Wer im Urlaub nicht arbeiten möchte, bei dem türmen sich nach der Rückkehr die E-Mails. Eine radikale Maßnahme ist das automatische Löschen von E-Mails. Dabei ist aber einiges zu beachten. [...]
Die Arbeit im Urlaub scheint unter Angestellten weit verbreitet – ganz unabhängig davon, ob sie im Job Führungsverantwortung übernehmen oder nicht. So sorgte ein Berliner Stadtrat für Aufsehen, weil sein Abwesenheitsassistent den Hinweis „Ihre E-Mail wird ungelesen gelöscht“ enthielt. Doch im Alleingang darf man so etwas gar nicht entscheiden. Gäbe es keine entsprechenden Vertretungsregeln im Unternehmen, müssten tatsächlich alle E-Mails abgearbeitet werden. Einfach löschen dürfe man nicht, zitierte MDR.de eine Arbeitsrechtlerin vom Deutschen Gewerkschaftsbund.
Unterschied zwischen intern und extern
Als „radikale Maßnahme“ bezeichnet Anitra Eggler das automatische Löschen von E-Mails. Die Autorin und Rednerin hat unter anderem das Buch E-Mail macht dumm, krank und arm verfasst und bezeichnet sich selbst als Digital-Therapeutin. „Das ist eine radikale Maßnahme, die unserem radikalen Fehlverhalten – nie mehr abzuschalten, ständig irgendwie zu arbeiten, auch im Urlaub, aber nicht richtig – Rechnung trägt“, sagt sie über das automatische Löschen.
Eggler hält das Löschen der E-Mails nur in der internen Kommunikation für umsetzbar. In der externen Kommunikation, insbesondere wenn Vertrieb- und Kundenkommunikation involviert sind, gehe das nicht. Für die interne Kommunikation kann Eggler dem Löschen auch Positives abgewinnen: „Dieses Löschen verhindert die Mails, die in der internen Kommunikation geschrieben werden, weil der Absender gerade mal zu faul ist, sein eigenes Hirn anzuschalten oder selbst zu recherchieren“, sagt sie. So lassen sich E-Mails verhindern, in denen nach dem Ablageort einer bestimmten Unterlage gefragt wird.
Abwesenheitsnotiz für das automatische Löschen von E-Mails
Wichtig sei, dem Empfänger den Löschvorgang in einer Abwesenheitsnotiz genau zu erläutern, Eggler nennt ein Beispiel: „Ich bin im Urlaub und schalte komplett ab bis zum Tag X. Damit ich am Tag Y meiner Wiederkehr nicht von einem E-Mail-Tsunami aus der Erholung katapultiert werde, wird Ihre E-Mail gelöscht.
Sollte Ihr Anliegen am Tag Y noch relevant sein, melden Sie sich bitte erneut. Bevor Sie sich jetzt ärgern und Ihrer Gesundheit schaden: Sollte es sich bei Ihrem Anliegen um einen drohenden Weltuntergang handeln oder um unerwartet großen Geldsegen freut sich Kollege XY mit Ihnen per E-Mail die Welt zu retten. Sie erreichen ihn unter XY und Z.“ Sie für sich würde das so formulieren, aber das müsse man sich trauen und im Konzernkontext trauen dürfen, so Eggler. Angestellte sollten darauf achten, dass die Abwesenheitsnotiz zum Unternehmen passt.
*Andrea König schreibt seit 2008 für CIO.de. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit für die CIO-Redaktion sind Themen rund um Karriere, soziale Netzwerke, die Zukunft der Arbeit und Buchtipps für Manager. Die Arbeit als freie Autorin für verschiedene Redaktionen ist mittlerweile kein Vollzeitjob mehr – hauptberuflich arbeitet sie als PR-Beraterin bei einer Hamburger Kommunikationsagentur.
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