5 Gründe: Warum Entwickler Low-Code brauchen

Low-Code Technologien und Plattformen können, trotz anfänglicher Skepsis, eine wichtige Workflow-Optimisierung für die Zukunft werden. [...]

(c) Pixabay

Softwareentwickler und -architekten standen Low-Code-Technologien lange skeptisch gegenüber. Dafür gibt es heute keinen Grund mehr.
Heutzutage ermöglichen ausgereifte Low-Code-Plattformen es agilen Entwicklungsteams:

  • produktiver zu arbeiten,
  • bessere Qualität abzuliefern und
  • häufiger zu deployen.

Profis im Bereich Softwareentwicklung nutzen Low-Code-Technologien, um Anwendungen, Workflow-Integrationen, Daten-Pipelines, Data Streams, Dashboards, Testautomatisierungen oder Machine-Learning-Modelle zu erstellen.

„Low-Code ist ein mächtiges Konzept, das auch 2022 zunehmend zur Anwendung kommen wird. Es setzt IT-Ressourcen frei, versorgt Fachabteilungen mit hochgradig maßgeschneiderter Software und unterstützt letztlich die digitale Transformation. Allerdings muss Low-Code auf skalierbaren Datenplattformen und strengen Governance-Modellen aufbauen. Anderenfalls kann die Fülle benutzerdefinierter Anwendungen in einen Datensilo-Albtraum münden“, erklärt Brian Platz, Co-CEO und Mitbegründer der Web3-Datenplattform Fluree.

Wir haben mit einigen Profis und Experten darüber gesprochen, warum Technologieunternehmen Low-Code-Lösungen in ihre Unternehmensarchitekturen einbeziehen sollten.

1. Technische Schulden vermeiden

Eine OutSystems-Studie über die wachsende Bedrohung durch technische Schulden kommt zu dem Ergebnis, dass Unternehmen mehr als 40 Prozent ihrer IT-Budgets aufwenden, um Technical Debt abzuwenden – statt den Betrieb aufrechtzuerhalten oder neue Funktionen zu entwickeln. Als die beiden kritischsten Probleme wurden dabei die Fluktuation in Entwicklungsteams und zu viele Entwicklungssprachen und -Frameworks genannt.

Bei Low-Code-Lösungen handelt es sich in der Regel um visuelle Programmierparadigmen, die auch für Development-Einsteiger leicht zu verstehen und zu pflegen sind. Zudem verfügen Low-Code-Plattformen in der Regel über APIs und andere standardisierte Erweiterungsmöglichkeiten.

Laut Jay Parnau, Senior Technical Success Manager bei OutSystems, vereinfachen Low-Code-Technologien auch den Support der Produktion: „Vor Low-Code habe ich die Hälfte meiner Zeit als Entwickler damit verbracht, neue technische Schulden zu vermeiden oder auf Abruf bereitzustehen, falls die Fehler eines anderen ein System um 2 Uhr nachts zum Absturz bringen. Jetzt kann ich mir sicher sein, dass die Low-Code-Plattform mir den Rücken stärkt, wenn es darum geht, die Dinge richtig zu machen. Für die Wartung ist nur noch ein Bruchteil der Arbeit nötig, die ich früher leisten musste.“

2. Employee Experience to Go

Laut Rosaria Silipo, Principal Data Scientist und Head of Evangelism beim Analytics-Anbieter KNIME, können Low-Code-Plattformen die Kommunikation und die Sammlung von Anforderungen vereinfachen: „Ein auf visueller Programmierung basierendes Low-Code-Tool könnte Ihre Antwort auf die Kommunikation mit Abteilungen sein, die weniger mit Code-Kenntnissen ausgestattet sind. Durch den Einsatz von Low-Code-Tools können Fachleute wertvolle Zeit sparen, die sie für andere Probleme verwenden können – einschließlich solcher, die Programmierarbeit erfordern.“

Gloria Ramchandi, Senior Director of Product beim DevOps-Anbieter Copado, stimmt zu und ergänzt, dass Low-Code den Entwicklungsteams auch dabei helfe, geschäftliche Anforderungen zu erfüllen. „Die leitenden Entwickler und Softwarearchitekten mussten mit der Nachfrage nach schnellerer Softwareentwicklung Schritt halten. Diese ‚Code-Barriere‘ mit Low-Code-Plattformen zu durchbrechen, hilft den Teams, die Zeit bis zur Markteinführung wichtiger Builds zu verkürzen und die Innovationsgeschwindigkeit zu erhöhen.“

