Die im Sommer gegründete Plattform AustrianStartups hat jetzt, wie bereits im August angekündigt, das Arbeitspapier "Visionen für Startups in Österreich" vorgelegt. Außerdem wurde der "Austrian Startup Report 2013" veröffentlicht, eine Status-quo-Analyse der heimischen Startupszene. [...]
Mit „Visionen für Startups in Österreich“ legt die im Sommer gegründete Plattform AustrianStartups einen Maßnahmenkatalog für bessere Rahmenbedingungen für Startup-Unternehmen in Österreich vor. Das Werk versteht sich als Arbeitsunterlage und baut auf dem Austrian Startup Report 2013 auf. Dieser wird heuer zum dritten Mal vom Superangel-Fonds SpeedInvest veröffentlicht. AustrianStartups und SpeedInvest haben gemeinsam Interviews mit über 50 Stakeholdern aus der Startup-Szene sowie eine Online-Umfrage mit 575 Teilnehmern geführt. Unterstützt wurden sie dabei vom Pioneers Festival. Aufbauend auf dieser Analyse erstellte AustrianStartups im Dialog mit Gründern, Politikern, Investoren, Förderstellen und anderen, an der Entwicklung einer vitalen Startup-Szene Interessierten, das Visionspapier mit vorgeschlagenen konkreten Maßnahmen. Die Optimierung von unternehmerischen Rahmenbedingungen ruht auf den fünf Säulen „Bildung“, „Gründungsumfeld“, „Risikokapital“, „Förderlandschaft“ und „Politische Verankerung“. Dem Visionspapier liegt die Überzeugung zugrunde, dass Startups als Katalysator der Wirtschaft im 21. Jahrhundert agieren können und diese besondere Art der Jungunternehmen von wesentlicher Bedeutung für eine innovationsgetriebene Volkswirtschaft der Zukunft sind.
„Der Austrian Startup Report soll Orientierung geben und Fakten liefern, damit die Verfassung des österreichischen Ökosystems objektiv beurteilt und die richtigen Schlüsse gezogen werden können. Wenn wir gemeinsam an der Entwicklung der österreichischen Startups arbeiten wollen, braucht es regelmäßige Daten zu Startups und Unternehmertum“, sagt Oliver Holle, Geschäftsführer von SpeedInvest und Initiator des Austrian Startup Reports.
VISIONEN
Auf Basis der erhobenen Daten erstellte AustrianStartups das Arbeitspapier „Visionen für Startups in Österreich“. Es soll als „visionärer Wegweiser“ auf dem Weg zu einem Österreich dienen, das ein globaler Hotspot für innovative Startup-Unternehmen sein soll. „Die Rahmenbedingungen für Startups sind derzeit in Österreich, vor allem im Vergleich mit den internationalen Hotspots wie London, Berlin oder Silicon Valley, nicht ideal. Deshalb haben wir einen konstruktiven, im Dialog mit Stakeholdern und mit Entscheidern in der Politik, entwickelten Maßnahmenkatalog erarbeitet. In den ‚Visionen für Startups in Österreich‘ kommen die Leistungsträger der sehr aktiven österreichischen Startup-Szene zu Wort: die Gründer, Startup-Mitarbeiter, Förderstellen, Betreiber von Coworking-Spaces und Investoren. Das Interesse der Politik an den Ergebnissen ist erfreulich – der Dialog hat schon begonnen. Wir sehen unsere Funktion darin, am Puls der Startupszene und als Kommunikationsplattform für alle Stakeholder in diesem Bereich zu fungieren“, sagt Christoph Jeschke, Geschäftsführer von AustrianStartups.
DIE 5 SÄULEN
Die von AustrianStartups augestellten fünf Säulen auf dem Weg zum startupfreundlichen Standort lauten:
- Zukunftsorientierte Bildung: AustrianStartups verstehen IT als Kulturgut des 21. Jahrhunderts, das fest im Schulunterricht verankert sein muss. Die Begeisterung für Unternehmertum, praxisnahe Vermittlung von „Entrepreneurship“, sollte Schülern ab der Unterstufe vermittelt werden. Eine zusätzliche IT-Unterrichtsstunde ab der Volksschule ist Teil eines zukunftsorientierten Unterrichts. An den Hochschulen angesiedelte Gründerwerkstätten sind eine „Spielwiese“ für unternehmerisch aktive Akademiker.
