An der Schwelle zu einer KI-Revolution

Eine aktuelle Studie unterstreicht die enormen Wachstumschancen für Europa durch KI – vorausgesetzt, die richtigen Rahmenbedingungen werden geschaffen. ITWelt.at hat sie sich genauer angesehen. [...]

Laut Studie muss Europa daran arbeiten, die derzeitige KI-Dynamik aufrechtzuerhalten. (c) Unsplash
Laut Studie muss Europa daran arbeiten, die derzeitige KI-Dynamik aufrechtzuerhalten. (c) Unsplash

Das Beratungsunternehmen Strand Partners hat im Auftrag von AWS den Einfluss von KI auf die europäische Wirtschaft untersucht. Für die Studie wurden Strand Partners zufolge insgesamt knapp 30.000 Unternehmen und Bürger befragt.

Die Analyse „Unlocking Europe’s AI Potential in the Digital Decade“ geht davon aus, dass Europa an der Schwelle zu einer KI-Revolution steht und zeigt gleichzeitig die Kluft zwischen den ehrgeizigen Zielen und realen Gegebenheiten. 

Die zentralen Aussagen der Studie: 

  • Im Jahr 2023 hat bereits ein Drittel der Unternehmen in Europa KI eingesetzt, was einem Anstieg von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
  • Drei Viertel der Unternehmen, die KI nutzen, berichten von gestiegenen Umsätzen und höherer Produktivität. Allerdings werden KI und andere digitale Technologien derzeit eher von größeren Unternehmen genutzt. Das Verhältnis beträgt 51 Prozent gegenüber 31 Prozent der KMU.
  • Sollte der Einsatz von KI und anderen digitalen Technologien mit gleichem Tempo voranschreiten, könnte dies bis 2030 zu einer zusätzlichen Wertschöpfung von 600 Milliarden Euro in Europa beitragen, so die Studie. 

Die Schattenseiten bestehen etwa darin, dass sich die digitalen Fähigkeiten bei nur 22 Prozent der Unternehmen in den letzten fünf Jahren verbessert haben. Weitere Erkenntnisse: 

  • Der Prozentsatz der Unternehmen, die überzeugt sind, dass ihre Daten sicher sind, ist kaum gestiegen (64 Prozent im Jahr 2023 gegenüber 63 Prozent im Jahr 2022).
  • Ein Mangel an digitalen Fähigkeiten hat das Wachstum des Unternehmens verlangsamt (35 Prozent im Jahr 2023 gegenüber 33 Prozent im Jahr 2022)

Grundsätzlich besteht in Europa ein großer Optimismus, was die Vorteile von KI betrifft. Die Unternehmen gehen davon aus, dass KI ihre Aufgaben automatisiert (87 Prozent), beitragen wird, das Kundenerlebnis zu personalisieren (86 Prozent), die Entscheidungsfindung und Analyse verbessert (84 Prozent) sowie die Produktivität steigert (83 Prozent). 

Unterm Strich: Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwartet, dass die KI ihre Branche in den nächsten fünf Jahren positiv verändern wird. Seit Beginn des sogenannten digitalen Jahrzehnts ist die Nutzung von KI in den Betrieben exponentiell gestiegen. 38 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie bereits mit KI experimentieren. Die Studie berücksichtigt die beschleunigte Einführung von KI in den letzten zwei Jahren und zeichnet daher ein ehrgeizigeres Bild der KI-Einführung als der Bericht der Europäischen Kommission über das digitale Jahrzehnt 2023. Wie die Kommission einräumt, wurden die Daten ihres Berichts zuletzt im Jahr 2021 aktualisiert und berücksichtigen daher nicht die zunehmende Verbreitung von KI in den Jahren 2022 und 2023, so die Studie. 

Und was bedeutet dieses größere digitale Potenzial für Europa? Der Bericht schätzt, dass eine schneller als erwartete Einführung von KI zusätzlich zu den von Public First für 2022 geschätzten 2,8 Billionen Euro weitere 600 Milliarden Euro freisetzen könnte. Insgesamt ergibt sich daraus eine neue Schätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen des europäischen Potenzials in Höhe von 3,4 Billionen Euro, wenn Europa seine Ziele für die Einführung von KI übertreffen kann, was laut der Studie möglich ist. Zum Vergleich: Diese Zahl entspricht in etwa dem Wert der europäischen Bauindustrie.

Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, muss Europa daran arbeiten, die derzeitige Dynamik aufrechtzuerhalten. Das größte Hindernis, auf das die Studie hinweist, sind die fehlenden digitalen Kompetenzen. Trotz der großen Begeisterung für die Ziele des Digitalen Jahrzehnts gibt es sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Bürgern erhebliche Wissens- und Fähigkeitslücken. Es existiert oft ein nur vages Verständnis von den konkreten Möglichkeiten, die KI bietet. Die Hälfte der europäischen Bürger ist jedenfalls zuversichtlich, dass die KI mehr Chancen als Risiken für die Arbeitsplatzsicherheit und die Zukunft der Arbeit mit sich bringt. 


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*