Ein System zur automatischen Text-Generierung hat rund 800.000 Bücher verfasst, die bei Amazon erhältlich sind. Der Marketing-Professor Philip M. Parker von der INSEAD Business-School hält ein Patent auf die Erfindung, wie singularityhub.com berichtet. [...]
Als Basis für die Texte dienen Informationen, die frei verfügbar sind. Parkers Algorithmen ziehen Fakten aus schriftlichen Quellen und erstellen daraus Bücher. Der Text wird dabei neu gestaltet, um Plagiate zu vermeiden. Die maschinell erstellte Literatur befasst sich hauptsächlich mit obskuren Themen, zu denen es keine von Menschen verfassten Werke gibt.
Eine Suche nach dem Autor Philip M. Parker bei Amazon.com liefert rund 100.000 Treffer, die laut dem Professor allesamt von seinem System geschrieben worden sind. Das gilt auch für weitere 700.000 Einträge, die Parkers Firma ICON Group International Inc. als Verfasser ausweisen. Die Texte, die als Bücher oder PDFs bestellbar sind, befassen sich mit extrem seltenen Krankheiten, dem Weltmarkt für Kondome oder einem Ausblick für den Toilettensitz-Markt. Auch Wörterbücher und Kreuzworträtsel-Werke befinden sich unter den Suchergebnissen.
Manche der bei Amazon aufscheinenden Bücher sind noch gar nicht verfasst. Die Texte werden erst „geschrieben“ und eventuell gedruckt, nachdem ein Kunde eine Bestellung aufgibt. Da Parkers System ein ganzes Buch in rund 20 Minuten verfasst. Die Algorithmen werden mit Vorgaben gefüttert, wie die Information verpackt werden soll. Dafür gibt es Vorlagen, die sich an entsprechender Fachliteratur orientieren. So soll das Endprodukt wirken, als wäre es von einem Experten verfasst worden. Die Software formuliert also streng nach Vorschrift vorhandenes Faktenwissen auf immer neue Weise in Fließtexten aus.
Neben Büchern schreibt Parkers System auch Berichte für Unternehmen, die Kunden von ICON sind. Die bei Amazon erhältlichen Werke haben teilweise recht stolze Preise, in manchen Fällen werden dreistellige Dollarbeträge verlangt. Bei Herstellungskosten von 20 bis 50 US-Cent pro Ausgabe lohnt sich das auch dann, wenn die Bücher so speziell sind, dass sich nur eine handvoll Leser weltweit dafür interessieren. Dieser Long-Tail-Ansatz ist auch der Grund für die enorme Anzahl an Werken, die Parker anbietet. Die Werke sind nach ersten Rückmeldungen durchaus flüssig zu lesen.
„Es gibt mittlerweile sehr viele Systeme, die Texte generieren. Die Bandbreite ist groß, auf dem Gebiet wird immerhin schon seit den 1960er-Jahren geforscht. Bei einfachen Texten wie Börsenberichten, wo Daten nach klaren Regeln in einfache Sätze verpackt werden, sind die Ergebnisse schon gut. Ein maschineller Goethe wird aber noch lange auf sich warten lassen. Bei technischen Handbüchern ist ein Einsatz von Algorithmen weitaus früher zu erwarten“, sagt Experte Ernst Buchberger von der Med-Uni Wien gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext. (pte)
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