AT&S investiert massiv in China

Der steirische Leiterplattenhersteller fährt weiter auf Wachstumskurs: In China wird im Werk Chongqing in den Aufbau der Herstellung von IC Substrates investiert. [...]

Anfang 2016 ist der Start der Serienproduktion geplant. Der Umsatz der börsenotierten AT&S werde sich dadurch nahezu verdoppeln, sagte Vorstandschef Andreas Gerstenmayer heute Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in Wien.

Bisher war AT&S als Leiterplattenproduzent auf dem Markt. Mit der Produktion von IC Substraten werde die Diversifikation weiter fortgesetzt. IC Substrate werden benötigt, um die Halbleiter auf den Leiterplatten zu fixieren. In diesen Markt werde ATS mit einem Partner einsteigen, der aber aus Vertragsgründen nicht genannt werden könne, so Gerstenmayer. Bei den IC Substrates erwartet sich das Unternehmen höhere Margen, die Zahl der Mitbewerber in dieser Technologie sei überschaubar. Das Werk in Chongqing im Südwesten Chinas werde in den nächsten Jahren mit Maschinen ausgerüstet, die Mitarbeiter würden schrittweise eingeschult. Die jahrelange Vorlaufzeit der IC Substrates-Serienproduktion sei notwendig, um die hohe Qualität der immer kleiner werdenden Bauteile zu garantieren.

Auf Kosten der österreichischen Standorte sollen die Investitionen in China in Höhe von 350 Mio. Euro nicht gehen, versichert der CEO: „Ohne den Schritt nach China vor zehn Jahren würde es uns heute gar nicht mehr geben“. Die geplanten Produktionen in China seien zusätzliche Linien, die den österreichischen Werken nichts wegnähmen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13 (per 31.3.) stieg der Umsatz von ATS um 5 Prozent auf 541,7 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) sank von 42,1 auf 30,9 Mio. Euro, der Konzerngewinn reduzierte sich von 26,5 auf 14,1 Mio. Euro. Die EBIT-Marge ging von 8,2 Prozent auf 5,7 Prozent zurück. Der Gewinn pro Aktie wurde von 1,14 auf 0,60 Euro fast halbiert. Die Ergebnisse lagen über den Erwartungen der Analysten.

Die Aktie wurde durch die bereits gestern Abend veröffentlichten Zahlen beflügelt: Mittwochmittag notierte sie in Wien bei 6,78 Euro, ein Plus von 2,90 Prozent.

Der Umsatz im Bereich Mobile Devices (Smartphones) blieb im Jahresvergleich mit 297,3 Mio. Euro stabil. Das erste Halbjahr sei schwächer verlaufen, im zweiten Halbjahr sei das Werk in Shanghai gut ausgelastet gewesen. Der Umsatz im Bereich Automotive/Industrial stieg im Jahresvergleich auf 242,6 Mio. (215,7 Mio.) Euro.

Gerstenmayer verweist auf die besser verlaufene zweite Hälfte des Geschäftsjahres: „Trotz einem schwierigen ersten Halbjahr ist es uns gelungen, am Ende einen höheren Umsatz herauszuholen.“ Das dritte Quartal sei „extrem stark“ verlaufen. Auch operativ habe AT&S im abgelaufenen Geschäftsjahr eine „stabile, positive Entwicklung“ verzeichnet. So habe man alle Investitionen aus dem operativen Cash Flow finanzieren können. Der Verschuldungsgrad wurde von 86 auf 70 Prozent deutlich gesenkt.

Von den insgesamt 7.300 Mitarbeitern sind rund 1.300 in Österreich an den Standorten Leoben-Hinterberg, Fehring und Klagenfurt tätig. Die Mitarbeiterzahl in Österreich sei „ziemlich stabil“, wesentliche Zuwächse oder Abnahmen seien nicht zu verzeichnen gewesen. Befragt zur Zukunft des Standorts Klagenfurts meinte Gerstenmayer, es gebe hier nichts Neues, man beobachte die Marktentwicklung sehr genau. Klagenfurt gilt als Sorgenkind im Unternehmen, rund 100 Mitarbeiter sind dort tätig.

Im AT&S-Vorstand sitzen seit dem Abgang des Finanzvorstands Thomas Obendrauf (Ende März) nur mehr Gerstenmayer und Technikvorstand Heinz Moitzi. Der CEO hat mit dem Ausscheiden von Obendrauf selbst die Finanzangelegenheiten übernommen. Es gebe einige „interessante Kandidaten“ für den CFO, der Auswahlprozess brauche aber Zeit, so der Vorstandschef. Obendrauf war zweieinhalb Jahre Finanzvorstand, sein Abgang sei aus „persönlichen Gründen“ erfolgt, hieß es Ende Jänner.

AT&S (Austria Technologie Systemtechnik) steht zu 21,51 Prozent im Besitz der Androsch Privatstiftung, 17,74 Prozent hält die Dörflinger-Privatstiftung. Im Eigentum des Unternehmens stehen 9,95 Prozent der Aktien, im Streubesitz sind 50,80 Prozent. (apa)


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