App-Test: Google Duo

Googles neue Kommunikations-App hält alles ganz einfach und könnte damit eine kleine Revolution auslösen. [...]

Duo ist ganz simpel. Man öffnet die App, tippt auf Videoanruf und wählt einen Kontakt aus. Sofern dieser Kontakt Duo auch installiert hat, startet sich der Anruf automatisch. Auf der anderen Seite erhält man als Angerufener eine Vollbildaufnahme des Anrufenden (mit der Knock-Knock-Funktion eingeschaltet). So sieht man bereits, was gerade läuft, bevor man den Anruf annimmt. Im Prinzip kann man die Funktion mit einem Türspion vergleichen.
Während des Anrufs gibt es eigentlich nur drei Funktionen: Auflegen, das Mikrofon stumm schalten und die Kamera wechseln. Auch die App-Optionen sind sehr spärlich. Die Anklopffunktion lässt sich ausschalten, genau wie das Vibrieren beim Anruf. Die wohl nützlichste Option ist «Mobile Datennutzung einschränken», die standardmässig aktiviert ist. Dabei verwendet Duo so viel WLAN wie möglich und schränkt die Datennutzung im mobilen Netz ein. Andernfalls wechselt die App relativ frei zwischen den beiden Netztypen hin und her und setzt mehr auf Anrufqualität.
Mehr bietet die App nicht. Textnachrichten oder Gruppenanrufe sucht man vergebens. Leider fehlt auch die Möglichkeit, auf anderen Geräten wie PCs Duo zu verwenden, was die Nutzerbasis weiter einschränkt. Dafür macht die App das, was sie soll, sehr gut. Die Bildqualität ist bei guten Netzbedingungen gut, ansonsten aber eher dürftig. Wie üblich bei Videotelefonie-Apps.
Die spärlichen Funktionen machen Duo zu einem interessanten Experiment für Google und alle Android-Nutzer. Sind die Zeiten vorbei, in denen man so viele Funktionen wie möglich in einer App vereinen wollte? Haben wir lieber mehrere, dafür einfachere Apps? Neben Google (Duo & Allo) denkt auch Facebook ähnlich und packt einzelne Funktionen lieber in spezielle Apps. Die Vor- und Nachteile gleichen sich in etwa aus.
Für die App-Entwickler ergeben einzelne Apps Sinn, da der Code einfacher und überschaubarer bleibt. Für Nutzer bietet sich die Möglichkeit, ungenutzte Funktionen gar nicht erst zu installieren und Platz zu sparen. Im Gegenzug werden den einzelnen Apps einige Nutzer durch die Lappen gehen. Facebooks Messenger verdankt seinen Erfolg nicht zuletzt der Tatsache, dass viele Nutzer ihn einfach nutzten, weil sie ja sowieso schon Facebook hatten.
Für Duo wird es knifflig. Die App bietet zwar sehr wenig, ist aber auf Android in einer guten Marktposition. Etablierte Messenger wie WhatsApp haben bisher noch keine Videotelefonie und die direkte Konkurrenz stellt sich nicht gerade kompetitiv an: Skype ist eher kompliziert, benötigt ein zusätzliches Nutzerkonto und nervt mit Werbung. Goldstandard Facetime macht zudem keinen Schritt weg von iOS und OSX. Solange sich WhatsApp mit seiner eigenen Videofunktion noch etwas Zeit lässt, hat Duo durchaus eine Chance. Post WhatsApp-Video müsste Google schon eine grosse Anzahl Nutzer auf die Kombination von Allo und Duo hieven können, was angesichts der riesigen Nutzerbasis von WhatsApp unwahrscheinlich scheint.
Fazit
Duo ist eine sehr einfache und gelungene App für eins zu eins Videoanrufe zwischen Geräten mit Android oder iOS. Mehr kann die App nicht, was man gut oder schlecht finden kann. Falls das Experiment Allo/Duo für Google nicht aufgeht, gibt es wohl bald «Alloduo» mit Chat und Videotelefonie in einem.
*Der Autor Luca Diggelmann ist Redakteur von PCtipp.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*