Angefaltet: Huawei Mate X

Huawei hat sein faltbares Smartphone nach Zürich gebracht. Wir durften schon einmal unsere Origami-Fähigkeiten unter Beweis stellen. [...]

cht die praktischste Art das Mate X zu halten, sieht aber cool aus Zoom. © lpd / PCtipp

Gleich vorweg: Das Mate X, das wir ausprobieren durften, ist noch keine finale Version. Besonders im Bereich der Software dürften noch diverse Updates bis zum Launch im Sommer 2019 erscheinen, welche die grössten Problemchen geradebiegen sollten.

Auf den ersten Blick wirkt das Mate X wie ein gewöhnliches Smartphone, mit 11 mm vielleicht ein wenig dicker und schwerer als die Konkurrenz, aber noch immer ziemlich regulär. Auch das Display auf der Rückseite fällt in der Hand nur wenig auf, da die meisten High-End-Geräte derzeit sowieso auf Glasrücken setzen.

Dreht man das Mate X jedoch um, schaut man nicht etwa auf leeres Glas, sondern auf ein zweites Display, das sich beim Drehen automatisch aktiviert. Der Displaywechsel basiert aktuell auf Daten des Gyrosensors, der die Drehung des Gerätes erkennt. Das funktioniert beim regulären Drehen gut. Langsame Drehungen erkennt das Mate X aber nicht gut und wechselt das Display dann entsprechend nicht. Das Problem dabei: Dreht man dann das Display wieder schnell zurück, aktiviert sich das hintere Display und man benötigt erst einmal eine weitere langsame Drehung, um den Sensor wieder korrekt zu orientieren.

Generell funktioniert der Wechsel zwischen den beiden Displays aber gut. Auch bei geöffneten Apps wie der Kamera gibt es kaum Probleme. Ausser für Selfies wird man das kleinere hintere Display aber eher selten brauchen. Auch was die Verarbeitung angeht, kann das Mate X grösstenteils überzeugen. Die beiden Displayhälften liegen praktisch perfekt eben aufeinander. Ein Spalt ist nur knapp zu erkennen. Drückt man die Rückseite nicht ganz genau in den Verschluss, kann die hintere Displayhälfte minim vom Rest abstehen, darauf muss man anfangs ein wenig achten.

Die wahre Attraktion des Mate X sind aber sowieso nicht die einzelnen Displays, sondern beide kombiniert. Mit einem Druck auf einen Knopf im Griff springt die hintere Displayhälfte aus der Fassung und das Mate X kann aufgeklappt werden. Das Scharnier wirkt wertiger, als es in der Demonstration per Video aussah und bietet einen angenehmen Widerstand. Es ist weder zu anstrengend noch zu schlabbrig. Die grösste Schwierigkeit beim Drehen und auch Ausklappen des Displays: Da beide Seiten des Mate X Touch unterstützen, tippt man schnell einmal aus Versehen etwas an, während man mit dem Scharnier hantiert. Mit ein wenig Übung funktioniert das aber bestimmt. Auch ganz offen liegt das Mate X angenehm in der Hand. Das für ein Smartphone eher hohe Gewicht wirkt in der Tabletform schon fast wieder leicht.

Eine spannende Frage bleibt leider auch beim Hands-On-Test unbeantwortet: Wie lange halten Scharnier und Display des Mate X durch? Dafür müsste man das Smartphone ein gutes Stück länger einem Härtetest unterziehen können. Huawei baut seine Smartphones laut eigenen Angaben für eine Laufzeit von mindestens drei Jahren, was auch beim Mate X gelten sollte. Genauso wie die in der Schweiz vorgeschriebenen zwei Jahre Garantie. Anders als bei regulären Smartphones verwendet das Mate X einen flexiblen Kunststoff über dem Display, anstelle von Glas. Ist das Gerät zusammengefaltet, merkt man keinen allzu grossen Unterschied davon. Der Kunststoff fühlt sich ein bisschen weicher an als hartes Glas, ein wenig, als wäre eine Folie aufgeklebt. Das Mate X reagiert aber genauso schnell auf Touch-Input wie andere Smartphones. Funktional gesehen besteht also kein Unterschied.

Ausgeklappt sind leichte Unebenheiten in der Mitte des Displays festzustellen. Also dort, wo der Knick durchgeht. Wie stark einen diese Unebenheiten stören, wird individuell sein. Für Durchschnittsnutzer und Alltagsanwendungen wird es kaum ins Gewicht fallen, da man kaum etwas davon spürt und nur bei bestimmten Lichtverhältnissen wirklich aktiv etwas davon sieht. Insgesamt wirkt das Mate X durch die Kunststoffoberfläche ein kleines Bisschen weniger wertig als ein Smartphone mit Glasoberfläche, jedoch auf keinen Fall billig. Durch die spektakuläre Bauform schaut dann sowieso niemand so genau hin.

Zu guter Letzt konnten wir die Kamera des Mate X antesten. Wie von Huawei gewohnt, handelt es sich um ein Leica-System mit drei Objektiven. Die App ist die gleiche wie bei den aktuell verfügbaren Huawei-Geräten. Das ist auch gut so, denn die Huawei-Kamera-App ist eine der besseren auf dem Markt. Eine Frontkamera gibt es beim Mate X keine mehr. Für Selfies verwendet man einfach die reguläre Kamera, in Kombination mit dem hinteren Displayteil. Einziger Nachteil: Man muss das Gerät dafür zwingend zusammenklappen. Dafür gibt es bessere Selfies mit der Hauptkamera. Kein schlechter Tausch.

Fazit

Das Huawei Mate X macht einen soliden Eindruck und liegt gut in der Hand. Das Design hält dem kritischen Auge Stand, und wenn die Hardware nach zu vielem Falten nicht gleich die Biege macht, bleibt das Mate X wohl noch eine Weile ganz schön beeindruckend. Den Ausspruch «Alter Falter» wird man jedoch nicht nur beim Display hören, sondern auch beim stolzen Preis von voraussichtlich etwa 2500 US-Dollar. Wer aber trotzdem auf Biegen und Brechen eines dieser Falthandys haben muss, kann beim Huawei Mate X beruhigt zugreifen. Unter den aktuell vorgestellten faltbaren Smartphones ergibt das Mate X am meisten Sinn und wirkt am weitesten ausgereift. Da tut der Knick im Kontostand dann schon ein bisschen weniger weh.


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