3D-Drucker für unter 350 Dollar

Das aus Singapur stammende Unternehmen Pirate3D hat angekündigt, dass sein "Buccaneer" als angeblich erschwinglichster 3D-Drucker der Welt nur 347 Dollar kosten wird. [...]

Das kompakte Gerät soll dank diesem Kampfpreis wirklich den Massenmarkt erobern, was auch gelingen könnte. „Das ist schon ein nettes Gimmick, wie einst eine Polaroid-Kamera, die auch nicht für wirklich hochwertige Fotos war“, meint Ben Jastram, Leiter des 3D-Labors der TU Berlin, gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext. Auch der Billig-3D-Drucker wird wohl eher für Spielereien als ernsthafte Anwendungen geeignet sein.

Der Buccaneer folgt jedenfalls einem Trend hin zu günstigen 3D-Druckern. „Bei solchen Billig-Geräten wird oft sehr stark eingespart“, warnt allerdings Benjamin Krux von Reprap-Austria im Gespräch mit pressetext. Das geht oft zulasten der Qualität und Haltbarkeit. Im Gegensatz dazu werden bekannte europäische und nordamerikanische Hersteller derzeit sogar eher teurer, setzen auf bessere Komponenten und Verarbeitung, so Krux. „Dieser Trend hat seinen Sinn, damit geht es weg vom Spielzeug“, meint er.

„Unsere Vision ist ein 3D-Drucker in jedem Haushalt“, so Pirate3D-CEO Roger Chang. Um dem näher zu kommen, setzt man beim Buccaneer nicht nur auf einen niedrigen Preis. Das Unternehmen stellt auch eine einfache Bedienung per Smartphone oder Tablet in Aussicht, die via WLAN mit dem 3D-Drucker kommunizieren. Der Druck erfolgt aus schmelzfähigem Kunststoff, mit einer Schichtdicke von im Bestfall 100 Mikrometern bei einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Millimetern pro Sekunde. Weitere Details wird es wohl im Rahmen einer Kickstarter-Kampagne geben, die laut Hersteller schon in Vorbereitung ist.

Für viel mehr als kleine Modelle und lustige Figuren dürfte das Gerät aber nicht reichen. „Damit kann man wohl keine mechanisch belastbaren Objekte herstellen“, erklärt Jastram. Wer beispielsweise selbst Fahrrad- oder Mofa-Ersatzteile fertigen will, sollte sich keine Hoffnungen machen – dafür sind dem Experten zufolge derzeit sicher höherwertige industrielle Geräte nötig, die 150.000 Euro und mehr kosten. Selbst für Hobby-Anwendungen sieht der 3D-Labor-Leiter eine potenzielle Hürde in dem mit 15 mal zehn mal zwölf Zentimetern nicht wirklich überragend großen Druckbereich.

Die Krone des erschwinglichsten 3D-Druckers beansprucht Pirate3D jedenfalls zu unrecht. Die Makibox gibt es schon ab 200 Dollar – und sie zeigt, welche Einschränkungen Billig-Geräte oft haben. „In die Makibox kann man schön reinschauen und sieht, dass die nicht so stabil ist“, erklärt Krux. Zwar hat Pirate3D noch keine echten Einblicke ins Innenleben seines Druckers gegeben – doch steht nach Ansicht des österreichischen Reprap-Vertreters zu befürchten, dass wie bei anderen Billig-Geräten schon nach relativ wenigen Druckvorgängen Fehler auftreten und ein Reparaturbedarf entstehen könnte.

Immerhin, nachdem es bereits 1978 erste 3D-Druckverfahren gab, gibt es jetzt endlich breiteres Interesse. „Dass 3D-Druck jetzt so boomt, liegt an Open-Hardware-Projekten wie Reprap“, ist Jastram überzeugt. Es sei gut möglich, dass Pirate3D dank eben solcher Projekte massiv an den Entwicklungskosten sparen konnte. Zudem fördert Singapur seine 3D-Druckindustrie über fünf Jahre mit insgesamt 500 Mio. Dollar. Es ist also denkbar, dass sich Pirate3D beim Buccaneer letztlich eine für den geringen Endkundenpreis relativ gute Produktqualität leisten kann. (pte)


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