Agile Methoden im Vergleich: Scrum und OKR

Die Agile-Methoden Scrum und OKR (Objectives and Key Results) ergänzen sich auf ideale Weise [...]

Agile Methoden stehen weiterhin hoch im Kurs. Von der Kombination von Scrum und OKR können Unternehmen profitieren (c) pixabay.cm

Unternehmen sind herausgefordert, sich stetig und rasch verändernden Anforderungen und Rahmenbedingungen zu stellen, was uns die Corona-Pandemie deutlich gezeigt hat. Agilität ist hierfür die Lösung – Scrum und Kanban die Methoden. Bei aller Agilität ist jedoch der zielgerichtete Fortschritt Richtung Unternehmensvision beziehungsweise Leitbild wichtig. Dabei hilft OKR – die Strategieumsetzungs- und Ziel-Management-Methode aus dem Silicon Valley.

Auf den ersten Blick sind Scrum und OKR sehr ähnlich: dazu gehören sich periodisch wiederholende Zyklen beziehungsweise Sprints und eine inkrementelle, iterative Vorgehensweise, sowie Planungs-, Check-In-, Review- und Retrospektive-Meetings. Entscheidend ist, dass der Wirkungsbereich der Methoden in den meisten Unternehmen sehr unterschiedlich ist: Scrum wird meist in der Produktentwicklung eingesetzt, OKR dagegen findet überwiegend im gesamten Unternehmen Anwendung, die Produktentwicklung eingeschlossen.

Bei Scrum ist das Ziel, ein Product Increment (ein potenziell auslieferbares Zwischenprodukt, also „Output“) zu liefern, während bei OKR der Fortschritt des gesamten Unternehmens Richtung Vision und Leitbild in Form von Nutzen und Wertbeitrag, also „Outcome“, im Fokus liegt. Scrum und OKR agieren auf unterschiedlicher Flughöhe, dennoch mit dem gemeinsamen Ansatz, die Effektivität zu steigern, sprich, den Fokus auf das Wesentliche und Richtige zu lenken.

Bei der Kombination mehrerer Methoden geht es trotz möglicher Ähnlichkeiten dennoch hauptsächlich darum, ob sie zueinander passen und ob durch die Kombination ein wesentlicher Mehrwert entsteht. Was ist der Mehrwert in diesem Fall?

Scrum und OKR: Die ideale Kombination

Der Product Owner eines Scrum-Teams ist für die Schaffung des geschäftlichen Wertes verantwortlich: Sie/er erstellt und priorisiert das Product-Backlog und nimmt die dringendsten beziehungsweise wichtigsten Backlog-Items ganz nach oben auf die Liste und stellt damit sicher, dass die Items zuerst erledigt werden, die über den höchsten geschäftlichen Wert verfügen.

OKR sorgt für den Fortschritt Richtung Vision beziehungsweise Leitbild und hilft mit passenden OKR-Sets (ein Objective und maximal vier dazu passende Key Results), die richtige Priorisierung der geschäftlichen Ziele vorzunehmen. So wird es möglich, in Wertbeitrag und Zielen, also in „Objectives“, zu denken. Bei Scrum wird der „Output“ durch die Definition der Acceptance Criteria messbar – bei OKR der „Outcome“ durch die Key Results der „Outcome“.

Zur Umsetzung von Zielen bedarf es mit rasch verändernden Anforderungen und Rahmenbedingungen einer iterativen und agilen Vorgehensweise. Hier kommt Scrum (oder ggf. Kanban) ins Spiel und ergänzt damit OKR ideal. Scrum (bzw. Kanban) unterstützt die operative Ausführung der Aufgaben, hilft bei der iterativen Umsetzung von Projekten und Aufgaben und trägt damit zum Fortschritt der Key Results bei.

Zusammenspiel von Agilität und Kontinuität: Alle Aktivitäten werden auf das Leitbild ausgerichtet (c) DigitalWinners GmbH

Scrum vs. OKR: Kein Widerspruch

Scrum und OKR in Kombination meistern die Herausforderung, Kontinuität in ein Unternehmen zu bringen ohne gleichzeitig die erforderliche Agilität zu verlieren. Das alles mit dem Ziel, die Vision, das Leitbild und die Unternehmensstrategie umzusetzen. Mit kurzen Sprints von meist zwei Wochen sorgt Scrum für Agilität. Mit Mechanismen wie Sprint Goals, Definition of Done, Acceptance Criterias und Sprint Reviews wird sichergestellt, dass die Scrum-Teams in die richtige Richtung arbeiten und „Output“ (sog. „Product Increment“) generieren.

