Viele haben sich mehr vom Jubiläum erwartet, doch die Apple Watch ist sich treu geblieben. In diesem Artikel erfahren Sie, für wen sich das Update trotzdem lohnt. [...]
Zehn Jahre sind in der Computer-Branche eine gefühlte Ewigkeit: So lange ist es her, seit Tim Cook die erste Apple Watch am 9. September 2014 im Rahmen einer Keynote vorgestellt hat. Der erste Versuch, die Apple Watch auch als Luxusuhr zu positionieren, scheiterte allerdings: Wer erinnert sich noch an das erste Modell, das auch aus 18-karätigem Gold für bis zu 18.000 Euro feilgeboten wurde?
Doch bereits mit der nächsten Generation legte Apple den Fokus auf Fitness und Gesundheit. Und diese Strategie zahlte sich aus: Zwar weist Apple die Verkaufszahlen nicht separat aus, sondern platziert die Apple Watch unter „Wearables“. Doch Schätzungen zufolge wanderten 2023 etwa 50 Millionen Exemplare über den (virtuellen) Ladentisch. In derselben Zeit verkaufte zum Beispiel die gesamte Schweizer Uhrenindustrie knapp 17 Millionen Uhren weltweit. Oder anders gesagt: Die Apple Watch ist mit großem Abstand die beliebteste und erfolgreichste Uhr der Welt.
Eleganter, schneller, größer
Und nun ist dieses Produkt also 10 Jahre alt geworden. Doch wer einen jubilaren Meilenstein wie beim iPhone X erwartet hat, muss sich weiter gedulden: Die Apple Watch behält ihr unverwechselbares Design weitgehend bei. Immerhin ist die Höhe um einen Millimeter geschrumpft. Das klingt nach sehr wenig, doch die optische Anmutung macht sich bemerkbar – vor allem von der Seite betrachtet.
Gleichzeitig ist das Display leicht gewachsen und zeigt jetzt noch mehr Inhalte – oder dieselben Inhalte einfach größer, was für viele Augen eine willkommene Verbesserung darstellt. Die Apple Watch 10 im 49-Millimeter-Gehäuse verfügt praktisch über dieselbe Display-Größe, wie die Apple Watch Ultra – aber in einem vergleichsweise zierlichen Gehäuse und zu einem deutlich niedrigeren Preis.
Besonders edel wirkt heuer die Ausführung „Diamantschwarz“ bei den Aluminium-Modellen. Die auf Hochglanz polierte Oberfläche wirkt wie die Edelstahl-Ausführung – allerdings mit deutlich weniger Gewicht. Und nein, diese Oberfläche ist kein Magnet für Fingerabdrücke. Das liegt wohl auch daran, dass der Rahmen schlicht zu klein ist, um solche Hinterlassenschaften erfolgreich herumzuzeigen.
Neue Funktionen
Wenn es jedoch um die neuen Funktionen geht, offenbart sich das vielleicht grösste Problem dieser Gerätekategorie: Die Apple Watch bietet nur noch wenig Raum für essenzielle Verbesserungen. Das liegt zu einem großen Teil auch daran, dass die Apple Watch seit der ersten Stunde einfach unglaublich vielseitig ist. Bereits die erste Version konnte über das iPhone telefonieren, unterstützte das Bezahlen mit Apple Pay oder löste die Kamera des iPhones aus. Mit Series 2 kam unter anderem GPS, mit Series 3 die unabhängige Telefonie und mit Series 4 schnallten wir uns ein zertifiziertes EKG ans Handgelenk. Und so weiter. Bei der Series 10 zeigen sich deshalb die Neuerungen vor allem im Detail.
Lautsprecher. Bis anhin war der Lautsprecher der Apple Watch nur dazu da, um Mitteilungen abzuspielen oder um die freihändige Telefonie zu ermöglichen. Neu lassen sich darüber auch Medien abspielen, indem zum Beispiel Radio-Apps vor sich hin dudeln oder Musik-Dienste wie Apple Music und Spotify angezapft werden. Dabei muss man der Apple Watch eine beeindruckende Tonqualität attestieren. Damit sind natürlich keine wummernden Bässe und nuancierte Höhen gemeint; doch in Anbetracht der winzigen Lautsprecher ist es durchaus eine Option, Radiosender oder Podcasts zu hören, während man am Ufer darauf wartet, dass etwas anbeißt.
Tiefen- und Temperaturmesser. Und weil wie schon bei den Fischen sind: Die Series 10 bietet sowohl ein Tiefenmesser als auch ein Thermometer fürs Wasser. Beide Werte werden nur bis zu einer Tiefe von 6 Metern angezeigt. Damit soll wohl auch verhindert werden, dass die Apple Watch als Tauchcomputer zweckentfremdet wird. Stattdessen liefert sie Informationen beim Wassersport und beim Schnorcheln. Dessen ungeachtet bleibt sie wie bis anhin bis zu 50 Meter wasserdicht.
