Globale Wirtschaftsentwicklung erfordert neue und diverse Gremien

Die globalen Wirtschaftsentwicklungen, die raschen Veränderungen aufgrund der Digitalisierung und die Herausforderungen aufgrund von Robotics, 5G oder künstlicher Intelligenz fordern Unternehmen heraus. Das erfordert eine neue Aufstellung von Unternehmensgremien, u.a. auch die der Aufsichtsräte. [...]

Maria Pernegger (Media Affairs) und Alfred Harl (Obmann Fachverband UBIT) beim Pressegespräch „Aufsichtsräte: Die Aufgaben aus der Digitalisierung erfordern neue Gremien“. (c) FV UBIT/Caro Strasnik

„Es gibt viele Spannungsfelder, die es zu managen gilt“, betont Alfred Harl, Initiator und Obmann des WKO-Fachverbands UBIT und: „Qualifikation ist das Um und Auf, damit die Unternehmen den heutigen Anforderungen gewachsen sind.“ Tatsächlich haben sich der gesetzliche Auftrag und die Verantwortung von Aufsichtsräten in den letzten zehn Jahren entscheidend gewandelt. Neben der Kontrollfunktion sind Aufsichtsräte in strategische Entscheidungsprozesse von Unternehmen eingebunden. Gleichzeitig haben auch die Haftungsrisiken zugenommen.

Umdenken nötig

Die Funktion als Aufsichtsrat ist eine der verantwortungsvollsten und prestigeträchtigsten Positionen, die man bekleiden kann. Wirft man einen Blick auf die Geschlechterverteilung bzw. auf die Diversität im Allgemeinen in Aufsichtsgremien, so zeigt sich ein ernüchterndes Bild: „Der durchschnittliche Aufsichtsrat ist männlich dominiert und im Alter 55+, diese homogenen Teams mögen harmonieren, in der finanziellen Performance, bei Innovation, Mitarbeiterzufriedenheit, etc. sticht aber Diversität die Homogenität – das trifft im Speziellen auf die Vorstände und Managementebene zu, wo es enormen Aufholbedarf gibt“, so Maria Pernegger, Geschäftsführerin von Media Affairs.

Der vermeintliche Vorteil der Einheitlichkeit von Gremien ist zugleich die große Gefahr: Es fehlen unterschiedliche Perspektiven, wodurch man externen Herausforderungen wie Globalisierung, schnelle Wechsel oder Digitalisierung nicht oder nur unzureichend gewachsen ist. „Es ist uns im Fachverband UBIT ein Anliegen, einen Schwerpunkt auf Aufsichtsräte, Diversität und Qualifikation zu legen“, so Harl im Rahmen der Präsentation des Buches „Aufsichtsrat – Anforderungen und Perspektiven“.

Aufsichtsratsgremien werden diverser

In den letzten Jahren hat sich bei der Besetzung in Aufsichtsräten einiges getan. EU-weit haben sich einige Länder – so auch Österreich – dazu entschlossen in staatsnahen Betrieben Aufsichtsrats-Quoten einzuführen, damit der teilweise außerordentlich niedrige Frauenanteil in diesen Gremien ansteigt. „Island, Frankreich und Norwegen gehören zu den Vorreiterländern und erreichen in den Aufsichtsratsgremien fast Geschlechterparität,“ sagt Pernegger, und führt weiter aus: „In Italien hat sich aufgrund der Aufsichtsrats-Quote, die dort 2011 eingeführt wurde, der Frauenanteil von 5 Prozent auf mittlerweile 35 Prozent erhöht, in Deutschland von 12 Prozent auf 33 Prozent. Es ist eine große Chance die Diversität in Aufsichtsratsgremien zu fördern und auch mit hochqualifizierten Frauen zu besetzen.“ Die europäischen Analysen zeigen dabei, dass aktuell nur in den skandinavischen Ländern die diverse Besetzung von Aufsichtsratsgremien mit Freiwilligkeit funktioniert.

Aufwand & Zeitbedarf steigen, Bezahlung stagniert

Die Herausforderungen und Anforderungen für Aufsichtsräte steigen. Damit steigen auch der Zeitbedarf und der persönliche Einsatz. Die Autorinnen und Autoren des neuen CSE Buches gaben in den Interviews an, dass ein Spannungsfeld zwischen Verpflichtungen, Zeitbedarf und Bezahlung besteht. Davon beinahe unberührt blieb über die letzten Jahre aber die Bezahlung der Aufsichtsräte, wie die Autorinnen und Autoren des neuen Buches in den Interviews zu Papier gaben. Laut ihren Aussagen stehen die Aufgaben und Anforderungen der heutigen Zeit oft in keinem Verhältnis zur Bezahlung. Tatsächlich belegt auch der Corporate Governance Monitor 2019 (Studie der Johannes Kepler Universität Linz) deutliche Unterschiede bei der Aufsichtsratsvergütung zwischen Österreich und Deutschland.

Ein Vergleich von 243 kapitalmarktorientierten Unternehmen in Österreich und Deutschland ergab, dass die Aufsichtsratsvergütung in Deutschland etwa um ein Drei- bis Vierzehnfaches höher ist als in Österreich. Der FV UBIT, allen voran Alfred Harl, setzt sich stark für die Professionalisierung der Aufsichtsratsarbeit in Österreich ein, weil ein Aufsichtsrat mit einem insgesamt breiten Qualifikationsspektrum die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen steigert.

CSE Buch als Startschuss des Schwerpunkts Aufsichtsrat

Diversität bereichert jedes Aufsichtsorgan, jedes Unternehmen und somit den Wirtschaftsstandort Österreich. Wissen und Erfahrung aus den verschiedensten Bereichen tragen dazu bei, dass Österreichs Unternehmen agil auf Herausforderungen reagieren können. Mit dem vorliegenden Sammelband wird einen Schwerpunkt zum Thema Aufsichtsräte in Österreich und deren Diversität und Zusammensetzung gesetzt. Es ist gelungen, Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Wirtschaft dafür zu gewinnen, einen Beitrag zu leisten. Der Fachverband UBIT der Wirtschaftskammer Österreich und Vertreter der wissensbasierten Dienstleister sehen es als Auftrag, Wissen zur Verfügung zu stellen. „Mit unserer UBIT-Akademie Incite bieten wir Aus- und Weiterbildung sowie Zertifikate in den unterschiedlichsten Bereichen an. Ein Schwerpunkt liegt auf der Aus- und Weiterbildung von Aufsichtsräten und Stiftungsvorständen mit dem Zertifikat CSE, „Certified Supervisory Expert“. Damit wollen wir unseren Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich leisten“, so Harl.


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