App „Verkehr in Salzburg”: Überblick über die Salzburger Verkehrslage

Hunderte Verkehrsteilnehmer sind in Salzburg unterwegs und übermitteln, wie gut sie vorankommen. Mit einer App können weitere Freiwillige teilnehmen. [...]

Verkehrsprognosen gehen davon aus, dass der PKW-Verkehr in Salzburg weiter steigen wird. „Die Herausforderung besteht darin, die bestehende Verkehrsinfrastruktur effizienter zu nutzen“, erklärt Landesrat Hans Mayr. Weil Erweiterungen der Verkehrsinfrastruktur nur punktuell möglich sind und eine vollständige Überwachung der Verkehrslage mit stationären Sensoren teuer ist, geht das Bundesland einen anderen Weg: In der FCD Modellregion Salzburg wird gegenwärtig das Konzept der Floating-Car-Data (FCD) zur flächendeckenden Erfassung von Verkehrszuständen getestet. Die Daten stammen aus Fahrzeugen, die aktuell am Verkehrsgeschehen teilnehmen. Nun steht auch eine Smartphone-App für alle interessierten Verkehrsteilnehmer zur Verfügung.

Bereits seit einigen Monaten sind über 600 Fahrzeuge mit GPS-Sendern im ganzen Bundesland unterwegs. „Mit der neuen Smartphone-App sind wir zur Gewinnung der Daten nicht mehr auf den Einbau von GPS-Geräten in Fahrzeugen beschränkt“, erklärt Landesbaudirektor Christian Nagl. „Jeder kann mitmachen und im Gegenzug von einer noch genaueren Verkehrslagekarte und einer nachhaltig optimierten Verkehrssituation durch intelligente Verkehrssteuerung profitieren.“

Die App „Verkehr in Salzburg“ ist kostenlos auf Google Play verfügbar und funktioniert auf allen Tablets und Smartphones mit dem Betriebssystem Android 4.0 oder höher. Sie zeigt die aktuelle „Verkehrsqualität“ auf den wichtigsten Straßen im Stadtgebiet von Salzburg sowie auf allen Hauptverkehrsrouten im Bundesland. Ein grüner Straßenabschnitt bedeutet freie Fahrt, ein gelber Abschnitt zeigt leichte Verzögerungen und ein roter Abschnitt bedeutet stärkere Verzögerungen (mehr als 2 Minuten Verzögerung im Vergleich zur freien Fahrt).

Die angezeigte Verkehrslage wird jede Minute aktualisiert, die dafür verwendeten Daten sind maximal 30 Minuten alt. „Wurde eine Straße in der letzten halben Stunde nicht befahren, wird keine Verkehrslage angezeigt“, erklärt Projektleiter Karl Rehrl von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft. „Jeder einzelne App-Nutzer kann jedoch mithelfen, die Lücken auf der Verkehrslagekarte zu füllen.“

Noch ist die FCD Modellregion Salzburg im Testbetrieb. Ziel ist, eine flächendeckende, zuverlässige und vor allem aussagekräftige Echtzeit-Verkehrslage für das gesamte Bundesland zu generieren. Je mehr Daten in das System einfließen, desto aktueller, aussagekräftiger und zuverlässiger ist das Ergebnis. Bereits jetzt sind die Hauptverkehrsrouten in verkehrsstarken Zeiten zu knapp 50 Prozent abgedeckt. Mit der App soll dieser Anteil nochmals wesentlich erhöht werden: „Die App ist eine Win-Win-Situation sowohl für Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, wie auch für Verkehrsplanung und Forschung“, sagt Projektleiter Rehrl. „Die Nutzerinnen und Nutzer der App erhalten kostenlosen Zugang zu den aktuellsten Verkehrslagedaten im Bundesland. Im Gegenzug stellen Sie ihre eigenen – anonymisierten – Bewegungsdaten zur Verfügung und helfen dadurch aktiv mit, die Datenlage für alle zu verbessern.“

Die in Echtzeit erfassten Bewegungsdaten helfen dabei, den aktuellen Verkehrszustand möglichst genau zu erfassen. Zum einen können damit Verkehrsteilnehmer bestmöglich informiert werden: durch die Verkehrsauskunft Österreich, die Projektpartner Ö3 Verkehrsredaktion und ASFINAG oder über die Verkehrslage-Karte im Internet und auf der App. Außerdem stehen die Daten auch den Verkehrsplanern in Stadt und Land Salzburg zur Verfügung, die diese Daten als Entscheidungsgrundlage für verkehrliche Maßnahmen nutzen können: Durch objektive Vorher-Nachher-Vergleiche kann beispielsweise die Wirkung von unterschiedlichen Verkehrssteuerungsmaßnahmen bewertet werden. Da auch die Salzburger O-Busse ihre Bewegungsdaten liefern, kann zum Beispiel die Effektivität von Busspuren untersucht werden. Außerdem dienen die Daten aus der FCD Modellregion Salzburg als Datenquelle für das Projekt „SENS“ der Stadt Salzburg, mit dem die situationsabhängige Ampelsteuerung im Stadtgebiet in Angriff genommen wird.

Im Projekt FCD Modellregion Salzburg wird Wert auf ein höchstes Maß an Datenschutz unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte gelegt. „Gerade in Zeiten der zunehmenden Überwachung ist uns der sorgfältige Umgang mit Daten ein besonderes Anliegen. In der FCD Modellregion werden umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Anonymität der Daten sicherzustellen: jede Fahrt wird anonym ausgewertet und kann nicht auf einzelne Fahrer oder Fahrzeuge zurückverfolgt werden. Außerdem werden die exakten Start- und Endpunkte einer Fahrt automatisch entfernt. In Sachen Datenschutz erfüllen wir sämtliche Richtlinien des österreichischen Datenschutzgesetzes. Das Projekt wurde von Juristen geprüft und bei der österreichischen Datenschutzkommission unter der DVR-Nr. 4008479/002 gemeldet“, erläutert Projektleiter Karl Rehrl von Salzburg Research. (pi)


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*