April, April: Darüber wiehert die Computerwelt

Auch an diesem 1. April haben es sich viele IKT-Unternehmen nicht nehmen lassen, den einen oder anderen Scherz zu machen. Manche sind deutlich erkennbar, andere halten zumindest dem ersten Blick stand. [...]

Gerade am ersten April muss man als IT-Journalist gut aufpassen. Einerseits natürlich, um keinem gut gemachten Scherz auf den Leim zu gehen, aber andererseits auch, nicht fälschlicherweise eine tatsächliche Meldung als Blödsinn abzutun.

Einer dieser „Grenzfälle“, bei denen man lieber zweimal hinschaut kam diesmal von den Datenrettern von Attingo. Sie verlautbarten „Vertikale Montage von Festplatten begünstigt Datenverlust“. So hätten die Ingenieure von Attingo kürzlich eine unerwartete Entdeckung gemacht – die Montageausrichtung von Festplatten spiele eine wesentliche Rolle: Vertikal montierte Festplatten würden statistisch um 14 Prozent häufiger ausfallen als Datenträger, die horizontal verwendet werden.

BITS WIEDER WUCHTEN

Das kann, muss einen aber nicht stutzig machen. Aber spätestens die Erklärung lässt Zweifel aufkommen. „Die meisten kennen diesen Effekt von alten Fenstern, bei denen das Glas aufgrund der Schwerkraft über viele Jahre nach unten fließt, also das Glas im unteren Bereich etwas dicker wird als im oberen“, erklärt in der Aussendung Attingo-Techniker Karl Rilap (Rilap, Rilap). Das dieser Effekt auch bei klassischen Festplatten beobachtet werden kann, überrascht den Ingenieur: „Physikalisch ist das Verhalten logisch erklärbar, jedoch wurde es noch nie mit Festplatten in einem Zusammenhang gebracht. Besonders betroffen ist das ASCII-Zeichen 0x0e.“ Aber alles kein Problem: Die hauseigene Hardware „Bitbalancer“ wuchtet solche Bits wieder, vergleichbar mit dem Wuchten von Reifen.

ADOBE MACHT IN ROBOTERN

Adobe wiederum ist eigens für den 1. April unter die Roboterbauer gegangen und präsentiert seinen Beitrag zur vierten Industriellen Revolution: Adobe Roboshop, „Creative Intelligence der nächsten Generation“. Im Gegensatz zu menschlichen Mitgliedern der Kreativbranche soll er ohne Widerspruch Briefings nach Kundenwunsch umsetzen und präsentiert in Windeseile erste kreative Scribbles, finale Layouts und Grafiken. Mit jedem einzelnen seiner acht Finger kann Adobe Roboshop einen separaten Kreativ-Auftrag ausführen.

„Heute verändern noch die Digital Natives die Arbeitswelt grundlegend. Wer aber vorne mit dabei sein will, sollte die Robotic Natives im Auge haben. Aus diesem Grund freue ich mich besonders, dass der Adobe Roboshop bald verfügbar sein wird. Damit sind die Zeiten tagelanger Layout-Abstimmungen und unzähliger Dateiversionen vorbei. Kunden sparen mit Adobe Roboshop jede Menge Zeit, Geld und Nerven. Ich bin mir sicher, für Kreativagenturen und Unternehmen amortisiert sich die Anschaffung des Adobe Roboters bereits innerhalb weniger Tage“, erläutert Livia Sedlmeir, Communications Manager bei Adobe Systems GmbH in Deutschland.

SOLAR-MONITOR

Vom Ansatz interessant, aber derzeit ebenso unwahrscheinlich wie der Bildschirm, der zugleich seinen Nutzer fotografiert, ist der Solar- und Windkraft-Monitor, den sich LG ausgedacht hat. Der 34UC98S besitzt eine Bildschirmdiagonale von 34 Zoll und eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln – und ist völlig unabhängig von externen Energiequellen.

