Webentwickler sollten nicht unbedingt auf modernste, aufwendige Features setzen, sondern sich darauf konzentrieren, was für Nutzer richtig ist. Dazu mahnen Forscher der Pennsylvania State University (Penn State). Aufwendige Interaktionsmöglichkeiten wie 3D-Karusselle bereiten Information demnach nicht unbedingt gut auf. Eine lange Verweildauer wiederum belegt nicht unbedingt, dass eine Seite Nutzer fesselt. "Es könnte auch bedeuten, dass sie verwirrt sind und Probleme haben, zu navigieren", warnt der Kommunikationsexperte S. Shyam Sundar. [...]
Moderne Webseiten setzen oft auf optisch aufwendige Interaktionsmodelle wie 3D-Karusselle, um Inhalte optisch ansprechend aufzubereiten. Doch das ergibt nicht zwangsweise ein positives Nutzerlebnis, wie anlässlich der Konferenz CHI 2015 präsentierte Studien zeigen.
Das Team um Sundar hat dabei untersucht, wie User mit unterschiedlichen Ansätzen für die Navigation durch Web-Inhalte klarkommen und wie viel Information sie dabei wirklich behalten. Das Ergebnis: Etwas einfachere Navigationsmodelle sind doch besser – auch, wenn Nutzer dann vielleicht nicht so lange auf einer Seite bleiben.
Ein Slider, bei dem Nutzer entlang einer Zeitleiste scrollen, um Bilder und Fakten zu einem historischen Ereignis abzurufen, war den Teilnehmern zufolge am hilfreichsten dabei, sich die Informationen auch zu merken. Auch das moderne 3D-Karussell mit rotierenden Bildern kann da nicht mithalten. „Das 3D-Karussell sieht attraktiv aus, aber in Sachen Informations-Darstellung war es nicht effektiv“, so Sundar.
Dabei haben die Testpersonen mehr Zeit damit verbracht und auch öfter mit dem Karussell interagiert – zeigten also eine höhere Verweildauer. Das legt nahe, dass eben diese Verweildauer im Gegensatz zur etablierten Meinung gar kein sinnvolles Maß für die Benutzerfreundlichkeit einer Webseite ist. Denn ein langer Besuch zeigt womöglich gar nicht, dass der Nutzer die Seite interessant und ansprechend findet, sondern, dass er Schwierigkeiten mit der Bedienung hat.
Das Penn-State-Team konnte auch zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen der Web-Affinität von Nutzern und ihrer Einstellung zu verschiedenen Interaktionsmodellen gibt. Erfahrene Anwender mögen es, mit relativ einfachen Klicks und Mouse-Overs und weniger mit 3D-Karussellen zu arbeiten.
„Diese Techniken zu nutzen, ist vielleicht weniger natürlich, aber sie werden von Laien-Nutzern als raffiniert gesehen“, meint Sundar. Diese sehen eher die aufwendigen Interaktionsmöglichkeiten positiv. Das legt nahe, dass das richtige Webdesign berücksichtigen muss, für welche Art von Nutzern ein Angebot gedacht ist. (pte)
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