Agile und DevOps scheitern an mangelndem Abgleich von Unternehmenszielen und Qualitätsanspruch

Ein Drittel der deutschen IT-Ausgaben in kommenden drei Jahren wird in Testing investiert, so der World Quality Report 2019 von Capgemini. [...]

Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini Österreich. (c) Capgemini
Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini Österreich. (c) Capgemini

Der Fokus auf Geschäftsziele und Kundenerwartungen ist aktuell die größte Herausforderung auf dem Weg zu Agilität und zur Akzeptanz von DevOps. Zu diesem Ergebnis kommt der World Quality Report 2019-20 (WQR), der heute von Capgemini und Sogeti, Teil der Capgemini-Gruppe, in Zusammenarbeit mit Micro Focus veröffentlicht wird. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer besseren Qualitätssicherung (QS) und von Testaktivitäten, die zum Unternehmenserfolg beitragen. Darüber hinaus weisen die Autoren auf die zunehmende Bedeutung von Sicherheitsproblemen innerhalb der IT-Teams hin: 59 Prozent berichten von Mängeln bei Kontrollen, die sicherstellen sollen, dass Datenverarbeitungs- und Speichersysteme die Sicherheitsrichtlinien einhalten. Die Zukunft der Qualitätssicherung und Testpraktiken wird laut dem Report einen intelligenteren, vernetzten Testansatz mit intelligenter Analytik, Testautomatisierungsplattformen und erweiterten technischen Qualifikationen beinhalten.

„Die Testing- und QS-Landschaft entwickelt sich rasant weiter, da Innovationen die Kosten senken und Prozesse verbessern“, so Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini Österreich. „Wir beobachten außerdem, wie sich Testing und QS von einer diskreten Abteilung innerhalb eines Unternehmens zu einem Bereich entwickelt, der für den Unternehmensbetrieb und die Geschäftsergebnisse entscheidend ist. Gleichzeitig bringt der Wandel eigene Herausforderungen mit sich – zwei der wichtigsten sind die Orchestrierung von Testing und QS in der agilen und DevOps-Entwicklung und der Zugang zu den erforderlichen Skillsets. Um an der Spitze zu bleiben, müssen Unternehmen neue Ansätze verfolgen, darunter einen vernetzten und ganzheitlichen Ansatz für das Testen, die Sensibilisierung der Organisation für Testumgebungen und einen „Center of Excellence“-Ansatz für das Testdatenmanagement“.

Der diesjährige WQR betont erneut unzureichende Fortschritte bei Testdaten- und Testumgebungsmanagement (TDM und TEM), da die Herausforderungen für Unternehmen immer größer werden: 60 Prozent der Befragten bestätigten in diesem Jahr, dass die größte Hürde für Testumgebungen die Kosten sind. Vor zwei Jahren waren es noch 39 Prozent. 79 Prozent der deutschen Befragten melden einen Anstieg des proportionalen Aufwands und der Ausgaben für QS- und Testaktivitäten in den vergangenen drei Jahren. In den kommenden drei Jahren gehen sie davon aus, dass der Anteil der Tests an ihrem gesamten IT-Budget 31 Prozent betragen wird. 57 Prozent der Deutschen sagen zudem, dass sie nicht genug Zeit haben, um ihre wichtigsten Anwendungen zu testen. Warum? Trotz zunehmender Budgetknappheit und schnellerer Softwareentwicklungszyklen bestehen sie auf einer gründlichen QS-Arbeit. Deutsche Projekte werden zudem zunehmend agil: Deutsche Befragte bestätigen, dass 29 Prozent ihrer Projekte agil durchgeführt werden und 33 Prozent einen DevOps-Ansatz verwenden.

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick

„Unternehmenswachstum und -ergebnisse“ erweisen sich als oberstes Qualitätssicherungsziel für Agile und DevOps-Akzeptanz: Die diesjährige Umfrage ergab, dass wichtige Geschäftsziele zunehmend die Hauptziele für Tests und Qualitätssicherung in Unternehmen bestimmen. Die Befragten stuften „einen Beitrag zu Unternehmenswachstum und -ergebnissen“ und „Endkundenzufriedenheit“ (beides 40 Prozent) als die beiden wichtigsten Test- und QS-Ziele für dieses Jahr ein.

Die Sicherheit bleibt an vorderster Front, mit neuen Herausforderungen: Die Studie zeigt Herausforderungen und Chancen im Bereich der Sicherheit auf; so gaben 58 Prozent an, dass sie nun Security-Tests in Cloud-Umgebungen durchführen, im Jahr 2015 waren es 42 Prozent. Eine Mehrheit (53 Prozent) berichtet auch, dass die Testautomatisierung das allgemeine Sicherheitsrisiko für ihr Unternehmen reduziert hat. 44 Prozent der Befragten haben in diesem Jahr die „Erhöhung der Sicherheit“ als wichtigste IT-Priorität bezeichnet. Darüber hinaus nennen mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten technische Fragen in der aktuellen Anwendungsentwicklung als Herausforderung bei der Sicherheitsüberprüfung.

Automatisierung macht den Unterschied, bringt aber Herausforderungen mit sich: Die Testautomatisierung (TA), ein in den letzten Jahren stetig wachsender Trend, hat unter anderem eine verbesserte Kontrolle und Transparenz der Testaktivitäten (63 Prozent), eine bessere Erkennung von Fehlern (56 Prozent) sowie geringere Testkosten (56 Prozent) und Release-Zyklen (54 Prozent) ermöglicht.

Die diesjährige Umfrage zeigt jedoch, dass es zunehmend über den gesamten Lebenszyklus hinweg einer Testautomatisierung bedarf und dass diese Entwicklung zu Lücken führt: Auf die technischen Herausforderungen bei der Anwendungsentwicklung angesprochen, stellen 63 Prozent der Befragten einen „Mangel an End-to-End-Automatisierung vom Build bis zur Bereitstellung“ fest, gegenüber 55 Prozent in der letztjährigen Umfrage.

Der verstärkte Einsatz von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz spricht auch für eine Kompetenzlücke in einigen Unternehmen. 41 Prozent sehen einen „Mangel an geeigneten Fähigkeiten für QS & Testing“ als technische Herausforderung. 58 Prozent der befragten Unternehmen holen externe Expertise für Künstliche Intelligenz (KI) ein, entweder weil sie nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört (23 Prozent), sie schnell KI-Wissen benötigen (24 Prozent) oder weil es nur für eine begrenzte Zeit benötigt wurde (11 Prozent).

Raffi Margaliot, Micro Focus Senior Vice President und General Manager für Application Delivery Management, meint dazu: „Testing und Automatisierung sind kritische Faktoren für eine zuverlässige und sichere Software Delivery, aber die Teams kämpfen immer noch mit den damit verbundenen Kosten und Komplexitäten. Der diesjährige World Quality Report bestätigt, dass Qualifikationen, Sicherheit, Budgets, End-to-End-Tests und QS für unsere Kunden bei ihren digitalen Transformationsprojekten umso wichtiger sind.“


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