Genau wie der Tiefenmesser wird auch das Thermometer aktiviert, indem die App „Tiefe“ gestartet wird. In einem Wasserbehälter zeigte die Apple Watch zwei Sekunden nach dem Eintauchen 36 Grad an, die anschließend von einem einfach Kochthermometer mit 36,3 Grad einwandfrei bestätigt wurden. Damit reicht für Mami in Zukunft ein schnelles Eintauchen der Hand in die Badewanne, um die Temperatur für die Kleinsten zu prüfen.
Die Firmware machts
Schlafapnoe. Und das wars bereits mit den exklusiven Neuerungen für die Series 10. Zwar lässt sich jetzt der Schlaf auch auf Anzeichen von Schlafapnoe überwachen – doch diese Funktion steht durch das Upgrade auf watchOS 11 auch auf der Apple Watch Series 9 zur Verfügung.
Kaufberatung und Fazit
Genau wie eine klassische Uhr ist auch die Apple Watch am Handgelenk zu prominent, als dass man die modischen Aspekte ignorieren könnte.
Größe. Die Serien 7, 8 und 9 sind wahlweise mit 41 Millimeter oder 49 Millimeter zu haben. Erst mit Series 10 ist das Display auf 42 Millimeter respektive 46 Millimeter angewachsen. Doch für mich wirken auch 42 Millimeter immer noch zu klein; fast wie eine Kinderversion, selbst an einem zierlichen weiblichen Handgelenk. Idealerweise lassen sich die beiden Modelle vor Ort ausprobieren. Doch wenn die Apple Watch blind gekauft wird, etwa als Geschenk, dann empfehle ich den Griff zur größeren Version mit 46 Millimeter.
Material. Auch die Apple Watch Series 10 wird in den Materialien Aluminium und Titan angeboten. Während die Titan-Modelle in den verfügbaren Farben „Natur“, „Gold“ und „Schiefer“ allesamt auf Hochglanz poliert sind, gilt das bei den Aluminium-Gehäusen nur für das neue „Diamantschwarz“. „Roségold“ und „Silber“ sind hingegen aufgeraut, was ihnen ein etwas bodenständiges, aber fast schon charmantes Finish verleiht.
Tatsächlich scheint die raue Aluminium-Oberfläche auch resistenter gegen Mikro-Kratzer zu sein, die sich bei meiner Series 9 in Edelstahl trotz pfleglicher Behandlung bemerkbar machen – allerdings auf einem sehr tiefen Niveau und nur bei genauem Hinsehen.
Ich hatte auch bei keiner Apple Watch jemals Probleme mit Kratzern im Glas; das gehärtete lon-X-Glas der Aluminium-Ausführung erwies sich stets als äußerst unempfindlich. Bei den Titan-Modellen erübrigt sich diese Diskussion: Sie kommen mit einem Saphirglas, das unter normalen Umständen unzerkratzbar ist – jedenfalls solange man nicht versucht, mit Diamantschmuck seine Initialen ins Glas zu ritzen.
LTE. Das LTE-Modul mit seiner eSIM sorgt für den unabhängigen Zugang zur Telefonie und dem Internet – und auf diesen Komfort würde ich keinesfalls mehr verzichten wollen. So darf das iPhone auch einmal zuhause bleiben, während mit der Apple Watch telefoniert oder Musik gehört wird, E-Mails und Nachrichten empfangen werden oder das Kommando „Öffne die Garage!“ die Pforten schon von Weitem aufreißt.
Bei der Aluminium-Version beträgt der Aufpreis für das LTE-Modul in jedem Fall 100 Euro; diese Apple-Watch-Ausführung nennt sich dann „GPS + Cellular“. Bei den Titan-Modellen ist LTE jedoch keine Option, sondern immer dabei. Wenn Sie also auf diese Unabhängigkeit wertlegen, schrumpft der Aufpreis von 320 Euro für die Titan-Ausführung auf 220 Euro.
Fazit
Der Sprung von der Apple Watch Series 9 auf die 10 fällt etwas verhalten aus – und ist wohl zu klein, um ein Upgrade von Series 9 sinnvoll zu rechtfertigen. Wer jedoch ein wenig mehr Eleganz und eine neue Leichtigkeit am Handgelenk verspüren möchte, kann mit der Series 10 nichts falsch machen. Alle anderen, die noch die Series 8 oder älter spazieren führen, finden hier den lohnenden Aufstieg mit den neusten Sensoren und Technologien.
* Klaus Zellweger schreibt für PCtipp.ch.
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