97 Prozent aller Twitter-Tweets stammen von 25 Prozent der Nutzer

Dass Heavy User für einen Großteil aller Inhalte in Social Networks verantwortlich sind, ist bekannt. Eine US-Studie beleuchtet jetzt, wie groß die Unterschiede zwischen den Top-Schreibern auf Twitter und dem Rest wirklich sind. [...]

(c) pixabay.com

Jeder fünfte Twitter-Nutzer unter 30 sagt, er nutze den Dienst „täglich, zu oft, um es zu zählen.“ Das ist eins der erstaunlichen Ergebnisse, die eine Studie des Pew Research Institute zutage gebracht hat. Das Forschungsinstitut hatte US-Amerikaner nach ihren Einstellungen und Nutzungsgewohnheiten bezüglich des Kurznachrichtendienstes befragt. Die Studie zeigt deutlich: Es gibt eine Zweiklassengesellschaft auf Twitter, die Heavy User – und der Rest.

So sind ein Viertel aller Nutzer für 97 Prozent aller Inhalte verantwortlich. Was im Gegenzug bedeutet: Die anderen drei Viertel posten so gut wie gar nichts, sondern konsumieren nur passiv. Diese Zweiteilung zieht sich durch das weitere Nutzungsverhalten. So setzt ein Mitglied der „Top 25 Group“ im Schnitt 65 Tweets pro Monat ab – die anderen Nutzer posten im statistischen Mittel gar nichts. Bei den Likes sieht es ähnlich aus: Beiträge der Top-25-Nutzer bekommen im Schnitt 37 Likes pro Monat, beim Rest gibt es nichts zu liken. Wer nichts postet, hat auch keine Leser, so kommen Top-25-Poster im Schnitt auf 230 Follower pro Account, bei den weniger aktiven Nutzern sind es im Schnitt 29.

Selbst geschriebene Tweets sind Mangelware

Dabei machen selbst verfasste Tweets nur 14 Prozent des Beitragsaufkommens der Top-25 aus. Gut 80 Prozent ihrer Tweets sind entweder Retweets anderer Beiträge (49 Prozent) oder Antworten auf andere Tweets (33 Prozent). Bei weniger aktiven Nutzern haben selbst verfasste Tweets absoluten Seltenheitswert. Die große Mehrheit der wenigen Tweets, die sie versenden, sind – wie bei den Top-25 – Retweets oder Antworten.

Dass einer der von einem Twitterer verfassten Originalbeiträge von anderen retweetet wird, ist übrigens verhältnismäßig selten. Top-Poster erleben dies im Schnitt einmal pro Monat. Die aktive Twitter-Nutzung der Top-25 zeigt sich nicht nur in der Zahl ihrer Tweets und ihrer Follower, sondern auch daran, wem sie selbst folgen: Im Schnitt sind es 469 Accounts, aus denen sich ihr Twitter-Feed speist, bei dem inaktiven Rest sind es 125 Accounts.

Unterhaltung im Vordergrund

Mit der Intensität der Nutzung wandelt sich auch die Erwartungshaltung: So gaben 77 Prozent aller Top-25-Twitterer an, der Dienst sei eine Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern, beim großen Rest glauben dies nur 29 Prozent. Top-Twitterer geben auch an, sich durch Twitter besser informiert zu fühlen (8 Prozent), beim Rest fällt dieser Wert mit 69 Prozent geringer aus. Twitter als Plattform zum politischen Meinungsaustausch ist jedoch nur für 17 Prozent aller Nutzer der Hauptgrund, Twitter aufzurufen, währen die Hälfte aller Befragten die pure Unterhaltung in den Vordergrund stellt.

Vor allem während der Trump-Ära hatte Twitter als Massenmedium einen gewaltigen Aufschwung genommen. Donald Trump war der erste US-Präsident, der via Twitter zu seinen Anhängern sprach – und sich dabei von seinem Stab auch nicht beeinflussen ließ. Sein Twitter-Account hatte bis zu 88 Millionen Follower. Nach dem Sturm auf das Capitol am 6. Januar 2021 wurde er gesperrt – und ist es seitdem. 

*Frank Kemper stieß 2001 zum Team und leitete von 2013 bis 2020 die Print-Ausgabe von INTERNET WORLD BUSINESS. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München blickt auf über 30 Jahre Redaktionserfahrung zurück und ist nahezu ebenso lang online.


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