„Mit dem Spezialdisplay, das gleichzeitig HD-Inhalte wiedergibt und einfallendes Licht in elektrische Strom umwandelt, sind bereits 75 Prozent des Energiebedarfs gedeckt“, so Heinz-Dieter Speidel, Business Development Manager LG ISP. „Vor allem, wenn die Sonne direkt auf den Bildschirm scheint, haben wir hier praktisch ein Perpetuum Mobile.“ Die fehlenden 25 Prozent lassen sich entweder über eine reduzierte Bildschirmhelligkeit kompensieren oder bei passenden Witterungsbedingungen über die integrierten Mini-Turbinen im Gehäuse. „Wir empfehlen generell, den 34UC98S so häufig wie möglich im Freien zu betreiben“, erklärt Speidel. „Neben der gesteigerten Ausbeute an Solarenergie, gehen wir vor allem im Frühjahr und Herbst von hervorragenden Windbedingungen für den Betrieb des 34UC98S aus.“ Eine Handkurbel oder wildes Knöpfchendrücken liefern Strom für den Notfall. Für Regenwetter soll später ein Modell mit Wasserkraft nachgereicht werden.

FLIEGENDE LAUTSPRECHER

Noch eine Spur unglaubwürdiger ist der Beitrag von Samsung: Der Hover 360° Speaker bietet nicht nur omnidirektionalen Klang, sondern schwebt auch hinter einem her – dank brandneuer Omni-Air-Technologie und innovativen Bewegungssensoren. Ermöglicht wird dies durch die aerodynamische Bauweise kombiniert mit einem geräuschlosen Mini-Propeller am Boden des Lautsprechers. In Verbindung mit Ultraschallwellen bringt dieser Propeller den Hover 360° Speaker laut Samsung zum Schweben und sorgt damit dank erhöhter Position für eine optimale Verteilung des Klangs.

Mit dem Speaker folgt Samsung also nicht zuletzt dem aktuellen Drohnentrend, optionales Zubehör wie ein Regenaufsatz für den Außeneinsatz erlauben außerdem weitere Einsatzmöglichkeiten. Zum exklusiven Verkaufstag am 1. April bietet Samsung Österreich eine besondere Aktion: Wer den Hover 360° Speaker heute bestellt, erhält ein Set Ersatzpropeller gratis dazu. Also am besten gleich zuschlagen!

RADARWARNER FÜR SMARTPHONE-GLOTZER

Der Telekomanbieter Tele2 ist mit seinem Scherz fast zu nach an der Realität, um witzig zu sein – gleicht das aber mit einem lustigen Video wieder aus. Die neue App SmartSense soll gerade auch Geschäftskunden, die ihre Mails zwischen Terminen im Gehen checken, vor Unfällen oder Zusammenstößen bewahren.
 

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Ben Walker, Direktor von Forward Mobile Innovation Tele2: „SmartSense kann am besten mit dem Parksensor eines Autos verglichen werden. Kommt man zu nahe an ein Objekt, das zu einem Zusammenstoß führen könnte, wird man durch Ton- und Lichtsignale darauf aufmerksam gemacht. Geht man also durch die Straßen und nimmt aufmerksam an einer Videokonferenz teil, warnt SmartSense davor, bevor man in etwas hineinläuft. Die Benachrichtigung lässt die User aufblicken und ausweichen und verhindert dadurch eine Kollision.“

SUPER FRITZ!-BROS

Auch der Netzwerkgeräte-Hersteller AVM konnte es nicht lassen, hat seinen Witz aber clevererweise als verspätetes Osterei („Easteregg“ werden versteckte Spielereien und Späße in Software genannt). Durch das Hinzufügen einer bestimmten Nummer im Telefonbuch des Handsets FRITZ!Fon soll sich ein Spiele-Menü freischalten lassen, das unter anderem beliebte Klassiker wie Tetris, Snake, Pong oder Super Mario Bros enthält. Schade, dass es sich dabei nur um einen Spaß handelt, denn solch eine Funktion wäre ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch – und zumindest Tetris müsste auf der Hardware des FRITZ!Fon laufen können.

PRODUCT HUNT KAUFT YAHOO

Das aussichtsreiche US-Startup Product Hunt, bei dem mit dem Österreicher Andreas Klinger einer der angesagtesten „Millennial CTOs“ seinen Dienst tut, hat sich ebenfalls zu einem Aprilscherz hinreißen lassen, der zumindest in naher Zukunft noch relativ unwahrscheinlich ist. Und zwar hätte man Yahoo gekauft, wie das Unternehmen über eine gut geklonte Fake-Meldung im Stil von techcrunch.com verbreitet.

Das ist zwar aktuell noch deutlich als Aprilscherz erkennbar, aber so wie bei der einen oder anderen der weiter oben erwähnten Falschmeldungen gilt auch hier: Gerade in der IKT-Branche ist der Aprilscherz von heute vielleicht die Knüllermeldungen von morgen. Auch unser Scherz des Jahres 2014 wird vielleicht noch wahr. (rnf)


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