Alternative Arbeitsformen etablieren sich in österreichischen Unternehmen

Bereits 47 Prozent der befragten heimischen Unternehmen arbeiten mit alternativen Arbeitsformen, so eine Deloitte-Studie. [...]

Elisa Aichinger, Director bei Deloitte Österreich. (c) Deloitte – feelimage
Elisa Aichinger, Director bei Deloitte Österreich. (c) Deloitte – feelimage

Die Arbeitswelt befindet sich weltweit im Umbruch – das macht auch vor Österreich nicht Halt. Eine aktuelle Deloitte Studie belegt: Neue Arbeitsformen gewinnen hierzulande an Bedeutung. Bereits fast die Hälfte der Befragten arbeitet mit alternativen Beschäftigungsformen. Besonders verbreitet sind bekannte Modelle wie Leiharbeit, Werkverträge oder Unternehmenskooperationen. Gig Work und Crowdsourcing sind hingegen noch weniger bekannt. Generell erschweren die rechtlichen Rahmenbedingungen den Einsatz in der Praxis. Der Gesetzgeber ist gefordert hier Abhilfe zu schaffen.

Im Rahmen einer neuen Deloitte-Studie wurden im Sommer 2019 rund 200 österreichische Unternehmensvertreter zum Einsatz alternativer Arbeitsformen befragt. Das Ergebnis: Der Großteil der Unternehmen hat die Bedeutung neuer Beschäftigungsformen bereits erkannt. 83 Prozent der Befragten rechnen damit, dass die Relevanz von alternativen Arbeitsmodellen in Zukunft weiter steigen wird.

„Wir erleben derzeit einen grundlegenden Wandel. Arbeit wird immer flexibler und Beschäftigungsformen verändern sich. So arbeiten bereits 47 Prozent der befragten Unternehmen tatsächlich mit alternativen Modellen“, erklärt Elisa Aichinger, Director bei Deloitte Österreich. „Bei genauem Hinsehen zeigt sich: Der Großteil setzt dabei auf klassische Alternativen wie die Kooperation mit anderen Organisationen, Leiharbeitskräfte oder Werkvertragsnehmer.“

Neue Modelle wie Crowdsourcing und Gig Work finden in Österreich bisher noch weniger Anwendung. Das liegt mitunter an der geringen Bekanntheit. 35 Prozent jener Befragten, die noch nicht mit alternativen Arbeitsformen arbeiten, ist Crowdsourcing unbekannt, mit Gig Work sind 52 Prozent nicht vertraut. Auch halten viele Befragte den Einsatz alternativer Arbeitsmodelle für nicht branchenüblich. „Heimische Unternehmen orientieren sich in vielen Fragen stark am direkten Mitbewerb. Für innovative Konzepte in einer neuen Arbeitswelt ist das aber nicht zuträglich“, ergänzt Aichinger.

Unter Crowdsourcing versteht man die Auslagerung von tendenziell kleineren Aufgaben an eine ganze Gruppe freiwilliger User – meist über das Internet. Gig Work bezeichnet ein Arbeitskonzept, bei dem zumeist über Online-Plattformen Arbeitsaufträge kurzfristig an einzelne, externe Personen vergeben werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen sind große Hürde

Ein Hindernis für die Verbreitung alternativer Arbeitsmodelle ist die Sorge der Betriebe über die fehlende Kompatibilität mit der eigenen Unternehmenskultur. Laut Studie ist diese Befürchtung in der Praxis meist unbegründet. „Im Alltag sind alternative Arbeitsformen oft besser mit der Unternehmenskultur vereinbar, als gedacht. So sehen nur 21 Prozent auch nach der Einführung diesbezüglich noch Hürden“, analysiert Elisa Aichinger.

Anders sieht es bei den rechtlichen Rahmenbedingungen aus. 56 Prozent der Unternehmen nennen rechtliche Stolpersteine als die größte praktische Hürde bei der Einführung. „Arbeitsbeziehungen sind in Zukunft nicht mehr eindimensional, denn die junge Generation hat schlichtweg andere Bedürfnisse. Das rechtliche Rahmengerüst wird diesen Ansprüchen aber nicht immer gerecht. Gesetze müssen sowohl im Sinne der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber angepasst werden, um einerseits Freiheit und Flexibilität sowie andererseits Stabilität und Sicherheit für beide Seiten zu ermöglichen“, so die Deloitte-Expertin.

Risiken relativieren sich in der Praxis

Als potenzielle Risiken alternativer Arbeitsformen nennen die bereits damit vertrauten Unternehmen am häufigsten den möglichen Wissens- und Kompetenzverlust (53 Prozent) sowie die erschwerte Zusammenarbeit im Team (51 Prozent). Qualitätseinbußen stellen laut Studie das geringste Problem dar. Insgesamt sinken alle wahrgenommenen Risiken, sobald neue Modelle der Zusammenarbeit in der Praxis angewendet werden.

„Die verstärkte Nutzung neuer Arbeitsformen kann sich für viele heimische Unternehmen lohnen. Befürchtete Risiken erweisen sich häufig als unbegründet. Gleichzeitig liegen die Vorteile auf der Hand: Zugang zu neuen Kompetenzen, mehr Flexibilität und Agilität sowie eine höhere Innovationskraft“, betont Elisa Aichinger abschließend.


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