Nach zehnjähriger Übergangsfrist müssen Unternehmen spätestens mit 1.1.2016 vollständig barrierefrei sein und somit auch einen barrierefreien Zugang zu Websites ermöglichen. Das entsprechende Know-how dazu liefert ein Lehrgang der UBIT-Qualitätsakademie incite. [...]
Beim Design von Webseiten wird oft nicht berücksichtigt, dass viele Menschen körperliche Einschränkungen haben. Dann bilden bestimmte Techniken der Programmierung „Barrieren“ für deren Zugang zum Internet. Dies können beispielsweise fehlende Texte zur Beschreibung von Grafiken, eine unglückliche Auswahl der Farbkombinationen, unklar strukturierte Webseiten oder nicht bedienbare Navigationsmechanismen sein. Wenn aber Webgestalter auf eine gute Programmierung achten, erleichtern sie Menschen mit Sinnes- und Körperbehinderungen das Surfen im Netz, anstatt sie daran zu hindern. Eine barrierefreie Website ist also für jeden Benutzer mit jedem beliebigen Browser und jeder beliebigen technischen Ausstattung im vollen Umfang zugänglich und nutzbar.
NIE DAGEWESENE CHANCEN
Das Internet hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Informationssysteme entwickelt. Bei dieser Entwicklung wurde jedoch meist nicht auf Menschen mit Behinderung Rücksicht genommen. Mittlerweile wurde jedoch erkannt, dass gerade für diese Personengruppe der Zugang zum World Wide Web von besonderer Bedeutung ist. Er eröffnet nie da gewesene Chancen – von Erleichterungen im Alltag, über neue Perspektiven im Berufsleben, bis hin zur Möglichkeit, erstmals ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Um Menschen mit Behinderungen bei der Gestaltung von Webauftritten nicht auszuschließen, bedarf es des Wissens über Barrierefreies Webdesign.
Laut dem „Bericht der Bundesregierung zur Lage von Menschen mit Behinderungen in Österreich“ aus dem Jahr 2008 haben ca. 630.000 Personen eine starke Beeinträchtigung bei der Verrichtung alltäglicher Arbeiten, die mindestens schon 6 Monate andauert (behinderte Menschen im engeren Sinn). Die mit Abstand häufigsten dauerhaften Beeinträchtigungen sind Probleme mit der Beweglichkeit. Etwa eine Million Personen, das sind 13 Prozent der österreichischen Bevölkerung in Privathaushalten, sind davon betroffen. Rund 3,9 Prozent der Bevölkerung haben Probleme mit dem Sehen, 2,5 Prozent mit dem Hören. Ebenfalls 2,5 Prozent der Bevölkerung haben psychische Probleme, geistige Probleme oder Lernprobleme betreffen ca. 1 Prozent.
Dazu kommt die Entwicklung der Bevölkerung. Laut einer anderen Erhebung sind vor allem ältere Menschen von Behinderungen betroffen: Über die Hälfte (52 Prozent) der schwerbehinderten Menschen ist älter als 65 Jahre; 23 Prozent sind zwischen 55 und 65 Jahre alt.
Nach der aktuellen Prognose der Statistik Austria wird die Bevölkerung Österreichs weiterhin wachsen, und zwar von 8,4 Mio. (2010) auf 9,0 Mio. (2030) und 9,4 Mio. im Jahr 2050. Die Altersstruktur verschiebt sich deutlich hin zu den älteren Menschen. Derzeit sind 23 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt, 2020 werden es rund 26 Prozent sein, ca. ab 2030 sogar mehr als 30 Prozent.
POTENZIELLER MARKT
In den westlichen Ländern bilden ältere Leute die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe. Damit öffnet sich ein bedeutender potenzieller Markt. Senioren sind – ebenso wie Menschen mit Sprachproblemen, Behinderungen oder sonstigen Einschränkungen – auf einfach gestaltete, gut zugängliche Technologien angewiesen.
Nach zehnjähriger Übergangsfrist müssen Unternehmen spätestens mit 1.1.2016 vollständig barrierefrei sein und somit auch einen barrierefreien Zugang zu Websites ermöglichen. Es drohen ansonsten möglicherweise hohe Schadenersatzklagen. Gefordert sind hier IT-Experten mit entsprechendem Qualitätsnachweis. Dieser wird durch die Zertifizierung „Certified WebAccessibility Expert“ des Fachverbandes Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) gewährleistet.
Das entsprechende Know-how dazu liefert der gemeinsam mit der „Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs“ und dem Arbeitskreis Barrierefreiheit durch IKT der Österreichischen Computergesellschaft entwickelte Lehrgang „WebAccessibility – Barrierefreies Webdesign“ der UBIT-Qualitätsakademie incite. Hier werden die Teilnehmer mit der passenden Toolbox ausgestattet, um Websites barrierefrei zu gestalten und als „Drehscheibe“ und Manager für barrierefreies Webdesign zu agieren. Die teils selbst betroffenen Trainer zeigen, wie man mit assistierenden Technologien arbeitet und z.B. von einem Blinden bedient werden kann.
NÄCHSTER START IM JANUAR
Der nächste Lehrgang startet am 13.01.2016 in Wien. Optional schließen die Absolventen diesen Lehrgang mit der ergänzenden Zertifizierung „Certified WebAccessibility Expert“ ab und geben sich damit einen entsprechenden Qualitätsnachweis für die Dokumentation Ihres Expertenwissens am Markt.Für eine WebAccessibility-Beratung gibt es Förderungen, wie z.B. von der Wirtschaftskammer Wien. Das Erstberatungsgespräch bis zu zwei Stunden ist kostenlos, die weitere bis zu achtstündige Beratung wird mit 50 bzw. 75 Prozent gefördert. Weitere Infos finden Sie auf www.wifiwien.at. (pi)
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