A-Trust: Digitale Identitäten sind keine Social Media Accounts

Die Signaturgesellschaft A-Trust hat es nicht leicht: Ihre Dienstleistungen wie Bürgercard oder Handy-Signatur sind schwer zu erklären und werden zu selten genutzt. In einer in Wien präsentierten Umfrage stellte sich zudem heraus, dass digitale Identitäten von vielen mit Social Media Accounts verbunden werden. [...]

„Soziale Netzwerke wie Facebook & Co. haben längst einen fixen Platz im täglichen Leben der Österreicherinnen und Österreicher“, so A-Trust-Geschäftsführer Michael Butz. „Regelmäßige Statusupdates, Likes, ortsbezogene Check-ins oder Fotouploads von sich und dem eigenen Umfeld führen dazu, dass User de facto einen noch nie dagewesenen digitalen Spiegel von sich im Internet anlegen. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass dadurch digitale Identitäten stark mit Sozialen Netzwerken verbunden werden und weniger mit dem, was sie eigentlich sind – nämlich ein wirklich sicherer digitaler Identitätsnachweis im Internet. Digitale Identitäten sind mehr als nur Facebook & Co.“
 In Zusammenarbeit mit PGM Research wurde erhoben, wie die Einstellung der Österreicher zum Einsatz von digitalen Identitäten im Internet ist, welche Probleme, Risiken und Bedenken sie in diesem Zusammenhang sehen und was sie von der Zukunft erwarten.

ANWENDER IM FOKUS

„Mit der Studie erhalten wir erstmals ein eigenständiges, umfangreiches Spiegelbild aus Anwendersicht“, erklärt Michael Butz die Beweggründe. Denn als Zertifizierungsdiensteanbieter hat A-Trust selbst keinen unmittelbaren Kontakt mit den Bürgern, sondern stellt jene Technologien zur Verfügung, die von Partnern in Wirtschaft und Verwaltung für deren Zwecke individuell weiterentwickelt und eingesetzt werden.
„Zwar haben wir sehr viele Projekte mit Unternehmen, kennen letztlich aber die tatsächlichen Anwender am anderen Ende der Leitung nicht. Und obwohl Österreich gerade im E-Government Bereich führend ist, steckt die Verbreitung von sicheren digitalen Identitäten im Privatbereich noch immer am Anfang“, weist Butz auf eine große Diskrepanz hin.
Die Studie hat ergeben, dass die Bekanntheit von digitalen Identitäten tatsächlich weit über deren tatsächlicher Nutzung liegt. Mit 88,6 Prozent weist die E-Card im privaten Bereich die höchste Bekanntheit und Nutzung auf. Lediglich 9,5 Prozent hingegen nutzen eine digitale Signatur im beruflichen Bereich, obwohl immerhin 33,3 Prozent davon wissen. Und obwohl die Bürgerkarte im privaten Bereich zwar bei 50,5 Prozent bekannt ist, nützen diese tatsächlich nur 8,6 Prozent. Ähnlich verhält es sich bei der privaten Nutzung einer Handy Signatur. Diese wird lediglich von 6,7 Prozent der Befragten genutzt, obwohl 31,4 Prozent angeben, diese zu kennen.
„Die Studie zeigt deutlich auf, dass es weniger an der Bekanntheit von sicheren Identitätslösungen mangelt, warum diese vergleichsweise selten eingesetzt werden, sondern dass die tatsächliche Anwendungsbereitschaft im täglichen Leben noch nicht angekommen ist“, so Butz.

