Der PC- und Notebook-Hersteller Acer aus Taiwan hat in den vergangenen Monaten massive Einbußen erlitten. Die weltweiten Verkäufe gingen dem Marktforscher IDC zufolge im 2. Quartal 2013 gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um ein Drittel auf 6,23 Mio. Stück zurück, der Marktanteil der weltweiten Nr. 4 hinter Lenovo, HP und Dell sank von knapp 11 auf nur mehr 8 Prozent. [...]
Für den Deutschen Wilfried Thom, der bei Acer für die Region Zentraleuropa und damit auch Österreich verantwortlich ist, zeigen diese Zahlen aber nur einen Teil der Realität. „Der Markt hat sich in den letzten zwei Jahren massiv gewandelt“, sagte Thom im Gespräch mit der APA. Es gebe eine zunehmende Substitution der klassischen PCs und Laptops durch Tablets und Smartphones, die von Marktforschern wie IDC oder Dataquest noch nicht genügend gewürdigt werde.
„Generell kann man sagen, dass der PC-Markt sicher seit dem dritten Quartal 2010 ein negatives Wachstum hat“, räumte Thom ein. „Ich glaube, ein Quartal war einmal positiv, alle anderen waren negativ.“ Die Darstellung sei aber problematisch, weil die Marktforscher den PC-Markt noch immer als Markt für klassische Desktop-Computer, Notebooks und Netbooks definieren würden. „Wir sprechen deshalb bereits von einem ‚New IT‘-Markt“, sagte Thom.
„Wenn Sie nur den PC-Bereich und die Tablets nehmen – noch ohne Smartphones – dann werden Sie feststellen, dass der Markt stückzahlenmäßig und wertmäßig weiter gewachsen ist. Es findet in den Haushalten eine Substitution statt. Der Markt wächst insgesamt, aber wir haben mehr unterschiedliche Devices. Vor ein paar Jahren hat jeder einen mp3-Player gehabt und eine Digitalkamera – das macht man heute fast alles mit dem Smartphone.“
Den Absatz-Rückgang im klassischen Computermarkt habe man mit den neuen Geräten kompensiert, erklärte Thom. „Beim Umsatz ist die Thematik, dass der Durchschnittspreis eines Tablets wesentlich geringer ist als der eines Notebooks. Ein Tablet ist heute laut GfK ungefähr ein Drittel im Wert eines Notebooks.“ Bei Tablets hat Acer im Vorjahr rund 1,8 Millionen Geräte verkauft, diese Zahl wurde heuer schon im ersten Halbjahr übertroffen. Im Gesamtjahr wird ein Tablet-Absatz von mehr als 5 Millionen Stück angepeilt.
Den besonders starken Absatzrückgang bei Acer im klassischen Computerbereich erklärt Thom so: „Das ist sicherlich eine Besonderheit, weil Acer war sehr stark im Netbook-Bereich. Wir hatten da in unserer Region einen Market Share laut GfK von 40, 50 Prozent. Dieser Markt ist über Nacht eingebrochen, teilweise um 60, 70 Prozent.“
Ein derartigen Einbruch schmerze Acer natürlich mehr als jemanden, der diesen Bereich gar nicht bearbeitet habe. „Das ist der Boomerang, den wir jetzt sehen, weil wir einen sehr hohen Netbook-Anteil hatten.“
Nun setzt Acer stark auf die „TouchType“ Geräte – „das absolute Hype-Thema“ bei der kommenden Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin, die heuer vom 6. bis 11. September stattfindet. Bei dieser Geräteklasse können die Benutzer Bildschirmeingaben über Touch-Displays machen, aber auch Texte mit einer Tastatur eingeben.
Das Flaggschiff-Produkt von Acer ist das Windows-basierte Notebook „Aspire R7“, das schon im Mai in New York präsentiert wurde. Es ist ein Hybrid-Gerät mit Drehbarem Display, das man z.B. für Präsentationen verwenden kann. Bei den in Europa vertriebenen Handys sei es ein Alleinstellungsmerkmal der Acer-Smartphones, dass sie zwei SIM-Karten aufnehmen können. „Das ist etwas, was sowohl von Privatkunden, als auch von Firmen stark nachgefragt wird.“
Die IFA habe für die Branche überregionale Bedeutung, sagte Thom. „Die IFA war schon vor 20 Jahren eine hervorragende Ordermesse, wo schon das Weihnachtsgeschäft abgewickelt wird. Wir nutzen sie, um unser Produktportfolio der neuen Geräte für das vierte Quartal vorzustellen.“
Wilfried Thom arbeitet bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten für Acer und leitet seit 18 Monaten auch die DACH-Region mit Deutschland, Österreich und der Schweiz. (apa)
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