Android-Apps tarnen sich als iPhone-Programme

Profitsteigerung ist eine der Maximen jedes Cyberkriminellen. Da wundert es nicht, dass die SophosLabs nun eine neue Machenschaft aufgedeckt haben, die auf der Tatsache beruht, dass Werbetreibende mehr Geld pro Klick zahlen, wenn dieser von vermeintlich wohlhabenderen iPhone- oder iPad-Besitzern kommt. [...]

Im Vergleich zu bekannter Ad-Clicker-Malware hat die Funktionalität der neu entdeckten Klickbetrug-Apps signifikante Verbesserungen erfahren. (c) ra2studion - Fotolia
Im Vergleich zu bekannter Ad-Clicker-Malware hat die Funktionalität der neu entdeckten Klickbetrug-Apps signifikante Verbesserungen erfahren. (c) ra2studion - Fotolia

Da der sogenannte Klickbetrug, bei dem kommerzielle Werbeflächen geklickt oder Klicks zur Manipulation der Abrechnungssysteme simuliert werden, eine wachsende Einnahmequelle für nicht ganz so gesetztestreue App-Entwickler darstellt, scheint es sich auszuzahlen darüber zu lügen, welches Mobilgerät in betrügerischer Absicht die Werbung anklickt.

Diese Entdeckung machten die Experten der SophosLabs, als sie 22 Apps entdeckten, die noch bis November 2018 online waren und zusammen über zwei Millionen Mal heruntergeladen wurden. Den abgesehen davon, dass die Klickbetrug-Apps bereits seit Monaten unbemerkt ihr Unwesen treiben konnten, war die größte Überraschung, dass diese AndroidApps sich als Apple-Geräte bei den Werbebannern meldeten. Höchstwahrscheinlich um eine höhere Abrechnung für die kriminellen Aktivitäten zu erreichen.

Der Großteil der Klickbetrug-Apps wurde ab Juni 2018 aktiv, es gibt allerdings auch drei Apps, die bereits seit letztem Jahr im Play Market verfügbar waren. Dazu gehört die „Sparkle Flashlight“-App, die mindesten eine Million Mal heruntergeladen wurde. Allerdings gingen die drei ältesten Apps nicht mit krimineller Energie live, sondern scheinen zusammen mit dem Start der neueren Apps im Sommer dieses Jahres mit dem Klickbetrug-Code trojanisiert worden zu sein. Google hat mittlerweile alle dieser Apps von seiner Plattform entfernt, allerdings bleibt die Command-and-Control-Serverstruktur trotz dieser Aktion erhalten. Entsprechend können alle Apps aus dieser Betrugswelle (Liste am Ende des Artikels) weiterhin aktiv sein, solange sie auf dem Smartphone installiert sind.

Neue Qualität beim Wolf im Schafspelz

„Im Vergleich zu bekannter Ad-Clicker-Malware hat die Funktionalität der neu entdeckten Klickbetrug-Apps signifikante Verbesserungen erfahren“, so Sophos-Experte Michael Veit. „Die Programme sind nicht nur langlebiger und flexibler, sondern können ihr wahren Absichten auch sehr viel effektiver verbergen. Unter dem Deckmäntelchen beliebter Anwendungen wie Games oder praktische Helferlein besitzen die Apps nämlich auch Downloader-Ressourcen, wenn der Command and Control Server diese aktiviert. Bei „Sparkle Flashlight“ hat der C&C-Server die Malware z.B. angewiesen, Werbebanneranfragen zu simulieren, die von verschiedenen Apps und Mobilgeräten kommen“. Das Hinterhältige daran: Die Werbeklicks resultieren nicht in nervenden Fullscreen-Anzeigen, die den Anwender stutzig machen, sondern die ganze Aktion läuft im Hintergrund über ein verstecktes Browserfenster ab. Hier simuliert der Wolf im Schafspelz dann die Interaktion mit den Werbebannern. Potenzielle Hinweise für den Nutzer sind deshalb lediglich ein höherer Daten- und Akkuverbrauch. Allerdings können diese Effekte vom Nutzer kaum mit der genutzten Klickbetrug-App in Verbindung gebracht werden. Deshalb hatten die Anwendungen bis zu ihrer Löschung im Store zum Großteil sogar gute Bewertungen mit vier Sternen und mehr.

Abgesehen von dieser neuen Verschleierungsqualität ist der Klickbetrug nicht die einzige Gefahr, die von diesen Apps ausgeht. Aufgrund ihrer Verbindung mit einem C&C-Server können beliebige Datenpakete mit Schadcode auf die Geräte geladen werden. Zudem kommt hinzu, dass der Klickbetrug auch aktiv ist, wenn die App selbst nicht läuft. Aufgrund dieser Faktoren haben die SophosLabs diese Programme als „bösartig“ und nicht nur „potentiell unerwünscht“ eingestuft und unter dem Namen Andr/Clickr-AD registriert.

Liste der Klickbetrug-Apps

Sparkle FlashLight, Snake Attack, Math Solver, ShapeSorter, Tak A Trip, Magnifeye, Join Up, Zombie Killer, Space Rocket, Neon Pong, Just Flashlight, Table Soccer, Cliff Diver, Box Stack, Jelly Slice, AK Blackjack, Color Tiles, Animal Match, Roulette Mania, HexaFall, HexaBlocks, PairZap.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*