3. Abläufe vereinfachen

Wenn es einfach ist, Applikationen zu erstellen, wie können Softwarearchitekten dann Anwendungssilos vermeiden? Wie kann Low-Code dabei helfen, Arbeitsabläufe zwischen Applikationen, Software-as-a-Service und Unternehmenssystemen zu integrieren? Chris Smith, Developer Advocate beim Low-Code-Anbieter Retool, ist mit Integrations-Herausforderungen dieser Art vertraut: „Die Welt der Unternehmenssoftware ist zunehmend fragmentiert. Es gibt Hunderte von vertikal-spezifischen Cloud-Anwendungen, die alle Funktionsbereiche eines Unternehmens dabei unterstützen, effizienter zu arbeiten. Diese Anwendungen müssen zunehmend in Geschäftsprozesse integriert werden, die für jedes Unternehmen individuell sind. Entwickler begrüßen Low-Code-Plattformen, da sie schnelle, funktionale Bausteine bieten, die dieses fragmentierte Integrationsproblem lösen.

Doch es geht nicht nur um die Workflow-Integration. Softwarearchitekten müssen sich auch Gedanken darüber machen, wie sie die wachsende Anzahl von Datenquellen einbinden. Laut Silipo bieten Low-Code-Tools hier einen einfachen Weg: „Die Datenquellen kommen von verschiedenen Anbietern und bieten oft keine Standardzugriffsmuster. Ein Low-Code-Tool könnte diese Aufgabe übernehmen und einen standardisierten, einfachen Zugang zu vielen verschiedenen Datenquellen bieten.“

4. Mehr automatisieren

Neben der Verbesserung der Mitarbeitererfahrung und der Workflow-Integration, ist es auch wichtig, Geschäftsprozesse zu automatisieren. Laut Mahesh Rajasekharan, CEO beim Softwareanbieter Cleo, sind Low-Code-Plattformen auch eine Option, um mehr Prozesse zu automatisieren, beziehungsweise manuelle Prozesse zu reduzieren.

„Eine der wichtigsten Lehren aus der COVID-19-Krise ist die Erkenntnis, wie viele manuelle Geschäftsprozesse es in vielen Unternehmen immer noch gibt und wie sehr das deren Geschäfte während der Pandemie behindert hat. Um eine neue Stufe der Automatisierung zu erreichen, werden die Unternehmen Low-Code-Technologien einsetzen, die es ihnen ermöglichen, alles zu automatisieren, um Risiken und Sicherheitslücken in geschäftskritischen Kernprozessen zu beseitigen.“

5. Transformation beschleunigen

Obwohl die allgemeine technische Verschuldung eine Herausforderung darstellt, sind monolithische Systeme für viele Unternehmen das wahre Hemmnis. Die Frage ist nur: Wie können Softwarearchitekten sicherstellen, dass das, was heute entwickelt wird, morgen einfacher zu warten, zu supporten und auf künftige Geschäftsanforderungen anpassbar ist?

Microservices- und Serverless-Architekturen sind an dieser Stelle mögliche Ansätze, aber die meisten Unternehmen können es sich schlicht nicht leisten, diese Architekturen auf jeden Geschäftsbedarf anzuwenden. Zeev Avidan, Chief Product Officer beim Integrationsanbieter OpenLegacy, ist davon überzeugt, dass Low-Code einen Paradigmenwechsel für die IT darstellen kann: „Low-Code und No Code können dazu beitragen, alle Aspekte der IT zu revolutionieren – von der Front-End-Anwendungsentwicklung bis hin zu den komplexesten Legacy-Integrationen. Für viele Entwickler liegt eine der größten Hürden bei der digitalen Transformation darin, den Zugang zu Daten und Geschäftslogik zu demokratisieren, die sich in monolithischen Kernsystemen befinden.“

Es besteht kein Zweifel daran, dass in Unternehmen, die ihre digitale Transformation vorantreiben, ein wachsender Bedarf an Anwendungsentwicklung, Integration und Automatisierung entsteht. Low-Code-Plattformen ermöglichen, die Entwicklungskapazitäten zu erweitern, indem sie Pro-Code-Optionen für die strategisch wichtigen Business Cases und Low-Code als Beschleuniger für andere Geschäftsanforderungen nutzen.

*Isaac Sacolick ist Autor des Amazon-Bestsellers „Diving Digital: The Leader´s Guide to Business Transformation thourh Technology“.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.


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