Amazon plant Einsatz von Handflächenscannern zur Kundenidentifikation

Amazon hat angekündigt, sein selbstentwickeltes Identifikationssystem "Amazon One" in 65 kalifornischen Filialen der Supermarktkette Whole Foods einzusetzen. Die Nutzung von biometrischen Daten stößt auf Kritik von Datenschützern. [...]

Foto: Amazon

Ein Supermarkt ohne Kasse, dieses Entwicklungsziel verfolgt Amazon schon lange. Doch bislang ist es zum Einkauf in einem solchen Markt immer noch nötig, sich mit einer App dort einzusetzen. Der selbst entwickelte Handflächenscanner Amazon One könnte diesen Schritt erheblich erweitern.

Nach Test in einigen Filialen im Norden der USA soll Amazon Go jetzt offenbar auf breiter Front eingeführt werden. Nach einem Bericht des US-Fachinformationsdienstes „Supermarket News“ hat Amazon angekündigt, 65 Filialen der konzerneigenen Supermarktkette Whole Foods in Kalifornien mit Amazon Go auszustatten.

Kauf mit der Handfläche

Kunden sollen sich dort in Kürze bereits dadurch identifizieren können, dass sie ihre Handfläche über ein Lesegerät halten. Sie können mit dieser Identifikation auch den Kauf abschließen, brauchen also dazu kein Smartphone mehr. Eine Kreditkarte oder gar eine Geldbörse ist ohnehin nicht erforderlich. Allerdings soll Amaton One bisherige Zahlungssysteme nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

Als Amazon vor zwei Jahren seine erste kassenlose Amazon Go Filiale eröffnete, hatte sich der Konzern noch zurückhaltend zum Einsatz von biometrischen Erfassungssystemen zur Nutzeridentifikation geäußert, obwohl Amazon One damals bereits entwickelt war.

Den gleichzeitigen Einsatz in so vielen Filialen werten Experten deshalb auch als Durchbruch für Systeme dieser Art.

„Privacy-Albtraum“

Datenschützer betrachten Systeme wie Amazon One mit Sorge, denn schließlich benötigt Amazon zum Funktionieren des Systems einen kompletten Scan des individuellen Handabdrucks eines Kunden, abrufbereit gespeichert in der Cloud.

Damit, so schreibt das US-Tech-Blog „Mashable“, werde jeder Datenklau zu einem „Privacy-Albtraum“. Andererseits halten biometrische Erkennungssysteme inzwischen in immer weiteren Bereichen des Lebens Einzug, man denke nur an die Face-ID von Apple, die mit Gesichtserkennung arbeitet.

Über Sorgen ganz anderer Art berichtet „Mashable“ auch noch. Mitarbeiter in den betroffenen Whole-Foods- Filialen befürchten, dass Amazon One nur ein erster Schritt hin zu Supermärkten ohne Belegschaft sei. Diese Befürchtungen versucht der Konzern zu entkräften.

Auch in Zukunft seien Mitarbeiter „ein wichtiger Teil der Amazon Style Shopping Experience“.

*Frank Kemper stieß 2001 zum Team der INTERNETWORLD und leitete von 2013 bis 2020 die Print-Ausgabe von INTERNET WORLD BUSINESS. Der Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München blickt auf über 30 Jahre Redaktionserfahrung zurück und ist nahezu ebenso lang online.


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