So mancher wendige Emporkömmling versucht, den altgedienten Dickhäutern den Schneid abzukaufen - auch wenn es um die Cloud geht. Wir zeigen Ihnen neun Alternativen zu AWS, Microsoft Azure und Google Cloud. [...]
Der Blick auf die Cloud-Abrechnung, tut in aller Regel weh. Zwar rechnen Hyperscaler wie AWS, Google und Micrsosoft ihre Services in Cent-Bruchteilen ab – diese können sich unter dem Strich allerdings zu einem beträchtlichen Betrag aufsummieren. Die gute Nachricht dabei: Die Optionen für Anwender werden immer vielfältiger, da kleinere Cloud-Anbieter vor allem über den Preis konkurrieren.
In vielen Fällen trifft das Adjektiv „kleiner“ auch nicht wirklich auf diese alternativen Anbieter zu und ist lediglich der Größe und Sichtbarkeit der Cloud-Instanzen selbst geschuldet. Deshalb bevorzugen viele der Anbieter in dieser Liga auch den Begriff „unabhängig“, während sie sich auf die beliebtesten Services – von einfachen Instanzen unter Linux bis hin zu Commodity Block und Object Storage – konzentrieren und dafür Preise aufrufen, die im Vergleich zu den Hyperscalern um 40 bis 80 Prozent niedriger ausfallen können.
In vielen Fällen sind darüber hinaus zusätzliche Rabatte möglich, die oft übersehen werden und mit diversen Preismodellen für Funktionen wie Datenexfiltration können Anwender noch mehr Geld sparen. Allerdings sind „unabhängige“ Cloud Services nicht für jeden geeignet. In vielen Fällen können solche Clouds nicht auf große Research Teams zurückgreifen, die anspruchsvolle KI- oder ML-Tools entwickeln und auch die Zahl der unterstützten Betriebssysteme und Architekturen bleibt hinter den Angeboten von AWS, Azure und Google Cloud zurück.
Cloud-Anbieter: 9 Hyperscaler-Alternativen
Doch einige clevere Anbieter unabhängiger Clouds machen genau das zum Verkaufsargument – getreu dem Motto ‚weniger ist mehr‘. Wenn Ihr Team mit einfachen Instanzen arbeiten kann, der Gedanke an Komplexitätsreduktion erquickend klingt oder der CFO drängelt, endlich die Cloud-Kosten in den Griff zu bekommen, könnte eine dieser Optionen die Richtige für Sie sein.
Backblaze
Das Unternehmen ist vor allem für sein Backup-Produkt für Privatanwender bekannt. Backblaze bietet allerdings auch eine API an, die mit Amazon S3 kompatibel ist und mit der auch Entwickler ihre Daten speichern können. Der Service mit der Bezeichnung B2 Cloud Storage kostet fünf Dollar pro Terabyte pro Monat und liegt damit circa 70 Prozent unter den Listenpreisen von AWS.
Die Service-Level-Agreements (SLAs) versprechen eine Verfügbarkeit von 99,9 Prozent und die Cloud ist für viele Compliance-Standards zertifiziert.
Cloudflare
Mit einem intelligenten Content-Delivery-Netzwerk, das die Bandbreitenkosten für statische Inhalte reduzieren kann, hat sich Cloudflare einen Namen gemacht. Um mehr zu tun, als nur unveränderliche Kopien in einem Cache zu halten, hat das Unternehmen seine Services erweitert. Zum Beispiel um das Produkt „Workers“, das beliebige Funktionen ausführt (die in JavaScript, Rust, C oder C++ geschrieben sind) und nach Ressourcenverbrauch abrechnet. Bei Funktionen, die nur gelegentlich genutzt werden, kann das Serverless-Modell erheblich Geld sparen. „Pages“ ist ein weiteres Produkt und eng mit Git Repositories verbunden – Sie müssen nur etwas Jamstack-Code einbringen, der Rest geht automatisch.
Alle Dienste aufzulisten würden den Rahmen dieses Artikels sprengen – Cloudflare ist auf dem Weg zum Full-Service-Anbieter mit vielen Optionen für den Aufbau von Cloud-Diensten, Netzwerken und APIs, die auf dem Edge laufen.
Wasabi
Analog zum Datenaufkommen steigt auch die Verfügbarkeit, datenzentrierter Services. Wasabi ist ein weiterer unabhängiger Cloud-Anbieter, der eine kostengünstige Datenspeicherung über eine API nach dem Vorbild von Amazon S3 bietet. Dazu kommen zusätzliche Funktionen wie reservierter Speicherplatz, der größeren Kunden Rabatte ermöglicht, die am Ende dazu führen können, dass der Service günstiger kommt, als eigene Festplatten zu hosten. Unternehmen, die Ransomware-Sorgen umtreiben, können zudem auf den unveränderlichen Air-Gap-Speicher von Wasabi setzen.
Nach Einschätzung von Wasabi kostet der eigene Service rund ein Fünftel des Preises von Amazon S3 – ohne die Gebühren für Datenexfiltration.