RISIKEN

Die Argumente zu Risiken und Hindernissen der Anwendung liegen überwiegend im Bereich der Datensicherheit sowie dem Identitätsschutz und Identitätsmissbrauch. Dies zeigt eine zunehmende Verunsicherung der Bürger. 34,5 Prozent der Befragten nutzen keine digitalen Identitäten, weil sie in Bezug auf die Datensicherheit skeptisch sind. 17,9 Prozent nennen als Grund, dass sie das Internet gar nicht nutzen und für 11,9 Prozent ist der Einsatz zu kompliziert. 9,5 Prozent geben an, angebotene Dienste nicht zu nutzen, da sie sich damit nicht auskennen. 6,0 Prozent sehen die Nutzung nicht als Zeitersparnis und 3,6 Prozent geben an, nicht zu wissen, wo man den Einsatz anmelden kann.
Parallel sagen die Bürger voraus, dass die Bedeutung von sicheren digitalen Identitäten in Zukunft steigen wird. 80,9 Prozent der Befragten meinen, dass der sichere Identitätsnachweis im Internet immer wichtiger wird, 40,9 Prozent geben an, dass der sichere Identitätsnachweis die Sicherheit und Richtigkeit persönlicher Daten gewährleistet und 38,1 Prozent glauben, dass der sichere Identitätsnachweis einen hohen Schutz gegen Missbrauch durch Dritte bietet.
Um sichere digitale Identitäten tatsächlich stärker zu nutzen, haben die Befragten auch relativ klare Ansprüche an die Funktionen: 20,0 Prozent verlangen eine hohe Sicherheit der persönlichen Daten, jeweils 18,2 Prozent eine einfache und rasche Anwendung sowie Vertrauenswürdigkeit der Anwendungen. Weitere 13,9 Prozent erwarten sich Zeitersparnis gegenüber bisherigen Behördenwegen und persönlichen Anwendungen, 11,6 Prozent eine geringe Missbrauchsanfälligkeit und 9,4 Prozent Diebstahlschutz, z.B. von Codes und Passwörtern. Darüber hinaus geben 6,1 Prozent an, dass ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bzw. der geringe Kostenfaktor der Anwendung die Nutzung voraussetzen.

DATENSICHERHEIT

Angesprochen auf die Frage, welche Risiken mit digitalen Identitäten assoziiert werden, sehen 60,0 Prozent die generelle Datensicherheit sowie den Identitätsmissbrauch als größte Gefahr. Bezogen auf die Datensicherheit sehen dies vor allem 71,5 Prozent der bis zu 50jährigen und 52,1 Prozent jener bis 30 Jahre. Darüber hinaus geben dies auch 77,0 Prozent aller mit Pflichtschulabschluss, allerdings nur 40,0 Prozent aller FH/Uni-Absolventen an. 59,1 Prozent nennen den Identitäts- bzw. Datendiebstahl als Risiko, davon 80,0 Prozent all jener über 60 Jahre sowie 68,0 Prozent der Befragten mit BHS-Abschluss.
Das größte Hindernis zur Nutzung digitaler Identitäten in der Praxis sind allgemeine Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit mit 20,6 Prozent. 20,3 Prozent sagen, dass sie Gewohnheiten, bisherige Verhaltensmuster und gesellschaftliche Normen daran hindern, eine digitale Identität zu Nutzen. 17,5 Prozent nennen als Hindernis die mangelnde Akzeptanz und mangelndes Vertrauen gegenüber digitalen Anwendungen. 10,3 Prozent geben an, dass sie die Transparenz der Anwendungen für Dritte und den Weg zum „gläsernen Bürger“ als Hindernis sehen.
Derzeit gibt es nur rund 200.000 Benutzer von qualifizierten Signaturen. Jeweils ein Drittel entfällt auf Unternehmenskunden (vor allem Dienstausweise und Zutrittskarten), Privatkunden mit Bürgerkarte (E-Card, „Bankomatkarte“ und Co.) und die Handysignatur. Um mehr Nutzer, für die der Service übrigens kostenlos ist, zu lukrieren, müssten die sicheren Signaturen laut Butz vermehrt in der Wirtschaft und nicht nur beim E-Government eingesetzt werden. Sonst dürfte sich auch wenig am Umfrageergebnis ändern. (rnf/apa)

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