Die Suche des Online-Riesen Amazon nach einem Standort für sein zweites großes Hauptquartier hat in den USA und Kanada ein regelrechtes Wettrennen ausgelöst. [...]
Um sich gegenüber der Konkurrenz von mehr als 130 Bewerbern durchzusetzen und so namhafte Städte wie New York oder Dallas auszustechen, greift die Stadtverwaltung der kleinen Provinzmetropole Stonecrest im Bundesstaat Georgia nun zu drastischen Mitteln. Sie will den IT-Konzern im Fall eines Zuschlags insgesamt 345 Morgen (rund 140 Hektar) Land zur Verfügung stellen, um dort eine neue Stadt zu errichten, die auf den Namen „Amazon“ getauft werden soll.
„Keiner bietet derartige Möglichkeiten“
„Es gibt sicherlich viele US-amerikanische Städte, die Amazon haben wollen. Aber keine davon bietet diesem phantastischen Unternehmen derartige Möglichkeiten, die eigene Marke auszubauen, wie wir“, zitiert die „Seattle Times“ den Bürgermeister von Stonecrest, Jason Lary. Der Vorschlag, dass man dem Online-Händler ein riesiges Stück Land bereitstellen will, das dieser nach sich selbst benennen darf, sei von den Mitgliedern der hiesigen Stadtverwaltung mit vier zu zwei Stimmen angenommen worden. „Was könnte es für dieses Unternehmen im 21. Jahrhundert besseres geben, als sein neues Hauptquartier in einer Stadt zu bauen, die Amazon heißt?“, so Lary.
„Wenn Amazon in Österreich einen Standort errichten würde, würde es wohl auch einige Stimmen geben, die das befürworten. Insgesamt gesehen steht der Handel hierzulande diesem Unternehmen aber sehr kritisch gegenüber“, erklärt Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Die Gründe hierfür seien vor allem in unfairen Steuerbelastungen zu sehen. „Während unsere Unternehmen mit Ertragssteuern von bis zu 25 Prozent rechnen müssen, bezahlen Internetgiganten wie Amazon nur ein Geringfaches davon. Das schafft ungleiche Wettbewerbsbedingungen und schwächt sowohl den heimischen stationären als auch den Online-Handel“, betont Thalbauer.
Debatte für mehr Fairness bei Steuern
Doch das sei nicht das einzige Problem. „Österreichische Firmen müssen eine ganze Reihe von Gebühren beachten und zum Beispiel Verpackungsgebühren oder Urheberrechtsabgaben bezahlen. Diese Dinge verteuern natürlich die Produkte, was zu einem Kaufkraftabfluss führt“, erläutert die WKO-Expertin. Dieser Tatsache müssten sich auch die Konsumenten stärker bewusst werden. „Man sollte sich bei jedem Einkauf überlegen, ob man dasselbe Produkt nicht auch bei einem österreichischen Händler bekommt“, meint Thalbauer.
Die aktuelle politische Debatte, bei der es darum geht, Internetgiganten wie Amazon auch steuerrechtlich stärker in die Pflicht zu nehmen, sei daher äußerst begrüßenswert. „Es werden derzeit verschiedenste Modelle diskutiert, deren Konsequenzen wir uns genau anschauen müssen. Das alles wird sicher nicht von heute auf morgen passieren. Ich bin allerdings zuversichtlich, dass hier eine brauchbare Lösung gefunden wird“, resümiert Thalbauer.
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