Die Zahl der Angriffe auf die IT-Sicherheit von Unternehmen ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. Dies ist das Ergebnis des Global State of Information Security Survey, welche die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC jährlich zusammen mit den Fachmagazinen CIO und CSO durchführt. Dazu wurden im Frühjahr 2014 rund 9.800 IT-Verantwortliche in über 154 Ländern befragt, darunter 30 österreichische Unternehmen. [...]
Insbesondere in Europa haben die Befragten einen signifikanten Anstieg von Cyberkriminalität beobachtet: So ist hierzulande 2013 die Anzahl der aufgedeckten Angriffe um 41 Prozent gestiegen. Wie die Umfrage weiter ergeben hat, werden große Unternehmen mit einem Bruttoumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar häufiger angegriffen als kleine Unternehmen. Für Hacker interessant sind vor allem Handelsstrategien, geistiges Eigentum wie Produktdesigns und große Mengen an Kundendaten, die verkauft oder sogar für militärische Vorteile genutzt werden können. Ebenso angestiegen sind die Angriffe auf vernetzte Verbrauchergeräte wie Baby-Phones oder Fernseher – ein Umstand, der das „Internet of Things“ deutlich zurückwerfen könnte, wie PwC befürchtet.
MITARBEITER ALS TÄTER
Wie die Studie zeigt, stehen am häufigsten Insider – derzeitige und ehemalige Mitarbeiter – hinter der Cyberkriminalität. Dabei geschehen jedoch viele Vorfälle unabsichtlich, beispielsweise durch den Verlust von mobilen Endgeräten, oder weil die Mitarbeiter Opfer von Phishing-Angriffen werden. Darauf sind jedoch viele Unternehmen nicht vorbereitet.
„Viele Organisationen übersehen gerade die Bedrohungen, die aus ihrem eigenen geschäftlichen Ökosystem stammen. Als Folge davon verfügen die wenigsten Unternehmen über eine geeignete Früherkennung und sind nicht in der Lage, auf den Ernstfall, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eintreten wird, angemessen und schnell zu reagieren“, sagt Christian Kurz, Country Leader Forensic Technology Solutions bei PwC Österreich.
Zugenommen haben überdies die Angriffe auf Händler. Bei 467 Datenpannen bei Händlern weltweit waren in 95 Prozent der Fälle die Kredit- und Bezahlkartendaten das Hauptziel. Auch der Diebstahl von geistigem Eigentum ist 2013 um 19 Prozent angestiegen. Besonders betroffen war die Luftfahrt- und Verteidigungsbranche, wo ein Anstieg von 97 Prozent beim Diebstahl von „handfestem“ geistigem Eigentum wie strategischen Geschäftsplänen, Vertragsdokumenten und sensiblen finanziellen Daten zu verzeichnen war, sowie 66 Prozent bei „virtuellem“ geistigen Eigentum wie Prozessen und Betriebskenntnissen.
SORGENQUELLE INLANDSGEHEIMDIENSTE
Ebenfalls in die Höhe ging es mit Angriffen durch Geheimdienste von Nationalstaaten. Hier stieg die Fallzahl um 86 Prozent an, verursacht unter anderem durch geopolitische Ereignisse in Osteuropa und dem Mittleren Osten. Als Folge der Snowden-Leaks zeigen Nationen, Unternehmen und die Gesellschaft zunehmend Skepsis gegenüber inländischen Geheimdiensten und dem möglichen Einfluss auf Datenschutz und Datensicherheit. 59 Prozent der Befragten sagten, dass ihre Führungskräfte die Regierungsüberwachung sehr besorgt sehen. Besonders hoch sind die Bedenken in China (93 Prozent), Indien (83 Prozent) und Brasilien (77 Prozent). Rund 42 Prozent der Befragten überprüfen daher den Verkauf ihrer Produkte in verdächtige Staaten; 29 Prozent verkaufen deshalb sogar weniger in diese Länder. (pi)
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