86 Prozent der Deutschen haben Angst, dass ihre Daten aus Corona-Contact-Tracing missbraucht werden

Neue Studie von Okta zeigt: Verbraucher fühlen sich unwohl dabei, dass ihre Daten für das Contact-Tracing zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie erfasst werden. Gleichzeitig sind sie sich aber nicht bewusst, in welchem Umfang Online-Aktivitäten von Unternehmen erfasst werden. [...]

Ein Großteil der deutschen Befragten fühlt sich unwohl bei der Vorstellung, dass ihre Daten verkauft werden. (c) Sergey Nivens - Fotolia
Ein Großteil der deutschen Befragten fühlt sich unwohl bei der Vorstellung, dass ihre Daten verkauft werden. (c) Sergey Nivens - Fotolia

Weltweit gibt es Bemühungen, die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie mithilfe der Erfassung von Smartphone-Daten einzudämmen. Wie stehen Verbraucher in verschiedenen Ländern diesen Maßnahmen gegenüber? Aus der aktuellen Studie „The Cost of Privacy – Report zur Digitalen Identität in 2020“ von Okta geht hervor, dass in Deutschland 81 Prozent der Befragten besorgt sind, dass die Erfassung ihrer Daten zu stark in ihre Privatsphäre und den Datenschutz eingreift. 84 Prozent befürchten, dass ihre Daten nicht sicher sind und 86 Prozent haben Angst, Unternehmen könnten ihre Daten missbrauchen und für andere Zwecke nutzen. Mehr als drei Viertel (81 Prozent) befürchten, dass ihre Daten für personalisierte Werbeanzeigen genutzt werden könnten.

Die Okta-Studie „The Cost of Privacy – Report zur Digitalen Identität in 2020“ hat die Wahrnehmung des persönlichen Datenschutzes und der Privatsphäre von Verbrauchern im Cyberspace untersucht. Weltweit wurden 12.000 Verbraucher befragt, 2.000 aus Deutschland.

Verbraucher unterschätzen das Datensammeln von Unternehmen

Obwohl das Misstrauen gegenüber der Datenerfassung für das Contact Tracing groß ist, unterschätzen Verbraucher weltweit in welchem Maß Unternehmen ihre Online- und Offline-Aktivitäten tracken. So nehmen beispielsweise 51 Prozent der in Deutschland Befragten an, dass ihre Social-Media-Aktivitäten nicht von den entsprechenden Anbietern getrackt werden und 37 Prozent glauben, dass Online-Händler keine Daten über ihre Kaufhistorie erfassen.

Gestiegenes Bewusstsein für Datenerfassung dank Corona

Die Studie von Okta ergab, dass sich in Deutschland die meisten Verbraucher (83 Prozent) der Bemühungen zur Verfolgung von COVID-19 durch die Datenerfassung per Smartphone bewusst sind. Zudem hat die Pandemie nach eigenen Angaben bei mehr als einem Viertel der Befragten (27 Prozent) das Bewusstsein für die Datenverfolgung geschärft – wahrscheinlich aufgrund von Medienberichten zu diesem Thema.

Verbraucher möchten ihre Daten nicht zu Geld machen

Ein Großteil der deutschen Befragten (94 Prozent) fühlt sich unwohl bei der Vorstellung, dass ihre Daten verkauft werden, insbesondere Browsing-Daten (84 Prozent), Informationen zu Offline-Gesprächen, die zum Beispiel über ein Smart-Gerät mitgehört werden (84 Prozent) sowie biometrische Daten (83 Prozent).

Auf die Frage, ob Verbraucher ihre Daten lieber verkaufen oder kostenlos weitergeben würden, geben mehr als 90 Prozent in allen befragten Ländern an, dass sie das Geld nehmen würden. 31 Prozent der Amerikaner würden gerne 100 US-Dollar oder mehr im Gegenzug dafür erhalten, dass Unternehmen auf ihren Browserverlauf oder ihre Social-Media-Daten zugreifen dürfen. Im Fall von Facebook mit 2,5 Milliarden Nutzern ergäbe das in Summe ca. 250 Milliarden Dollar.

„Auch wenn sich Organisationen in Europa natürlich an die Richtlinien der DSGVO halten müssen, sollten Unternehmen gegenüber Verbrauchern aktiv noch transparenter sein, welche Daten sie sammeln, wie sie sie speichern und für welche Zwecke sie genutzt werden. Nur so können sie das Vertrauen der Verbraucher stärken“, kommentiert Sven Kniest, Regional Vice President Central and Eastern Europe bei Okta. „Nicht zuletzt, weil im Zuge der Corona-Pandemie und der öffentlichen Diskussionen um die Entwicklung der Contact-Tracing-App das Bewusstsein für das Datentracking gestiegen ist, sollten wir ganz offen über die Erfassung von Daten sprechen: Unternehmen benötigen zwar Daten, um innovativ zu sein und besser zu werden, wenn sie jedoch nicht transparent sind in Bezug auf die Daten, die sie erfassen, riskieren sie, Kunden zu verlieren.“

„Die Ironie bei der aktuellen Besorgnis um die Erfassung von Daten für das Contact Tracing besteht darin, dass die Sensibilität abnimmt und die Verbraucher sich der potenziellen Risiken im Zusammenhang mit der Datenerfassung weniger bewusst sind, wenn es nicht mehr direkt um das Thema COVID-19 geht. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie viele ihrer Daten gesammelt werden und was die Auswirkungen sind“, kommentiert Marc Rogers, Executive Director of Cybersecurity bei Okta und Organisator der weltweit größten Hacking-Konferenz DEF CON.

„Es ist wichtig, dass wir bei der Eindämmung der Pandemie alle an einem Strang ziehen. Wir haben Verbraucher in Deutschland gefragt, was getan werden kann, damit sie sich mit dem Smartphone-Contact-Tracing sicherer fühlen. Das Ergebnis: 46 Prozent sind für eine zeitliche Begrenzung der Datenerfassung, 44 Prozent für die Notwendigkeit einer ausdrücklichen Zustimmung und 41 Prozent für die Sicherstellung, dass die Daten nicht an Organisationen außerhalb von Deutschland weitergegeben werden“, so Sven Kniest.


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