Die COMPUTERWELT hat 32 heimische Geschäftsführer nach ihrer Einschätzung für 2018 befragt. [...]
Was war Ihr spannendstes Kundenprojekt 2017?
Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit innovativen Themen in den Bereichen Industrie 4.0, Digitalisierung und Predictive Maintenance. Umso mehr hat es uns gefreut, dass sich unser langjähriger Kunde Efkon GmbH aus Graz entschieden hat, ein Projekt mit automatisierten Service- und Wartungsszenarien für Mautanlagen zu realisieren.
Letztes Jahr sicherte sich EFKON den Auftrag, das satellitengestützte Mautüberwachungssystem für das belgische Straßennetz umzusetzen. Für die Wartung und Reparatur der Mautüberwachungssysteme wurde ein eigenes Serviceteam in Belgien aufgebaut. Ein Computerized Maintenance Management System soll die Mitarbeiter dabei unterstützen. Um das Softwareprojekt zu realisieren, musste Dynamics NAV um eine Helpdesk-Anwendung und eine mobile App für Servicetechniker ergänzt werden. Zudem galt es, das bestehende Servicemodul weiter auszubauen. Für uns als Softwarepartner war vor allem die knappe Projektdurchlaufzeit eine Herausforderung. Schließlich mussten wir neben Konzeption, Teststellung und Echtbetrieb, auch noch die Prozesse optimal automatisieren und die Telemetrie-Daten gezielt einbinden.
Mit der mobilen App wird der Serviceprozess weitgehend automatisiert: So meldet das Monitoring-System der Mautüberwachung Störungen und Servicefälle automatisch an den Helpdesk. Dabei wird ein Ticket generiert und einem Servicetechniker zugeordnet, der sich geografisch in der Nähe befindet und auch über das notwendige Fachwissen verfügt. Im weiteren Prozessverlauf wird der Techniker automatisch per SMS oder Mail benachrichtigt.
Vor Ort erfassen die Mitarbeiter Servicezeiten und getauschte Bauteile mit der mobilen App. Steht kein Internet zur Verfügung, lassen sich die Daten auch offline erfassen und speichern. Sie werden dann umgehend synchronisiert, sobald eine Datenverbindung besteht. Der aktuelle Status der Servicefälle wird dabei laufend mit der Leitstelle abgeglichen.
Ziel war es, den gesamten Ablauf in Dynamics NAV zu integrieren. Heute werden Austauschteile inklusive Seriennummern automatisch erfasst. Sie lassen sich damit jederzeit über die Anlagenhistorie verfolgen. Die laufende Wartung und die Beseitigung von Störmeldungen sind damit vollständig im ERP-System abgebildet. Werden Servicezeiten überschritten, sorgt ein vordefinierter Eskalationsprozess dafür, dass der Fall mit hoher Priorität bearbeitet wird. Eine intelligente, durchdachte Prozesskette, die eine reibungslose Mautüberwachung gewährleistet.
Mit welchem Thema/welchen Themen sollten sich Anwender 2018 unbedingt beschäftigen und warum?
Das Thema der Digitalisierung wird uns nicht nur kommendes Jahr, sondern auch noch viele weitere beschäftigen. Je früher Anwender versuchen neue Arbeitsmodelle einzusetzen, Prozesse zu adaptieren und neue Technologien ins Haus zu lassen, umso eher werden sie auch wettbewerbsfähig bleiben und einen Vorsprung gegenüber Ihren Konkurrenten haben.
Heterogene IT-Strukturen mögen im Moment vielleicht gerade noch praktikabel sein. In absehbarer Zeit sind sie es mit Sicherheit nicht mehr. Schließlich kommen mit der Digitalisierung weitere Informationsquellen hinzu: Sensoren, intelligente Maschinen, Geo-Tags, Cloud-Dienste. Von digitalen Nachrichten aus der Supply Chain gar nicht erst zu reden. Verwertbare, entscheidungsrelevante Informationen sind ein großer Pluspunkt der Digitalisierung. Sie sind die Grundlage für Prozessoptimierung, neue Produkte und Geschäftsmodelle. Versanden die Daten in der Kanalisation einer zerfaserten Systemlandschaft, bleibt viel Potenzial liegen.
Um das zu vermeiden, sollte man zuerst die Hausaufgaben im ERP-Umfeld erledigen, bevor der Startschuss für die Digitalisierung fällt. Ein wichtiger Punkt wird sein, die Zahl der Datenquellen zu reduzieren. Das bedeutet nicht, die ERP-Lösung zur eierlegenden Wollmilchsau aufzublasen. Aber es sollte sichergestellt sein, dass am Ende des Informationsflusses die Unternehmenssoftware als „Single Source of Information“ steht.
Mit welchen Herausforderungen rechnen Sie im kommenden Jahr?
Im kommenden Jahr wird uns mit Sicherheit das Thema Datenschutzgrundverordnung beschäftigen. Gerade die Umsetzung in der Praxis und die Ahndung von Verstößen werden für Anwender mit Kontaktdatenbanken, wie sie in ERP Lösungen ein zentrales Element sind, ein großes Thema sein.
So ungewiss wie die Rechtsgrundlage teilweise noch ist, so sicher ist es aber, dass (fast) jedes Unternehmen von der DSGVO betroffen ist. Das Thema muss Priorität im Unternehmen bekommen – und zwar schnell – denn der 25. Mai ist nicht mehr so fern, wie sich manche vielleicht wünschen.
Die Deadline zur DSGVO ist bekannt, konkrete Schritte zur Umsetzung sind aber, in mehr als der Hälfte aller Unternehmen, noch nicht gesetzt. Dabei ist es wichtig, ein Umdenken im Unternehmen zu schaffen: Das Schreckgespenst „DSGVO“ muss als Chance gesehen werden. Als Chance das Datenmanagement im Unternehmen zu verbessern und nach aktuellem Stand der Technik aufzustellen. Wir versuchen daher unsere Kunden bestmöglich vorzubereiten und zu unterstützen.
Be the first to comment