Vultr
Die Basis-Cloud-Instanzen von Vultr, das auf Hardware älterer Generation setzt, beginnen bei 0,004 Dollar pro Stunde – kosten also nicht einmal drei Dollar pro Monat. Wenn Sie auf neuere, schnellere Rechner Wert legen, steigen die Preise.
Das Unternehmen bietet auch Kubernetes-Cluster, Bare-Metal-Maschinen und einige Objektspeicher an – zu vergleichsweise niedrigen Preisen. Das Unternehmen verweist außerdem darauf, 23 Rechenzentren rund um den Globus zu betreiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eines davon in Ihrer Nähe befindet, ist hoch.
DigitalOcean
Nach seinem Börsengang geht DigitalOcean nicht mehr als „klein“ durch, richtet sich mit seiner übersichtlichen Oberfläche aber auch weiterhin vor allem an Entwickler. Die DigitalOcean-Cloud bietet eine Mischung aus reiner Rechenleistung und Managed Services.
Sie können entweder Ihre eigene Datenbank aus einem kostenlosen Image auf dem Marktplatz einrichten oder Sie lassen DigitalOcean eine Maschine mit MySQL, MongoDB, PostgreSQL oder Redis managen. Eine Anwendungsplattform bietet auch Serverless-Optionen für Node.js, Python, Django, Go, PHP und statische Websites.
Linode
Das zum Sicherheitsanbieter Akamai gehörende Linode bietet dedizierte CPUs, gemeinsam genutzte Prozessoren, GPUs oder Bare-Metal-Maschinen sowie eine breite Palette an Managed Services für Tools wie zum Beispiel Datenbanken. Block- oder Objektspeicher sind ebenfalls verfügbar und das Unternehmen legt großen Wert auf den Hinweis, keine Kostenfallen im Portfolio versteckt zu haben.
Linode bietet zudem kostenlose eingehende Übertragungen (bis zu ein TB ausgehend) und betreibt einen Marktplatz mit vorgefertigten Images für viele der beliebtesten Anwendungen (und auch für einige der obskureren). Einen eigenen Jitsi-Server einzurichten, dauert nur wenige Sekunden. Wenn Sie spezifischere Anforderungen haben, können Sie ein StackScript erstellen, das neue Instanzen entsprechend Ihrer Vorgaben konfiguriert.
SSD Nodes
Für Projekte, die viel RAM benötigen, ist das Preismodell von SSD Nodes wie gemacht: Das Unternehmen verlangt im Vergleich zur Konkurrenz wesentlich weniger für das Aufstocken des Arbeitsspeichers. Während einige Cloud-Anbieter den monatlichen Mietpreis für die doppelte Menge RAM verdoppeln, verlangt SSD Nodes lediglich eine moderateren Aufschlag, der näher am tatsächlichen Preis des Arbeitsspeichers liegt. Das Unternehmen legt seinen Fokus auf virtuelle, private Server mit langfristigen Verträgen. Im Fall von Verträgen, die 12 oder 36 Monate laufen, winken erhebliche Rabatte.
Hetzner
Wenn Sie eine Bare-Metal-Maschine zu niedrigen Preisen suchen, bietet Hetzner zahlreiche Optionen in verschiedenen Konfigurationen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf klassischen Servern, bei denen der gesamte Arbeitsspeicher und alle Laufwerke in einem Paket enthalten sind.
Hetzner hat jedoch auch einige Cloud-Instanzen in Rechenzentren in Deutschland, Finnland und den USA im Angebot. Abgerechnet wird nach einem Stundensatz, aber das Unternehmen ermöglicht auch ein monatliches Preislimit, um die Rechnungen für lang laufende Instanzen in Grenzen zu halten. Auch für Anwender, die das alte Managed-Server-Modell (beispielsweise für einfache WordPress-Webseiten) bevorzugen, finden hier preisgünstige Optionen.
Upcloud
Schnelle Server mit hoher Leistung stehen bei Upcloud im Mittelpunkt. Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben die „schnellste Cloud der Welt“, weil sein Blockspeicher „schneller als eine SSD“ sein soll. Die MaxiOPS-Technologie ist die Standardauswahl, aber Projekte, die kein Übermaß an Rechenleistung benötigen, können auf die festplattenbasierte HDD-Option umgestellt werden. Das Unternehmen bietet im Falle eines Ausfalls, der ein Zeitfenster von fünf Minuten überschreitet eine bis zu 50-fache Amortisation.
Die Upcloud-Produktlinie umfasst die üblichen Cloud-Instanzen – und solche, die in eine Private Cloud mit dedizierten Maschinen in einer separaten, physisch isolierten Umgebung partitioniert werden können. Auch Projekte, die auf Microsoft Windows laufen, können hier ein Cloud-Zuhause finden: Windows ist neben den üblichen Linux-Distributionen eine Option.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.
*Florian beschäftigt sich mit vielen Themen rund um Technologie und Management. Daneben betätigt er sich auch in sozialen Netzen.
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