OKR hilft mit längeren Zyklen, meist ein Quartal, eine gewisse Kontinuität sicherzustellen und durch Erfolgskriterien den Fokus auf den „Outcome“ (Nutzen und Wertbeitrag) zu setzen, um damit den Fortschritt Richtung Vision und Leitbild sicherzustellen. Der OKR– und Scrum-Prozess läßt sich perfekt ineinander verzahnen. Innerhalb der unterschiedlichen Sprints haben Scrum und OKR jedoch ein etwas unterschiedliches Timing in den Besprechungen.

In den Sprints unterscheiden sich Scrum und OKR in ihrem Timing der Meetings (c) DigitalWinners GmbH

Das Scrum-Sprint-Planning findet am Anfang des Sprints statt. Die OKR-Plannings sind etwas aufwendiger als das Scrum-Sprint-Planning. Deshalb beginnt die Erstellung der Top Level OKR-Sets bereits rund drei Wochen vor dem anstehenden OKR-Zyklus. Die Finalisierung ragt oft in den OKR-Zyklus hinein.

Bei Scrum findet der Sprint Review am Ende des Sprints statt. Die OKR-Reviews finden erst nach Abschluss des OKR „Sprints“, also des OKR-Zyklus statt, denn erst dann sind die Metriken der Key Results bekannt. Ebenso finden die OKR-Retrospektiven jeweils nach dem abgeschlossenen OKR-Zyklus statt. Bei Scrum am Ende des Sprints.

Scrum Master vs. OKR Master

Der Scrum Master beziehungsweise Agile Coach ist für den Erfolg eines Scrum-Teams beziehungsweise agilen Teams verantwortlich und muss die organisatorischen Randbedingungen so optimieren, dass sich das Team voll entfalten kann.

Der „OKR Master“ ist für den erfolgreichen OKR-Prozess im gesamten Unternehmen verantwortlich, treibt ihn voran und überwacht ihn – ist also der OKR Prozess-Eigentümer. Deshalb wird die Rolle auch OKR Process Owner genannt. Weitere Bezeichnungen sind OKR-Shepherd, -Expert, -Manager, -Ambassador, -Facilitator und -Champion. Zudem muss sie/er dafür sorgen, dass sich das gesamte Unternehmen Richtung Vision und Leitbild entfalten und weiterentwickeln kann. Je nach Unternehmensgröße und Reifegrad in puncto Agilität und OKR kann ein Scrum Master auch parallel die Rolle des OKR Process Owners übernehmen.

Neben Scrum gibt es sogenannte skalierte agile Rahmenwerke wie Scrum@Scale, SAFe (Scaled Agile Framework), LeSS (Large Scale Scrum) und Nexus, die auf Scrum aufbauen und so helfen, Scrum in größeren Organisationen mit mehreren Scrum-Teams umzusetzen.

In der Version 5.0 von SAFe finden sogenannte „Value Stream Key Performance Indicators“ Einzug, also Wertstrom-Leistungsindikatoren – Indikatoren, welche die Wertschöpfung optimieren und die Verschwendung minimieren. Die Anknüpfung zur Unternehmensstrategie gelingt dann, wenn für diese KPIs die Metriken der Key Results der OKR-Sets herangezogen werden.

OKR liebt Scrum

OKR ist die ideale Ergänzung zu Scrum und umgekehrt. OKR ist das Bindeglied zwischen Vision beziehungsweise Leitbild sowie Unternehmensstrategie einerseits und der Priorisierung der Aufgaben nach den Geschäftserfordernissen und der agilen Umsetzung andererseits. Der Scrum Product Owner hat damit ein viel klareres Bild davon, was Business Value im Unternehmen zur gegebenen Zeit bedeutet. Damit schafft OKR Klarheit sowie Fokus auf die wichtigsten Maßnahmen im Unternehmen. Dies steigert die Motivation der Teams enorm und erhöht das Engagement und die Zuversicht. All dies trägt maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei.

Wer mehr wissen will: das E-Book „Scrum und OKR – Widerspruch oder Symbiose?“ mit praktischen Anwendungstipps und Hintergrundinfos, sowie weitere E-Books zum Thema OKR sind kostenlos verfügbar.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

*Erno Marius Obogeanu-Hempel ist Unternehmensberater, Buchautor und Experte in den Bereichen Strategie, OKR, Digitale Transformation, agile Teamtransformation und Innovation sowie Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung digitalwinners.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*