Trend Micro hat eine Studie darüber veröffentlicht, wie kriminelle Gruppierungen mit zunehmender Größe beginnen, ähnliche Prozesse wie in legalen Unternehmen zu entwickeln. Dies ist jedoch mit den entsprechenden Kosten und Herausforderungen verbunden. [...]
Große kriminelle „Unternehmen“ wenden 80 Prozent ihrer Betriebskosten für Gehälter auf, wie der Bericht zeigt. Bei kleineren kriminellen Gruppierungen ist der Anteil mit 78 Prozent ähnlich hoch. Weitere gängige Ausgaben fallen für Infrastruktur (wie Server, Router und VPNs), virtuelle Maschinen und Software an.
Der Bericht von Trend Micro unterscheidet drei Arten von kriminellen „Unternehmen“ basierend auf deren Größe. Als Beispiele dienen den Forschern ausgewählte Gruppen, die anhand von Daten der Strafverfolgungsbehörden sowie Insider-Informationen dargestellt werden.
Kleine kriminelle „Unternehmen“ (z.B. der Counter-Antiviren-Dienst Scan4You):
- Kleinere kriminelle „Unternehmen“ haben in der Regel eine eigene Managementebene, zwischen einem und fünf Mitarbeitern und einen Jahresumsatz von weniger als 500.000 Euro.
- Mitarbeiter übernehmen oft mehrere Aufgaben innerhalb der Gruppierung und gehen zusätzlich zu dieser „Arbeit“ noch einem Hauptberuf nach.
- Sie bilden die Mehrheit der kriminellen „Unternehmen“ und arbeiten oft mit anderen kriminellen Gruppierungen zusammen.
Mittelgroße kriminelle „Unternehmen“ (z.B. der „Bulletproof Hoster“ MaxDedi):
- Diese kriminellen „Unternehmen“ haben oft zwei Führungsebenen, sechs bis 49 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von bis zu 50 Millionen Euro.
- Ihre Struktur ist pyramidenartig und hierarchisch mit einer einzigen Person als Gesamtverantwortlichen.
Große kriminelle „Unternehmen“ (z.B. die Ransomware-Gruppe Conti):
- Große kriminelle „Unternehmen“ haben normalerweise drei Managementebenen, mehr als 50 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro.
- Sie verfügen über eine relativ große Anzahl an Mitarbeitern der unteren Führungsebene und Teamleitern.
- Sie implementieren effektive OPSEC (Operations Security) und arbeiten mit anderen kriminellen Organisationen zusammen.
- Die Verantwortlichen sind erfahrene Cyberkriminelle und stellen mehrere Entwickler, Administratoren und Penetrationstester ein – teilweise auch nur als befristete freie Mitarbeiter.
- Sie verfügen teilweise über unternehmensähnliche Abteilungen (z.B. IT, HR) und führen sogar regelrechtes Personalmanagement inklusive Leistungsbeurteilungen durch.
Wie die Studie zeigt, kann das Wissen um die Größe und Komplexität einer kriminellen Gruppierung den Ermittlern wichtige Ansätze für ihre Arbeit liefern. Einen Anhaltspunkt stellen beispielsweise die Datentypen dar, nach denen sie suchen müssen. Größere kriminelle Organisationen speichern außerdem Mitarbeiterlisten, Jahresabschlüsse, Handbücher und Tutorials. Dazu gehören auch Fusions- und Akquisitionsdokumente, Details zu den Krypto-Wallets der Mitarbeiter und sogar gemeinsam genutzte Kalender. Wenn die Strafverfolgungsbehörden die Größe krimineller Gruppierungen kennen, können sie zudem besser entscheiden, welche sie vorrangig verfolgen.
„Der kriminelle Untergrund professionalisiert sich zusehends – mit Gruppierungen, die seriösen Unternehmen in ihren Prozessen immer ähnlicher werden. Außerdem nimmt mit steigender Mitgliederzahl und wachsenden Einnahmen die Komplexität zu“, erklärt Richard Werner, Business Consultant bei Trend Micro. „Größere Cybercrime-Gruppierungen sind schwierig zu handhaben und haben mittlerweile ein hohes Maß an Bürokratie. Wie bei jedem Unternehmen gehören dazu auch schwache Leistungsträger und Vertrauensprobleme. Unser Report zeigt, wie wichtig es für Ermittler ist, die Größe der kriminellen Gruppierung zu verstehen, mit der sie es zu tun haben.“
Die vollständige Studie Inside the Halls of a Cybercrime Business finden Sie in englischer Sprache hier:
https://www.trendmicro.com/vinfo/de/security/news/cybercrime-and-digital-threats/inside-the-halls-of-a-cybercrime-business
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