Bei der Einführung neuer Produkte ist insbesondere der Einkauf gefordert, so der Softwareanbieter Ivalua. [...]
Veränderte und neue Kundenanforderungen verkürzen die Innovations- und Lebenszyklen vieler Produkte und beschleunigen damit die Entwicklung neuer Waren und Dienstleistungen. Zudem erweitern viele Fertigungsunternehmen ihre Produktportfolios, um weiter zu wachsen. Der erfolgreiche Weg zum neuen Angebot, auch als New Product Introduction (NPI) bezeichnet, birgt jedoch zahlreiche Stolpersteine.
Über 40 Prozent der NPI-Projekte scheitern oder erreichen die gesteckten Ziele nicht, besagt eine Studie von Gartner. Viele Faktoren und Abteilungen müssen perfekt zusammenspielen, um den Launch eines neuen Produkts zu einem vollen Erfolg zu machen. Gemeinsam mit dem Einkauf hat das NPI-Team dabei einige kritische Hürden zu nehmen. Die 6 wichtigsten hat der Softwareanbieter Ivalua zusammengefasst.
Aus dem Ruder laufende Produktkosten
Sehr oft werden Kosten und Machbarkeit von Komponenten erst transparent, wenn es für Änderungen zu spät ist. Der Grund: mangelnde Zusammenarbeit in der Konstruktionsphase, intern wie extern. Dies lässt sich verhindern, indem sich Beschaffungs- und Lieferantenentwicklungsteams frühzeitig mit Schlüssellieferanten vernetzen. Außerdem zeigt eine automatisierte Analyse der Stückliste (Bill of Material), wie sich verschiedene Komponenten beziehungsweise Lieferanten auf die Profitabilität auswirken.
Verspätete Markteinführung
Verzögerungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben: Konstruktionsänderungen in einem späten Stadium, schlechte Lieferbereitschaft oder Qualitäts- und Fertigungsprobleme bei der Umstellung auf die volle Produktion. Um Probleme schnellstmöglich zu erkennen und zu adressieren, hilft ein konsequentes Projektmanagement. Nur so lassen sich Projektlaufzeiten minimieren und alle Vorteile eines frühen Markteintritts ausschöpfen.
Unvollständige Lieferantenbewertungen
Wie pünktlich hat ein Lieferant in der Vergangenheit geliefert? Verfügt er über die nötige Kapitaldecke und erforderliche Erfahrung, um das Projekt zu stemmen? Lässt er unter fairen Bedingungen produzieren? Mit unzureichenden Lieferantenbewertungen setzt ein Unternehmen NPI-Projekte aufs Spiel. Es empfiehlt sich daher, die Leistung der Lieferanten, ihre Fähigkeiten und Grenzen sowie ihre finanzielle Situation und andere Risikoindikatoren laufend zu messen und zu überwachen.
Unerwartet großer Erfolg
Weckt ein Produkt das Interesse besonders vieler Kunden, ist dies Fluch und Segen zugleich. Denn eine überraschend hohe Nachfrage baut enormen Druck in der Lieferkette auf. Dann kann es zu Bestandsengpässen und dadurch zu Umsatzeinbußen kommen. Vor allem Lean-Initiativen wie die Just-in-Time-Produktion sind dafür sehr anfällig. Eine bewährte Gegenstrategie besteht darin, durch den Vergleich mehrerer Nachfrageszenarien die Lieferbasis zu identifizieren, die über ausreichende Produktionskapazitäten verfügt. Bei Bedarf stehen dann zusätzliche Zulieferer mit erweiterten Ressourcen bereit.
Mängel in der Produktqualität
Mit steigender Produktkomplexität wächst auch das Risiko von Qualitätsproblemen. Werden Qualitätsmängel erst während des Pre-Launch-Tests oder, noch schlimmer, nach der Einführung eines neuen Produkts erkannt, kann dies den Projekterfolg gefährden. Wählen Beschaffung und Lieferantenentwicklung Komponentenlieferanten aufgrund früherer Qualitätsleistung und ihrer bekannten Fähigkeiten, lassen sich Qualitätsrisiken deutlich minimieren. Standardqualitätsprozesse wie Erstbemusterung (First Article Inspection), Produktionsteil-Abnahmeverfahren (Production Part Approval Process), APQP (Advanced Product Quality Planning) oder VDA 6.3 (Verband der Deutschen Automobilindustrie) beziehen Lieferanten von Anfang an kollaborativ mit ein. Sie stellen sicher, dass die Anforderungen verstanden und konsequent erfüllt werden. Mit Trainings und Weiterentwicklungsprogrammen fördert das Procurement darüber hinaus langfristig die Kompetenzen seiner Top-Zulieferer.
Fehlende Innovation und Differenzierung
Ein weiterer Treiber für NPI-Fehler ist eine mangelnde Produktdifferenzierung. „Was in der Vergangenheit funktioniert hat“, findet sich oft auch in neuen Designs wieder. Vorhandene Produktkomponenten werden wiederverwendet, etablierte Lieferanten wieder beauftragt. Die Folge ist nicht selten eine zu geringe wertsteigernde Differenzierung. Im schlimmsten Fall kommt es sogar zur Kannibalisierung bestehender Produkte. Dabei können Beschaffungsteams über eine enge Kooperation mit einzelnen Lieferanten eine höhere Profitabilität gezielt fördern, etwa mit Ideen zur Gewichtsreduzierung einer Komponente. Für ein Plus an Innovation sorgen auch Erfindungen von Lieferanten, die in ein neues Produkt einfließen. Denn Zulieferbetriebe haben mit ihrem fundierten Know-how das Potenzial, Produkte oder Produktion maßgeblich zu verbessern – zum finanziellen Vorteil beider Unternehmen.
Diese Beispiele zeigen deutlich: Erfolgreiche Hersteller innovativer Produkte punkten nicht nur mit standardisierten Prozessen und organisatorischer Disziplin. Hinter ihnen steht in der Regel eine vertrauenswürdige Lieferbasis, die auf das gemeinsame Ziel einer kollaborativen Innovation hinarbeitet. „Diese Hersteller fördern gezielt Transparenz und Zusammenarbeit zwischen ihren Beschaffungsteams, Lieferanten und internen Stakeholdern – unterstützt von intelligenten, kollaborativen und agilen IT-Lösungen“, weiß Jan-Hendrik Sohn, Regional Director DACH & CEE bei Ivalua. „Dies schlägt sich in einer gesteigerten Wertschöpfung nieder: Sie optimieren ihre Produktkosten, steigern die Qualität und verringern die Risiken.“
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