlich auch die Arbeitsplätze zu sichern“, erklärt der FEEI-Geschäftsführer.

INDUSTRIE 4.0: ANBIETER UND ANWENDER

Für den Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Peter Koren, ist Industrie 4.0 nicht nur ein Thema der IKT-Branche sondern insbesondere auch für die produzierende Industrie als Technologieanwender. „Wir brauchen sowohl die Förderung von F&E und innovative Investitionen wie auch die Realisierung von Leuchtturmprojekten“, so Koren. Beispielsweise setze derzeit Infineon Österreich mit dem „Pilotraum Industrie 4.0“ ein solches neuartiges Konzept der vernetzten und wissensintensiven Produktion um. „Das sind erste konkrete Schritte, um Industrie 4.0 in und aus Österreich als Chance zu nutzen“, so Koren. Neben konkreten Projekten brauche es zudem die verstärkte Ausbildung von MINT-Absolventen und als ganz wesentlichen Faktor die Realisierung einer leistungsfähigen IKT-Infrastruktur in Österreich. „Wichtig ist nun, die einzelnen Initiativen und Maßnahmen sowohl auf Bundes- und Landesebene zur Realisierung von ‚Industrie 4.0‘ in Österreich in einer gemeinsamen Plattform zu vernetzen, mit dem Ziel, die industriellen Leistungs- und Innovationsfähigkeit zu stärken“, forderte der IV-Vize-Generalsekretär.

Hier sei die Politik gefordert, die Unternehmen in ihrem Bemühen im Bereich der Innovation bestmöglich zu unterstützen, wie Koren ausführte: „Bereits mit der Alpbachdeklaration 2011 haben österreichische Leitbetriebe sich klar zum Standort Österreich bekannt. Statt der damals geforderten Steigerung der F&E-Ausgaben um 20 Prozent bis 2013 haben die Unternehmen ihre Ausgaben im Bereich der Innovation um satte 44 Prozent erhöht.“ Um diese Steigerung auch nachhaltig in Wertschöpfung in und für Österreich verwerten zu können, müssten aber eben auch die Rahmenbedingungen optimal sein. „Erforderlich sind exzellenten Fachkräften und der Ausbau unbürokratischer Forschungsinitiativen. Zudem ist die Forschungsprämie für Unternehmen am Standort Österreich ein wesentliches Argument im Wettkampf um die attraktivsten Forschungsstandorte.“

Um neue Produkte erfolgreich am Markt zu positionieren, seien zudem Finanzierungsmodelle wie Darlehen und Garantien zu forcieren, auch zur Umsetzung von Internationalisierungsvorhaben, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Aus diesem Grund „fordern wie die rasche Umsetzung der FTI-Strategie und eine Stärkung der Aufwendungen für F&E seitens der öffentlichen Hand“, so Koren. (rnf/pi)


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