Amazon, weltweit größter Internet-Versandhändler, rutschte im zweiten Quartal in die Verlustzone. Die Hauptgründe dafür sind der starke Expansionskurs und die anhaltende Wirtschaftskrise in Europa. [...]
Unter dem Strich lag das Minus im Frühjahr bei 7 Mio. Dollar (5,3 Mio. Euro) oder zwei Cent pro Aktie, wie das Unternehmen am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Analysten hatten dagegen mit einem Gewinn gerechnet. Im Vorjahr hatte der ebay-Konkurrent noch einen Überschuss von 7 Mio. Dollar verbucht.
Der Internethändler überlegt, ein Logistik- und Versandzentrum in Rudersdorf im Burgenland zu errichten, berichtet das ORF-Radio.
Für das Sommerquartal prognostizierte Amazon unter anderem wegen geplanter massiver Investitionen in Online-Videos einen Betriebsverlust zwischen 440 und 65 Mio. Dollar. Dabei dürften allein Sonderposten ein Loch von 340 Mio. Dollar in die Kasse reißen. Doch selbst wenn man diese Effekte heraus rechnet, dürfte das Ergebnis deutlich schlechter ausfallen als von Reuters befragte Analysten vorhersagen.
„Das internationale Geschäft war weit schwächer als erwartet und das macht sich bei der Vorhersage bemerkbar. Wir sehen Schwäche auf der internationalen Seite, die das Inlandsgeschäft nicht ausgleichen kann“, sagte Scott Tilghman, Analyst bei B. Riley Co. Die Aktien des Unternehmens gaben im nachbörslichen Handel 2,1 Prozent nach.
INVESTITIONEN IN NEUE GESCHÄFTSFELDER
Amazon wächst aggressiv und investiert einen Großteil seiner Gewinne in den Aufbau neuer Geschäftsfelder – wie etwa die E-Reader- und Tabletprodukte aus der Kindle-Familie. Dieser Kurs scheint sich auszuzahlen, weil Amazon nun zunehmend auch elektronische Inhalte und Hardware verkauft. Mit dem Tablet Kindle Fire und der dazugehörigen Leihbücherei mit mehr als 300.000 Büchern macht Amazon etwa dem iPad von Apple und dem Online-Dienst iTunes Konkurrenz.
Der Umsatz stieg im Berichtszeitraum um 22 Prozent auf 15,7 Mrd. Dollar. Für das dritte Quartal rechnet Amazon mit Umsatzerlösen zwischen 15,45 und 17,15 Mrd. Dollar. Dies wäre ein Zuwachs um zwölf bis 14 Prozent verglichen mit dem dritten Quartal 2012.
AMAZON ZAHLT KAUM STEUERN
In Deutschland war das Unternehmen zuletzt wegen seiner umstrittenen Steuerpolitik und Streiks in die Negativschlagzeilen geraten. Der Internet-Versandhändler wickelte 2012 einen Großteil des Umsatzes mit deutschen Kunden über Luxemburger Gesellschaften ab und zahlte deswegen in Deutschland kaum Steuern. Umsätze mit deutschen Kunden in Höhe von 8,7 Mrd. Dollar wurden über Luxemburger Gesellschaften abgewickelt. Letztendlich fließt ein Großteil der Erlöse an die in Luxemburg angesiedelte Amazon Europe Holding Technologies, die einen Gewinn von 118 Millionen Euro auswies. Als steuerbefreite Partnerschaft zahlte diese keine Steuern.
Deutschland ist der wichtigste Markt für Amazon außerhalb der USA, ein Drittel der Erlöse erzielt Amazon zwischen Rhein und Oder. Zuletzt legten Beschäftigte der Versandzentren mehrfach ihre Arbeit nieder. Sie fordern höhere Löhne bzw. eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag des Versandhandels statt der Logistik. Amazon will den Mitarbeitern aber nicht entgegenkommen. (apa)
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