In einem Bewerbungsgespräch steht viel auf dem Spiel. Wir zeigen Ihnen was Sie tun können, wenn etwas schief läuft. [...]
Sie wollen den alten, vielleicht langweiligen Job hinter sich lassen und der besser bezahlte Job mit mehr Verantwortung ist in Reichweite. Doch vor allem in solchen mit Spannung erwarteten Situationen läuft irgendetwas schief – und hinterher grübelt man verzweifelt. Auch wenn Sie nicht gerade einen dieser schlimmsten Fehler im Bewerbungsgespräch begangen haben, muss man trotzdem hinterher manchmal den Schaden begrenzen.
Doch das ist gar nicht so leicht. Die Gefahr ist groß, dass Sie den guten Eindruck, den Sie hinterlassen haben, durch hektische Aktivität wieder ruinieren. Oder schlimmer: Sie stoßen den Interviewpartner erst mit der Nase auf den Patzer, den Sie begangen haben. Ohne Ihr Eingreifen wäre dem Personaler der Fehler gar nicht aufgefallen.
1. Nicht grübeln
Das Gespräch noch einmal durchgehen – ganz normal. Hat man auch wirklich gelächelt? Am Ende noch ein paar Fragen gestellt? Aber zweifeln Sie nicht jedes einzelne Detail an. Ihre vermeintlichen Fehler sind aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin nur für Sie selbst sichtbar. Ihrem Gesprächspartner ist es mit Sicherheit nicht aufgefallen, dass ihr persönlicher Fünf-Jahresplan nicht völlig ausgearbeitet war oder dass ihre Stimme einmal gezittert hat.
Grübeln Sie nicht darüber nach. In den meisten Fällen müssen Sie Ihre „Fehler“ nicht ansprechen. Im Gegenteil, wenn Sie den Personaler darauf hinweisen, klingt das in seinen Ohren sogar noch schlimmer, als es tatsächlich war. Wenn Sie sich aber ganz sicher sind, dass Sie eine Frage wirklich nicht professionell beantwortet haben oder wichtige Einzelheiten, etwa Ihre Social Media Kompetenz, nicht angesprochen haben, dann müssen Sie sich überlegen, was Sie dagegen tun können.
2. Legen Sie sich eine Strategie zurecht
Die Schadensbegrenzung ist nicht leicht: Einige Personaler oder Chefs mögen Ihre Eigeninitiative, anderen fallen Ihre Patzer umso mehr auf. Fragen Sie sich vorher also, ob Ihr Nachschlag das auch wert ist:
War Ihr Patzer spielentscheidend? Überlegen Sie sich, ob er einen wirklich großen Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen Sie hat. Nur, wenn Sie zum Beispiel eine wirklich wichtige Information über sich nicht weitergegeben haben – etwa, dass Sie kein Problem damit haben, in eine andere Stadt zu ziehen, wenn der Job das erfordert – und das den Ausschlag geben wird, dann können Sie per E-Mail nachlegen. Das könnte letztlich tatsächlich den Zuschlag für Sie bedeuten. Nur dann ist das Risiko gerechtfertigt.
Wenn Sie aber nur etwas Banales vergessen haben, dass mit Ihrer künftigen Position nichts zu tun hat: Denken Sie daran, dass es sich auf die Entscheidung wahrscheinlich nicht auswirken wird. Wägen Sie also in Ruhe ab, ob es das Risiko wert ist. Nicht das einzige, was Bewerber beachten sollten.
Können Sie mit Zusatzinformationen noch was rausholen? Schadensbegrenzung funktioniert nur, wenn die zusätzlichen Informationen präzise weitergegeben werden. Es reichen ein paar Sätze, etwa über ein Projekt, dass Sie nicht erwähnten, das aber perfekt zur Stelle passt. Brauchen Sie aber länger für die Ausführung: Lassen Sie es. Erst recht, wenn sich alles wie eine Entschuldigung anhört und keine neuen Informationen bereit hält. Das mögen Personaler nicht.
Wenn Sie jetzt das Gefühl haben, dass Sie eine wirklich wichtige Information vergessen haben, die das Gespräch zu Ihren Gunsten ausgehen lässt: Wagen Sie sich ran. Aber vorsichtig.
3. Mit Stil vorgehen
Ein lockerer Kommentar ist wohl der beste Weg, um unfallfrei davon zu kommen. Eine Entschuldigung wirkt fehl am Platz und ist nicht angebracht. Außerdem sollte Ihre Follow-Up-E-Mail möglichst kurz sein – sich großartig zu erklären, dafür ist kein Platz. Weisen Sie möglichst im Vorbeigehen etwa auf Ihre Erfahrungen im Social Media Bereich hin, aber entschuldigen Sie sich nicht dafür, dass Sie es „vergessen“ haben.
Wenn Sie Referenzen haben, ist es auch eine gute Idee, ihnen Bescheid zu sagen, welche Informationen sie besonders betonen sollen. So können ihre Referenzen ihren Patzer elegant ausbügeln. Gegebenenfalls kann Ihr künftiger Chef dann noch einmal bei Ihnen nachfragen.
4. Lernen Sie daraus
Der Fehler ist gemacht, die Vergangenheit können Sie nicht ändern. Aber vielleicht können Sie für das nächste Mal etwas daraus lernen. Überlegen Sie sich, was im Grund der wirkliche Fehler war. Wenn Nervosität der Grund war, üben Sie mit einem Kollegen oder einem Karrierecoach die Interviewsituation. Je häufiger Sie eine nervenaufreibende Situation üben, desto leichter fällt es Ihnen, wenn Sie wirklich dran sind. Haben Sie aber eine wirklich wichtige Information nicht erwähnt, deutet das eher auf schlechte Vorbereitung hin.
Für das nächste Interview: Überlegen Sie sich vorher, welche Ihrer Erfahrungen genau zu dem Job passen. Machen Sie sich ein paar Notizen und nehmen Sie den Zettel mit ins Gespräch. Vielleicht haben Sie vor dem letzten Händedruck noch einmal Zeit, darauf zu schauen. Dann kann das nächste Vorstellungsgespräch gar nicht so schlimm sein.
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