Ausfallsicherheit: RAID schützt nicht vor Festplatten-Crash

Jeder fünfte Datenrettungspatient bei Attingo ist der hauseigenen Auftragsstatistik zufolge ein vermeintlich ausfallsicheres RAID-System. [...]

Die Ausfallsicherheit bei RAID ist laut Experten trotz des guten Rufes nicht hundert prozentig gegeben: die als besonders ausfallsicher geltende RAID-Technologie basiert auf Festplattenverbunden und kommt heute standardmäßig in mehr als 98 Prozent der Server zum Einsatz. Nahezu jedes Unternehmen mit eigener IT verwendet damit bewusst oder unbewusst auch RAID-Systeme. Laut Wirtschaftskammer Österreich betrifft dies mehr als 120.000 aktuell im Einsatz stehende Server in ganz Österreich.

„Bei RAID-Systemen sind die einzelnen Festplatten zu virtuellen Festplattenverbunden zusammengefasst. Um die Ausfallsicherheit zu maximieren werden die Daten abwechselnd auf mehreren Festplatten gespeichert. Bei Ausfall von ein oder zwei einzelnen Platten – je nach verwendeten RAID-Level – kann immer noch über die verbleibenden Datenträger auf die Daten zugegriffen werden“, erklärt Nicolas Ehrschwendner die Vorteile und ergänzt: „Diese Verbundtechnologie wird gern für Virtualisierung, Dokumentenmanagement oder Datenbanken verwendet. Aber viel zu oft verlassen sich die Unternehmen auf ihr ’sicheres‘ System und vernachlässigen die unbedingt notwendigen Backups!“

Dass auch RAID-Systeme durchaus ausfallen können, liegt einerseits daran, dass sie mit Festplatten arbeiten. Denn die Hard Disks sind aufgrund ihrer beweglichen Teile – mit den empfindlichen Schreibleseköpfen, die nur wenige Nanometer über den sich bis zu 250 mal per Sekunde drehenden Magnetscheiben schweben – per se anfällig für Hitze, Erschütterungen oder Stromspannungsspitzen. So ist es theoretisch nur eine Frage der Zeit, bis alle Datenträger eines RAID-Verbunds das Zeitliche segnen. Andererseits kommen menschliche Fehler hinzu: „Auch in großen Unternehmen mit professionellen Monitoring-Systemen kommt es immer wieder vor, dass der Ausfall von ein oder zwei Festplatten übersehen wird, solange der Server normal arbeitet. Fällt dann aber ein weiterer Datenträger aus, so ist das Verbundsystem offline, kein Zugriff auf Daten ist mehr möglich“, betont Ehrschwendner.
AUSFALLSICHERHEIT AUCH BEI RAID NICHT IMMER GEGEBEN
Ebenso haben die Datenrettungsingenieure auch schon erlebt, dass bei Kunden sogar acht oder zehn Festplatten in einem System gleichzeitig defekt wurden. Dafür sind meist Stromspannungsspitzen oder produktionsbedingte Materialschwächen verantwortlich. Generell sind auch immer größere Speicherkapazitäten betroffen: Die bei Attingo „eingelieferten“ RAID-Systeme weisen aktuell durchschnittlich rund drei Terabyte Speichervolumen mit acht bis zehn Festplatten auf. 

Damit der Ausfall nicht zur Katastrophe für ein Unternehmen wird, ist Attingo zufolge eine professionelle Datenrettung bei den komplexen RAID-Systemen unerlässlich. Denn Selbstrettungsversuche könnten die Situation verschlechtern und eine professionelle Datenwiederherstellung erheblich erschweren. „Bei defekten RAID-Systemen haben die hauseigenen IT-Teams keine Chance, selbst wieder an die Daten zu gelangen“, berichtet Nicolas Ehrschwendner. Zur Wiederherstellung ist aufwendiges Know-how erforderlich, denn die meisten Hersteller von RAID-Systemen verwenden proprietäre, also nicht quellenoffene Software und Algorithmen.

Der Attingo-Chef erklärt: „Wir sind auf RAID-Rettung spezialisiert und haben alle auf dem Markt befindlichen Controller, auch die veralteten, per Reverse Engineering analysiert, so dass wir diese per Software simulieren können – unabhängig von Anzahl und Typ der Datenträger oder Betriebssystemen. Deshalb gelingt es unseren Ingenieuren in mehr als 95 Prozent der Fälle verlorene Daten aus defekten RAID-Systemen vollständig wieder herzustellen – auch nach missglückten Rebuilds und auch nachdem andere Datenrettungsanbieter bereits gescheitert sind. (pi)


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