- Heimisches Gründungsumfeld verbessern: Damit in Österreich mehr Startups gegründet werden und wachsen können, muss das heimische Gründungsumfeld aus rechtlicher und struktureller Perspektive weiter verbessert werden. Konkrete Maßnahmen dafür wären eine Reform der aktuellen Neugründungsförderung und des Unternehmensgründungsprogramm (AMS), eine signifikante Reduktion oder Abschaffung notariatspflichtiger Geschäftsprozesse für Startups, sowie die Einführung eines einfachen Mitarbeiterbeteiligungsmodell für Kapitalgesellschaften. AustrianStartups regen eine Modernisierung der Gewerbeordnung sowie einen Ausbau der Strukturförderungen, beispielsweise durch die Einrichtung eines staatlich finanzierten, aber privat geführten Accelerators, sowie die Förderung von Flagship Events im Bereich Entrepreneurship und Technologie, an. Außerdem wird angeregt die Rot-Weiß-Rot Karte für Bedürfnisse von Sartups anzupassen, damit der Zuzug von internationalem Talent gewährleistet werden kann.
- Mobilisierung von privatem Risikokapital: In Österreich gibt es viel zu wenig Risikokapital. Den größten Hebel für die Verbesserung dieser Situation sehen AustrianStartups darin, Privaten eine steuerliche Absetzbarkeit von frühphasigen Investitionen in österreichische Startups zu ermöglichen. Daneben gilt es, Anreize für österreichische institutionelle Investoren zu schaffen, um in Startups oder Startup-Funds zu investieren. Letztere lockt man beispielweise durch die Schaffung eines „Fund-of-Fund“ Modells an, bei dem durch staatliches Corner Stone Investment private Funds gegründet werden können. Um europäisches Kapital zu mobilisieren ist es notwendig, Ressourcen für Vernetzungs- und Fundraising-Aktivitäten mit internationalen Investoren bereit zu stellen. Letztlich soll das enorme Potenzial von Crowdfunding und Crowdinvesting durch sinnvolle, für das Thema spezifische Regulierung freigesetzt werden.
- Zukunftsorientierte Förderlandschaft: Die Förderlandschaft sollte praxisnäher an Startups und an die Bedürfnisse von „Wissens¬infrastruktur“ angepasst werden. Das bedeutet auch eine stärkere Umschichtung von Fördermitteln auf Jungunternehmen und Forschung & Entwicklung. Zusätzlich sehen AustrianStartups es als notwendig an, eine höhere Toleranz bei einer Anpassung des Projekt¬schwerpunktes nach Marktgegebenheiten während der Projektlaufzeit zu ermöglichen, bestehende Förderkategorien und -definitionen zeitgemäß zu gestalten, Förderanträge in ihrer Antragsstruktur anzugleichen und kleinere, leichter zu beantragende Förderungen auszubauen. Ebenso sollte die Förder- und Finanzierungskette planbarer gestaltet werden, vor allem wenn es sich um Fördertöpfe der gleichen Förderstelle handelt, die für unterschiedliche Unternehmens¬lebens¬zyklen bestimmt sind. Außerdem ist der Trend eindeutig: Technische Innovation, anwendungs¬orientierte Forschung und marktgerechte Entwicklung finden sehr stark außerhalb des akademischen Rahmens innerhalb von Startups statt. Als Konsequenz gilt es bei F&E Projekten, Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen nicht mehr zu bevorzugen.
- Verankerung des Themas „Jungunternehmertum“ in der Politik: Die Themen Startups und innovative Hightech Unternehmen erhalten in anderen Ländern eine hohe politische Aufmerksamkeit, auch in Deutschland. Österreich hängt im Vergleich mit seinem politischen Commitment deutlich hinterher. Eine stärkere Verankerung dieser Themen in der Politik würde aber dazu beitragen, dass sich das Ökosystem für innovative, wachstumsorientierte Jungunternehmen in Österreich verbessert. Es wäre daher sehr wünschenswert, wenn es einen Gründer- und Startup-Beauftragten in der Regierung gibt, der in einer Querschnittsfunktion innerhalb der Verwaltung eine politische Rolle verantwortet. Das Thema „Startups“ bzw. „innovatives Jungunternehmertum“ sollte auf die Agenda von Spitzenpolitikern um zum Öffentlichkeits-bewusstsein signifikant beizutragen.
„Visionen für Startups in Österreich“ ist ein Arbeitspapier und eine Grundlage, um Maßnahmen umzusetzen, die das Gründen von innovativen Unternehmen in Österreich fördern. AustrianStartups ist vor diesem Hintergrund um einen Dialog mit allen Stakeholdern bemüht. Der Anfang wurde bereits gemacht. In den letzten Wochen nahmen Vertreter aller Parlamentsparteien die „Visionen für Startups in Österreich“ entgegen. „Die Akzeptanz durch die Politik war wichtig. Es war für uns aber nur der erste Schritt. Wir wollen eine treibende Kraft sein und Österreich zu einem attraktiven Platz für Startups machen. Sie sind ein zu wichtiger Innovations- und Wirtschaftsfaktor, um sie zu ignorieren. Ich bin sehr optimistisch, dass der gute Willen aller Beteiligten unsere hohen Erwartungen noch weit übertreffen wird und wir schon 2018 ein Vorzeigeland bezüglich Startupkultur sind“, sagt Christoph Jeschke. (pi/rnf)
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