Die beiden Hauptaktionäre der Telekom Austria Group, América Móvil und die Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH (ÖBIB), haben sich auf einen neuen CEO für die Telekom Austria Group geeinigt: Der im März von Carlos Slim als COO ins TA-Boot geholte Alejandro Plater tritt die Nachfolge von Hannes Ametsreiter an. [...]
Mitte Juni hat der langjährige Telekom-Chef Hannes Ametsreiter den Aufsichtsrat der Telekom Austria AG um eine einvernehmliche vorzeitige Vertragsauflösung ersucht (siehe „Ametsreiter geht: Telekom-Chef nimmt seinen Hut“). Wenige Tage später wurde bekannt, dass man sich um den Marketingprofi keine Sorgen machen muss: Er steigt auf der Karriereleiter noch ein gutes Stück weiter hinauf und wird Chef von Vodafone Deutschland (siehe „Ametsreiter wird CEO von Vodafone Deutschland“).
Wie am Freitag mitgeteilt wurde, haben sich die beiden TA-Hauptaktionäre América Móvil und ÖBIB mittlerweile auf einen Nachfolger geeinigt: Die Zuständigkeiten des Chief Executive Officer der Telekom Austria AG sollen an den bisherigen COO Alejandro Plater übertragen werden, er tritt seine neue Funktion per 1. August 2015 an. Plater übernahm den Posten als Chief Operating Officer mit 5. März 2015. Sein Vertrag ist auf drei Jahre befristet mit einer Verlängerungsoption um zwei Jahre. Daran soll sich auch nichts ändern, laut einer Aussendung der Telekom Austria bleibt die Vertragslaufzeit unverändert und läuft regulär bis März 2018. Der Vorstand der Telekom Austria Group besteht somit ab Anfang August aus zwei Mitgliedern: Alejandro Plater und Siegfried Mayrhofer.
KOMPROMISS
Medienberichten zufolge soll bei der Nachbesetzung ein Kompromiss geschlossen worden sein: Bislang wurden die Telekom Austria Gruppe und die Österreich-Tochter in Personalunion von einem CEO geführt. Nun „bekommt“ das Unternehmen des Mexikaners Carlos Slim, America Movil, für seine knapp 60 Prozent des Aktienkapitals den Gruppen-CEO, der Chef der A1 Telekom Austria, die aus dem Zusammenschluss der Mobilkom Austria AG und Telekom Austria TA AG entstanden ist, soll intern nachbesetzt werden.
Alejandro Plater wurde 1967 in Argentinien geboren. Er absolvierte ein Betriebswirtschaftsstudium an der Universität Buenos Aires und mehrere postgraduale Management-Ausbildungen an der Columbia University, der Wharton School in den USA sowie der London Business School in Großbritannien.
Er hat langjährige Erfahrung im Telekom-Bereich: Nachdem er seine Laufbahn 1991 als Risikoanalyst bei „Sud America Seguros“ begann, wechselte er 1997 zu Ericsson als Sales Director für Argentinien. Kurz darauf übernahm er als Head of Business Development die Verantwortung für die Geschäftsentwicklung mehrerer Länder in Südamerika. 2004 wechselte er als Sales Director für die Region Lateinamerika in die globale Konzernzentrale nach Stockholm, Schweden. Zwei Jahre später wurde Plater Sales Director für Mexico und im darauf folgenden Jahr zum Vice-President und Key Account Manager für Großkunden bestellt.
ÖBIB: „GUTE UND PRAGMATISCHE LÖSUNG“
Die Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH sieht in der Übertragung der CEO-Verantwortlichkeiten der Telekom Austria Group an Alejandro Plater eine „gute und pragmatische Lösung“. Mit dieser Entscheidung sei es gelungen, die Agenden in die Hände „eines unbestrittenen Experten zu legen, der – so wie Vorstandskollege Siegfried Mayrhofer – das volle Vertrauen der Republik Österreich als Anteilseigentümer genießt“. Der im April 2014 mit América Móvil geschlossene Syndikatsvertrag soll davon unberührt bleiben: Die ÖBIB behält auch weiterhin das Nominierungsrecht für den CEO der Gesellschaft und stellt den Aufsichtsrats-Vorsitzenden.
„PRIVATISIERUNG WAR HISTORISCHER FEHLER“
Weniger optimistisch sieht Roman Hebenstreit, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida, die Nachbesetzung. In einer Aussendung übt er heftige Kritik. Durch das Gezerre um die Kapitalerhöhung werde die Republik Österreich offenbar weiter an Einfluss in der Telekom Austria verlieren. „Die Telekom Austria ist ein abschreckendes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn systemrelevante Infrastruktur privatisiert wird“, so Hebenstreit, und weiter: „Den mexikanischen Milliardär interessiert es nämlich herzlich wenig, ob Regionen wie das Waldviertel oder das Südburgenland mit Breitband-Internet versorgt werden. Ihm geht es nur um den Ertrag seines Aktienpakets.“ Es zeige sich wieder einmal, so Hebenstreit, dass die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen der Daseinsvorsorge – und dazu zähle im 21. Jahrhundert zweifellos auch die Kommunikationsbranche – ein „historischer Fehler“ gewesen wäre. (rnf)
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