Amazon Web Services setzt auf Machine Learning und Virtual Reality

Machine-Learning-, Augmented- und Virtual-Reality-Dienste gehören zu den wichtigsten Ankündigungen von AWS auf der Entwicklerkonferenz AWS re:Invent. [...]

Künstliche Intelligenz und Machine Learning ziehen sich immer stärker als Querschnittsthemen durch die Angebotspalette der großen Cloud-Provider. Auch der Branchenprimus Amazon Web Services (AWS) baut sein Portfolio in diese Richtung aus. Auf der Entwicklerkonferenz AWS re:Invent in Las Vegas kündigte der Anbieter mit „Sagemaker“ einen vollständig verwalteten Machine-Learning-Service an. Mit „DeepLens“ stellte AWS eine intelligente Videokamera vor, die mit Deep-Learning-Modellen arbeiten soll. Mit solchen Diensten will CEO Andy Jassy das Thema Machine Learning einer breiteren Zielgruppe zugänglich machen, darunter neben klassischen Unternehmenskunden auch Startups mit begrenzten finanziellen Mitteln.
„Machine Learning ist für gewöhnliche Softwareentwickler ebenso verlockend wie für Wissenschaftler“, erklärte Jassy in einer Keynote. Vielen Nutzern sei die Technologie aber zu kompliziert und zu intransparent. Sie wünschten sich einen einfacheren Umgang mit einschlägigen Systemen. Vor allem der Cloud-Service Sagemaker soll es Unternehmen ermöglichen, Machine-Learning-Algorithmen und Frameworks zu nutzen, ohne dafür spezialisierte Fachkräfte anheuern zu müssen.
Auch die intelligente Kamera DeepLens zielt in diese Richtung. Für 245 Dollar erhielten Kunden eine Videokamera, die bereits mit mehreren Machine-Learning-Modellen für die Bilderkennung ausgestattet sei, so Jassy. Mithilfe von Sagemaker könnten Entwickler aber auch eigene Modelle trainieren und diese auf der Kamera laufen lassen. „Diese Modelle helfen Ihnen, Katzen, Hunde, Gesichter, ganz normale Alltagsgegenstände und sogar Hot Dogs zu erkennen“, erläuterte AWS Chief Evangelist Jeff Barr in einem Blog Post. Die Kamera erlaubt es AWS zufolge, Video- und Audiodatenströme zum Teil schon vor Ort mit Deep-Learning-Modellen zu analysieren. Erst aufwändigere Berechnungen werden demzufolge in die AWS-Cloud transferiert.
Baukasten für Virtual- und Augmented-Reality-Apps
Schon im Vorfeld der re:Invent hatte AWS „Amazon Sumerian“ angekündigt. Dieser Service soll es jedem Entwickler ermöglichen, unkompliziert Virtual Reality-(VR-), Augmented-Reality-(AR-) und 3D-Anwendungen zu kreieren. Anwender müssten dafür keine großen Erfahrungen im Entwickeln von 3D-Umgebungen mitbringen, versprechen die AWS-Verantwortlichen.
Der Editor läuft im Browser und bringt für den Start einige Vorlagen mit. VR- und AR-Apps, die mit Sumerian entwickelt wurden, laufen dem Anbieter zufolge in jedem Browser, der Grafik-Rendering per WebGL oder WebVR unterstützt. Dazu gehören unter anderem Daydream, HTC Vive, Oculus Rift sowie mobile Endgeräte unter iOS.
Als mögliche Anwendungsszenarien nennen die AWS-Verantwortlichen Schulungssimulationen, virtuelle Concierge-Services sowie innovative Online-Shopping-Erlebnisse. Mit Hilfe eines visuellen Scripting-Tools lässt sich die Logik erstellen, nach der sich die Objekte und Charaktere in den Szenen verhalten und auf bestimmte Aktionen reagieren. Darüber hinaus sind andere AWS-Dienste wie Amazon Lex, Amazon Polly, AWS Lambda, AWS IoT und Amazon DynamoDB integriert.
So können Entwickler Szenen entwerfen, in denen natürliche Interaktionen zwischen Objekten, Charakteren und Benutzern stattfinden. Beispielsweise lässt sich definieren, wie virtuelle Gastgeber aussehen, sprechen und sich verhalten. Diese Figuren dienen als Erzähler und führen die Endanwender durch bestimmte Szenen. Aktuell befindet sich Amazon Sumerian noch in einer geschlossenen Preview-Phase. Interessierte können sich über ein Web-Formular registrieren, müssen dafür aber ein AWS-Konto haben. Das Tool beziehungsweise dessen Nutzung sind kostenlos, Anwender müssen jedoch für die gespeicherten und übertragenen Daten bezahlen. Für die Anbindung der virtuellen Gastgeber an Amazon Polly beziehungsweise Amazon Lex fallen weitere Kosten an.
Bare Metal EC2: Neue Hardware-Features für Cloud-Nutzer
Neue Produkte kündigte AWS auch im Bereich der klassischen Infrastrukturdienste (IaaS) an. So können Kunden etwa mithilfe von EC2 Bare Metal-Instanzen direkt auf Hardware-Features zugreifen, die in vitualisierten Umgebungen normalerweise nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Dafür stellt AWS den Service „i3.metal instance“ zur Verfügung. „Diese Bare-Metal-Instanzen bieten Kunden und Partnern das Beste aus zwei Welten“, erklärte Peter DeSantis, Vice President AWS Global Infrastructure, auf der Fachkonferenz. Sie erhielten direkten Zugang zu der darunter liegenden Hardware und könnten zugleich von der Elastizität, Sicherheit und Verfügbarkeit der Amazon-Cloud profitieren.

* Wolfgang Herrmann und Martin Bayer schreiben für die Computerwoche.

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