3D-Druck macht theoretische Physik greifbar

3D-Druck kann Probleme aus der theoretischen Physik greifbar machen, wie Forscher am Imperial College London (ICL) zeigen. [...]

Zur Demonstration haben sie ein Objekt gedruckt, dessen Formen einem modifizierten Modell für den Verlauf eines Waldbrandes entsprechen. Mit dem „Sculplexity“ genannten Ansatz ist es dem Team zufolge möglich, verschiedene Probleme auf neue Art aufzubereiten. Die Drucke könnten aber nicht nur als angreifbare Lehrmittel herhalten, sondern auch als dekorative Skulpturen Wissenschaft zu Kunst machen.

Der Ansatz beruht darauf, dass es in der Physik viele Probleme gibt, die in Form eines 2D-Gitters mit gleich großen Zellen dargestellt werden können. Beim Modell eines Waldbrandes beispielsweise entspricht jede Zelle einem heilen Baum, einem brennenden Baum oder einem freien Bereich. „Ein 3D-Drucker baut Objekte in Schichten auf. Die Höhe des Objekts kann man als Zeit betrachten“, betont nun Tim Evans, theoretischer Physiker am ICL. Also entspricht jede Druckschicht einer Momentaufnahme des Waldes – und wie das Testobjekt in der dritten Dimension aussieht, spiegelt wider, wie der Brand unter Berücksichtigung von Blitzschlägen verläuft.

Das Beispiel Waldbrand hat Evans zufolge geholfen, Hürden bei der Druck-Visualisierung mathematischer Probleme zu erkennen und geeignete Lösungen zu ersinnen. Denn der Ansatz könnte auch für völlig andere Probleme geeignet sein. „Unsere Gruppe am ICL versucht Herzschlaganomalien zu erklären, indem wir einfache Modelle für das Verhalten einzelner Zellen im Herzmuskel betrachten – es kann sein, dass man das mittels 3D-Druck visualisieren kann“, meint Evans. Zudem wäre es denkbar, viele Modelle für die Ausbreitung von Krankheiten derart darzustellen. Generell hofft das Team, das Physiker mit Sculplexity kreativ werden.

Die Inspiration für die aktuelle Arbeit war nämlich ein Exponat des Victoria and Albert Museum, das erste dort ausgestellte Objekt aus dem 3D-Drucker. „Das war ein Tisch, inspiriert von baumartigen Strukturen, wie sie in der Natur vorkommen, ein Beispiel für einen Verästelungsprozess, wie sie in komplexen Systemen in der theoretischen Physik häufig bestehen“, erklärt Evans. Das habe die Überlegung angeregt, welche Prozesse noch in dieser Form visualisiert werden könnten.

Somit ist klar, dass derartige 3D-Drucke physikalischer Probleme letztendlich als Kunstobjekte herhalten könnten – Skulpturen, die aus mathematischen Modellen wachsen. Doch ortet das ICL-Team auch Potenzial als Ansatz, um eine breitere Öffentlichkeit für die Forschung zu begeistern. Zudem ist denkbar, 3D-Drucke als Lernhilfen zu nutzen. In der Fachzeitschrift „Europhysics Letters“, in der die Forscher Sculplexity vorgestellt haben, verweisen sie darauf, dass solch greifbare Visualisierungen gerade für Sehbehinderte hilfreich sein könnten. (pte)


Mehr Artikel

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*