Das US-Versandhaus Amazon wird im kommenden Jahr die Mehrzahl seiner acht Logistikzentren in Deutschland nach Polen und Tschechien verlagern. Darüber berichtet die polnische Wirtschaftszeitung "Puls Biznesu". [...]
Zwei der Zentren sollen bei Wroclaw (Breslau) entstehen, eines in Poznan (Posen) und zwei in Tschechien. Dies werde allein in Polen 6.000 feste Arbeitsplätze bringen, so „Puls Biznesu“, hinzu kämen 9.000 saisonale Stellen in der Vorweihnachtszeit.
Nach Darstellung der Zeitung fiel die Entscheidung des Konzerns in der vergangenen Woche. Staatliche Stellen in Polen geben sich bisher zurückhaltend. „Wir führen tatsächlich Gespräche mit Amazon, aber es gibt noch keine offizielle Entscheidung“, erklärte Ewa Kaucz, Vizechefin der staatlichen Agentur für die Entwicklung des Ballungsraums Wroclaw ARAW. Von dem Unternehmen gibt es bisher noch keine Stellungnahme zu der Information. Das Immobilienunternehmen Panattoni, das laut „Puls Biznesu“ die Projekte in Wroclaw umsetzen soll, bestätigt ebenfalls Gespräche mit Amazon. Es sei aber „noch ein weiter Weg“ bis zu einer Vertragsunterzeichnung, so Robert Dobrzycki von Panattoni in Polen.
„Puls Biznesu“ betont, das noch keine einzelne Investition so viele Arbeitsplätze gebrachte habe wie von Amazon zu erwarten sei. Auch die benötigte Grundfläche von mindestens 100.000 Quadratmetern pro Zentrum sei für Polen einzigartig. Von Polen aus werde Amazon vor allem Kunden in Westeuropa beliefern, so die Zeitung. In Polen lag der Umsatz im E-Commerce im vergangenen Jahr laut Marktforschungs-Unternehmen Centre for Retail bei 22,9 Mrd. Zloty (5,4 Mrd. Euro). In Deutschland waren es 27,6 Mrd. Euro (Bundesverband des deutschen Versandhandels BHV), in Österreich laut EHI Retail Institut und Statistikportal Statista 1,8 Mrd. Euro.
Amazon komme es nicht auf eine staatliche Unterstützung seiner Investition an, berichtet die Zeitung. Wichtiger sei dem Unternehmen, dass der Umzug rasch geschehen könne. Nach Ansicht von „Puls Biznesu“ liegt das an den Mitarbeiterprotesten bei Amazon in Deutschland. Erst im Juli streikten nach Gewerkschaftsangaben 300 Angestellte in Bad Hersfeld, weil sie nach den Konditionen im Einzel- und Großhandel bezahlt werden wollen – nicht wie bisher nach dem Lohnniveau im Logistikbereich.
Bereits seit einem Jahr verschickt das Internet-Versandhaus Limango seine Waren aus Szczecin (Stettin) in Polen. Mehr als 70 Prozent der Lieferungen gehen nach Deutschland, Holland und Österreich. (apa)
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