„Arbeit 4.0 ist gestaltbar, aber nur wenn der Mensch die Chancen erkennt und annimmt.“

Demographie Netzwerk diskutierte "New Work" in "einer digitalen Welt mit analoger Fortsetzung". [...]

Die Arbeitswelt, wie wir sie kennen, steht vor einschneidenden, disruptiven Veränderungen. Arbeiten 4.0 bedeutet nichts weniger als die vollständige Umgestaltung unseres beruflichen Daseins – eine riesige Herausforderung für Personalmanagement, Führungskultur und Arbeitsorganisation. Ein großer Umbruch, aber er ist zu meistern, befanden die rund 120 Teilnehmer auf der Veranstaltung NEW WORK des Demographie Netzwerkes, die jetzt in München stattfand.

Der Arbeitspsychologe Max Neufeind, Referent im deutschen Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Policy Fellow im Berliner Think Tank „Das Progressive Zentrum“ gab einen spannenden Einblick in die Zukunft der Arbeit: Manuelle Routinetätigkeiten nehmen ab, interaktive, analytische Nichtroutinetätigkeiten in Robotik, Künstlicher Intelligenz und Automation nehmen zu. Neufeind erläutert die Schritte, die in der Politik mit dem Dialogprozess Arbeiten 4.0 und der Erstellung des Weißbuch Arbeiten 4.0 gegangen ist, bis hin zur Einrichtung von betrieblichen Lern- und Experimentierräumen für Arbeitsinnovationen, die Unternehmen und Verwaltungen zur Erprobung neuer Arbeitsweisen ermutigen und sie bei der Umsetzung unterstützen wollen.

Er stellte heraus, dass die neue Arbeitswelt gestaltbar bleibe – durch den Menschen. „Wir brauchen eine flächendeckende Infrastruktur zur lebenslangen Förderung der Kompetenzen, die Technologie bedeutsam macht.“

Christian Schüle, Philosoph und Autor des Buches „Wir haben die Zeit – Denkanstöße für ein gutes Leben“ sieht in der digitalen Umwälzung sogar eine Chance. Denn „mit großer Dringlichkeit” sei in den vergangenen Jahren der Verunsicherung, Haltlosigkeit und Entgrenzung „die Sehnsucht nach Sinnstiftung” ins zeitgenössische Leben zurückgekehrt. Die Arbeitswelt 4.0 könne hier Chance sein. Denn sie biete dem Menschen die Möglichkeit sich selbst wiederzuentdecken, – ausgerechnet in einer zunehmend entmenschlichten Arbeitswelt. Wenn alle, die Jungen wie die Alten, ihr individuelles Potenzial entfalten können und sich weder als austauschbar noch als nutzlos, sondern als Teil des Ganzen empfinden – dann kann das Ganze geteilt werden. Schüle plädiert für einen neuen Umgang mit der Zeit und lobt betriebliche Initiativen mit Zeitwertkonten flexible Lebensarbeitszeitgestaltung zu ermöglichen.

Inspirierende Thesen urteilten die Teilnehmer, Unternehmer und Personalverantwortliche vor allem von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Doch wie können Firmen die digitale Herausforderung nicht nur praktisch gestalten, sondern sogar von ihr profitieren?

In Workshops erarbeiteten die Anwesenden konkrete Handlungsoptionen. Strukturelles Demographiemanagement, eine inklusive Mischung von Jung und Alt, bietet die Möglichkeit Wissenstransfer im Job zu gewährleisten, aber auch die Erfahrung der Älteren zu nutzen. Die proaktive Hereinnahme von Flüchtlingen oder auch von Quereinsteigern sorgt für frisches Denken und neue Lösungswege. Lebenslanges Lernen sollte nicht nur Schlagwort, sondern Verantwortung aller Führungskräfte sein. Weiterbildung bleibt nicht ein Privileg für Junge, sondern wird ein Muss für Ältere. Arbeitszeiten und Tätigkeit werden solcherart angepasst, dass sie für die Älteren körperliche Anforderungen reduzieren, aber deren Erfahrung und Knowhow weiter zur Geltung bringen. Modelle wie Arbeitszeitkonten oder eine systematische gesundheitliche Betreuung sichern Flexibilität, und dämmen Fehlzeiten ein. Dazu kommt der sinnhafte Einsatz der Digitalisierung. Denn sie macht Home Office und den virtuellen Schreibtisch erst möglich.


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