Amazon stellt neue Chatbot-Plattform Lex im Preview vor
Als Teilnehmer des "AWS Lex Preview"-Programms hatte ich die Möglichkeit, die neue Chatbot-Plattform Lex von Amazon kennenzulernen. Diese ermöglicht die Entwicklung von sprach- und textbasierten Chatbots in der Amazon-Cloud. [...]
Was ist und wie funktioniert AWS Lex? Im zweiten Jahr des Chatbot-Hypes stellt Amazon Lex vor und ergänzt damit sein Angebot zur Entwicklung von Chatbots, das bisher das Alexa Skills Kit (ASK) für die Entwicklung von Sprach-Apps („Skills“) für die digitale Assistentin Alexa und Alexa Voice Service (AVS) für die Integration von Alexa in beliebige geeignete Geräte umfasst.
Während ASK nur die Bestimmung von Nutzerabsichten („Intents“) und enthaltenen Informationen, wie z. B. Namen, Orte oder Daten („Slots“) ermöglicht und die Gestaltung des Dialogs komplett in einer entsprechenden Backend-Anwendung umgesetzt werden muss, unterstützt Lex die Gestaltung von Dialogen.
Das Anlegen von Intents und die Eingabe von Beispieläußerungen („Sample Utterances“) sowie das Anlegen von Slots gestaltet sich wesentlich komfortabler in Lex als in ASK. Zudem können den Slots „Prompts“ zugeordnet werden. Diese Fragen werden automatisch vom Chatbot gestellt, wenn die notwendigen Angaben für Slots noch fehlen. Damit können einfache Dialoge zur Erfüllung von Intents weitgehend in der Lex-GUI umgesetzt werden.
Anwendungsmöglichkeiten Dieser Service bietet zudem die Möglichkeit, Services dritter inner- oder außerhalb der AWS-Infrastruktur einzubinden, die die Funktionalität der Chatbots erweitern. Amazon führt dazu verschiedene Anwendungsbeispiele auf, die verschiedene AWS-Services integrieren (siehe hier):
Informationsbots
Anwendungsbots
Unternehmensproduktivitätsbots
Internet of Things (IoT)
Amazon verfügt über kein Messenger-Produkt. Für die Entwicklung gibt es im Lex-User-Interface ein kleines Chatfenster, das allerdings keine „Response-Cards“ anzeigen kann. Lex bietet daher die Möglichkeit der Integration mit dem Facebook Messenger an. Das ist aktuell die einzige Unterstützung der Integration eines Messengers. Allerdings gibt es eine Lex-API, die die Integration mit beliebigen REST-Clients über das AWS-SDK ermöglicht.
Tipps zum Ausprobieren
das Ausprobieren der Preview erfordert eine Registrierung
ein umfangreiches Developer Guide gibt einen kompletten Überblick und enthält Übungen auf Basis von Beispielbots
Amazon unterstützt den Einstieg mit Beispielbots und dazugehörigen Lambda-Function-Blueprints
bisher wird Lex nur in der Region North Virgina (us-east-1) angeboten
die Nutzung der API erfordert eine entsprechende Berechtigung im AWS IAM
hier wird die Nutzung der API gezeigt
bei Fragen erhält man Unterstützung per E-Mail vom Amazon Lex-Preview-Team
Fazit Mit Lex bietet nun auch Amazon eine Plattform für textbasierte Chatbots an. Damit wird das Herstelleruniversum um einen wichtigen Anbieter ergänzt, der zwar mit Alexa über eine führende Position im Bereich sprachbasierter Chatbots bzw. digitaler Assistenten verfügt, aber bisher keine textbasierte Plattform angeboten hat.
Amazon bietet damit eine Plattform, die vergleichbar mit Api.ai von Google oder Wit.ai von Facebook ist. In der vorliegenden Preview-Funktion bietet Lex noch nicht die Vielfalt an Sprachen, Integrationsmöglichkeiten und Funktionen wie die etablierteren Produkte.
Zudem verfügt Amazon über keinen eigenen Messenger, ist also auf die Integration von textbasierten Lex-Chatbots in Messengern von Dritten angewiesen. Zwar kann Amazon mit der Integration von AWS-Diensten punkten, aber Facebook mit dem Ökosystem seines sozialen Netzwerkes und Google mit seinen umfangreichen Services und Daten aus der Suchmaschine.
Funktional bietet Lex ein klares und einfaches Userinterface mit komfortabler Integration von Facebook und Lambda Funktionen. Die Strukturierung der Dialoge ist einfacher als z. B. in Api.ai oder Wit.ai, dafür aber auch linearer.
Nun stellt sich also die Frage, wie erfolgreich sich Amazon ohne eigenen Messenger als Nachzügler im dynamischen Plattform-Markt für textbasierte Chatbots positionieren kann.
* Moritz Strube ist Gründer und Analyst in Residence bei Crisp Research.
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