Die auf der Website Geneplaza veröffentlichte App "How Gay Are You?" sorgt für Kontroversen, weil sie den Grad der Hingezogenheit ihrer User zum eigenen Geschlecht anhand von deren Genen "misst". [...]
Joseph Vitti, Genetikforscher am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), hat bereits eine Petition gegen die App erstellt.
„Es gibt auf der ganzen Welt gefährdete queere Menschen. Und diese App wird ihnen schaden“, so Vitti. „How Gay Are You?“ würde User in die Irre führen. Die Ergebnisse der Genetik-App könnten missbraucht oder fehlinterpretiert werden. Zwar gibt die Anwendung an, dass es nicht möglich sei, Homosexualität damit genau zu messen, dennoch sind viele Experten aufgrund des Aufsehen erregenden Konzeptes besorgt.
App missversteht Studie
„How Gay Are You“ wurde von dem in Uganda lebenden US-Entrepeneur Joel Bellenson entwickelt. Nutzer können für 5,50 Dollar (etwa fünf Euro) ihre genetischen Sequenzierungsdaten hochladen, die von Unternehmen wie 23andMe ausgewertet wurden. Anhand dieser Daten soll die App interpretieren, bis zu welchem Grad ein User sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt.
Bellenson bezieht sich auf eine MIT-Studie, die sich mit den Genen homosexueller Menschen auseinandersetzt. Die Forscher analysierten die DNA von etwa 475.000 Menschen und stellten dabei teils ähnliche genetische Variationen bei Personen fest, die angaben, schon einmal einen gleichgeschlechtlichen Sexpartner gehabt zu haben. Den Forschern zufolge interpretiert Bellenson dieses Ergebnis aber völlig falsch, keine der genetischen Variationen war bei genügend Teilnehmern vorhanden, um damit Homosexualität zu messen.
LGBTQ-Menschen bedroht
In seiner Petition hebt Vitti hervor, dass auf homosexueller Geschlechtsverkehr in Uganda, der Heimat des Entwicklers, die Todesstrafe steht. Weil LGBTQ-Menschen immer noch an vielen Orten verfolgt werden, könnte die App leicht missbraucht werden. Die Petition gegen „How Gay Are You“ hat innerhalb von zwei Wochen 1.660 Unterstützer gefunden. Die Anwendung wurde aufgrund der heftigen Kritik von Geneplaza inzwischen wieder entfernt.
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