Angriffe über Web-Shells neuer Top-Einfallsvektor im 1. Quartal 2023

Cisco Talos Report: Deutliche Zunahme von Angriffen über Web-Shells verdeutlicht Anfälligkeit von Web-Apps. [...]

Das schnelle Eingreifen der Security-Teams hat dazu beigetragen, Angriffe einzudämmen, bevor die Verschlüsselung stattfinden konnte. (c) Unsplash
Das schnelle Eingreifen der Security-Teams hat dazu beigetragen, Angriffe einzudämmen, bevor die Verschlüsselung stattfinden konnte. (c) Unsplash

Die Zahl von Angriffen über Web-Shells ist in den ersten drei Monaten 2023 überdurchschnittlich stark angestiegen. Laut Analysen von Cisco Talos war diese Angriffsform für ein Viertel aller Vorfälle verantwortlich, die das Incident Response Team im ersten Quartal 2023 untersucht hat. Parallel sank der Anteil von erkannten Ransomware-Angriffen von 20 Prozent auf 10 Prozent. Entwarnung geben die Cyberforscher allerdings nicht: Denn ein Fünftel aller beobachteten Bedrohungsaktivitäten entfielen auf Maßnahmen von Angreifen, die einer Ransomware-Attacke typischerweise vorangehen und sie vorbereiten sollen.

Talos hat seine vierteljährliche Analyse zur Bedrohungslage für das erste Quartal 2023 veröffentlicht. Demnach waren öffentlich zugängliche Web-Applikationen ein Hauptziel der Bedrohungsakteure in diesem Zeitraum. Nahezu die Hälfte aller Angriffe (45 Prozent) nutzen solche Anwendungen als initialen Vektor, um sich Zugang zu Systemen zu verschaffen. Gegenüber dem Vorquartal entspricht dies einem Anstieg von 15 Prozent.

Bei vielen dieser Angriffe kamen Web-Shells zum Einsatz, die Server kompromittierten, die über das Internet zugänglich waren. Generell gesprochen, handelt es sich bei einer Web-Shell um ein schädliches Skript, das sich als legitime Datei ausgibt und so eine Hintertür zum Webserver öffnet. Web-Shells werden in der Regel nach einer bereits erfolgreichen Infiltration für weitere Attacken „hinterlassen“. Laut den Talos-Forschern profitierten Angreifer von der Tatsache, dass viele Nutzerkonten von Web-Applikationen nur mit schwachen Passwörtern oder Single-Factor-Authentifizierung geschützt waren.

Gestärkte Ransomware-Abwehr vereitelte größere Erfolge

Die Bedrohung durch Ransomware ist weiterhin hoch. Auch wenn Cisco Talos in Q1 einen generellen Rückgang erfolgreicher Erpressungsfälle beobachten konnte, bleiben Ransomware-Aktivitäten insgesamt hoch. Sogenannten „Pre-Ransomware“-Aktivitäten machten circa ein Fünftel aller Attacken aus, sodass in den nächsten Monaten wieder mit einem Anstieg der erfolgreichen Angriffe gerechnet werden kann. Viele der vorbereitenden Angriffsmaßnahmen konnte Cisco Talos bekannten Ransomware-Gruppen wie Vice Society zuordnen. Nach Einschätzung der Forscher hat das schnelle Eingreifen der Security-Teams der betroffenen Unternehmen dazu beigetragen, Angriffe einzudämmen, bevor die Verschlüsselung stattfinden konnte.

Im ersten Quartal 2023 war vor allem das Gesundheitswesen Ziel der Kriminellen, dicht gefolgt vom Einzelhandel, der Immobilienbranche und dem Gastgewerbe.

OneNote-Dokumente als Angriffsvektor

Bereits im letzten Jahr war sogenannte „Commodity Malware“ auf dem Vormarsch. Sie ist weit verbreitet und kann gekauft oder kostenlos heruntergeladen werden. Commodity Malware ist in der Regel nicht angepasst und wird von Bedrohungsakteuren in verschiedenen Stadien ihrer Aktivitäten genutzt. Im ersten Quartal 2023 traten nun die bereits zuvor gesichteten Commodity Loader wie Qakbot wieder verstärkt in Erscheinung. Qakbot nutzte dabei häufig bösartige OneNote-Dokumente. Der Einsatz bösartiger OneNote-Anhänge konnte auch bei anderen Angriffsversuchen beobachtet werden. Bedrohungsakteure, so die Analyse von Talos, experimentieren also weiterhin mit Dateitypen, die nicht auf Makros angewiesen sind. Microsoft hatte im Juli 2022 damit begonnen, Makros in seinen Anwendungen standardmäßig zu deaktivieren. Auch andere Applikationen, die andere Dateien in sich führen und verwalten, sind betroffen.

Weitere Ergebnisse

Zu den weiteren Erkenntnissen im ersten Quartal 2023 gehören:

  • Bei dreißig Prozent der beobachteten Angriffsfälle war die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) entweder gar nicht oder nur für einige wenige Konten und kritische Dienste aktiviert.
  • Aktuelle Erfolge der Strafverfolgungsbehörden zur Zerschlagung großer Ransomware-Banden (z.B. Hive) zeigen Wirkung. Allerdings schafft dies Raum für neue Familien oder die Bildung neuer Partnerschaften. So trat mit Daixin Ransomware in Q1/2023 eine neue Ransomware-as-a-Service (RaaS)-Familie in Erscheinung.
  • Das Open-Source-Toolkit Mimikatz kam in diesem Quartal bei fast 60 Prozent der Ransomware- und Pre-Ransomware-Einsätze zum Einsatz. Mimikatz ist ein weit verbreitetes Post-Exploitation-Tool, mit dem Anmelde-IDs, Kennwörter und Authentifizierungs-Token von kompromittierten Windows-Systemen gestohlen werden.

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