Der Arbeitsmarkt verhält sich paradox: Nach wie vor herrscht Technikermangel, obwohl in der Wirtschaftskrise auch Techniker gekündigt wurden. Walter Hanus, CEO von IVM, erklärt den Widerspruch aus dem Verhalten der Industrie. Verfügbar wären ältere Fachkräfte, doch die Industrie will unbedingt junge. [...]
„Trotz Technikermangel gibt es eigentlich viele Ingenieure, die Arbeit suchen, aber sie sind über 50 Jahre alt“, meinte Hanus bei einem Personal-Kongress des ÖPWZ Mitte Oktober in Salzburg. „Problem liegt einzig darin, dass die Industrie ältere Techniker nicht beschäftigen will. Wenn wir dieses Vorurteil überwinden können, ist beiden Seiten geholfen. Die Unternehmen finden das nötige Personal und die Arbeitssuchenden finden einen Job.“
Hanus kennt das Problem aus eigener Erfahrung. IVM unterstützt die Industrie bei technischen Projekten mit Spezialisten, die in vielfältigen Projekten vor Ort arbeiten. „Wir würden gerne mehr ältere Techniker einstellen, aber sie werden von den Industriebetrieben kaum akzeptiert. Das muss sich ändern.“ Eine Hürde ist das traditionelle Senioritätsprinzip. Die Unternehmen scheuen sich, einen älteren Mitarbeiter einem jüngeren Gruppenleiter zu unterstellen. In der Praxis funktioniert das heutzutage aber durchaus.
Ein weiteres Hindernis liegt darin, dass das Know-how in technischen Berufen rasch überholt ist, was gerade die älteren Semester besonders trifft. Als Gegenmaßnahme schlägt Hanus vor, mehr Weiterbildungen speziell für Ingenieure über Fünfzig anzubieten. „Ältere Fachleute lernen anders als Schulabgänger.“ Auch gezielte Förderungen könnten helfen, altgediente Profis als Arbeitnehmer wieder attraktiv zu machen. Motto: Besser die Anstellung fördern als Arbeitslosengeld zahlen. Denn unterm Strich bleiben die Ausgaben für die öffentliche Hand dieselbe.
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