Automobilhersteller werden zu Software-Konzernen

Aurora Labs hat die Ergebnisse der gemeinsam mit dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Strategy Analytics jährlich durchgeführten Automotive Software Survey bekanntgegeben. [...]

21 Prozent der Experten nehmen sogar an, dass der Softwareverkauf 2027 bereits mehr als zehn Prozent des Umsatzes ausmachen wird. (c) Unsplash
21 Prozent der Experten nehmen sogar an, dass der Softwareverkauf 2027 bereits mehr als zehn Prozent des Umsatzes ausmachen wird. (c) Unsplash

Für die Studie wurden 140 internationale Experten aus der Automobil- und Zulieferindustrie sowie der Software-Branche befragt. Die Teilnehmer arbeiten für europäische, amerikanische und asiatische Unternehmen.

In den vergangenen Monaten sind die Zulassungen von Elektroautos in Deutschland stark angestiegen. Der E-Offensive droht aber ein Rückschlag. 53 Prozent der von Strategy Analytics und Aurora Labs befragten Branchenexperten gehen davon aus, dass der derzeitige Halbleitermangel Elektrifizierungsinitiativen um mindestens sechs Monate verzögern wird. 15 Prozent der Befragten gehen sogar von ein bis zwei Jahren aus.

Branche im Wandel

Zudem wird in der Automotive Software Survey 2021 deutlich, wie sich die Geschäftsmodelle in der Automobilindustrie verändern. 56 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Automobilersteller bereits im Jahr 2027 mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes durch den Verkauf von Software generieren werden, die per OTA-Update auf das Fahrzeug gespielt wird. 21 Prozent der Experten nehmen sogar an, dass der Softwareverkauf 2027 bereits mehr als zehn Prozent des Umsatzes ausmachen wird. Automobilhersteller müssen sich also zu Softwarekonzernen wandeln, denn im Vertrieb von Softwarefunktionen liegt ein zunehmendes Umsatz- und Gewinnpotential.

45 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass jedes vernetzte Fahrzeug im Jahr 2025 zwei bis sechs OTA-Updates erhalten wird. 15 Prozent der Teilnehmer erwarten sogar bis zu 24 OTA-Updates pro Jahr. Die Experten erwarten also eine deutliche Zunahme der jährlichen, kabellos durchgeführten Software-Aktualisierungen. Das zeigt den Reifegrad modernster Softwareupdates. Diese werden nicht mehr nur genutzt, um Fehler reaktiv zu beheben, sondern für kontinuierliche und häufig durchgeführte Updates. Die Studienergebnisse lassen auf eine steigende Nachfrage nach kosteneffizienten Lösungen für OTA-Updates in der Automobilindustrie schließen. Wie eine kürzlich von Aurora Labs und dem Beratungsunternehmen Guidehouse durchgeführte Analyse zeigt, können Automobilhersteller fast 100 Millionen Dollar jährlich an Datenübertragungskosten einsparen, wenn sie für die Updates kleinere Delta Files verwenden. Neben den Kosten für OTA-Updates sind für 34 Prozent der befragten Experten vor allem die Sicherheit und Redundanz der Lösung sowie für 26 Prozent ein nahtloses Nutzererlebnis wichtig, indem die Updates ohne Ausfallzeit durchgeführt werden.

Proaktive Anomalie-Erkennung sichert Software-Qualität

66 Prozent der befragten Branchenexperten gehen davon aus, dass spätestens ab 2027 weltweit mehr als eine Million Fahrzeuge pro Jahr hergestellt werden, die über hochentwickelte E/E-Architekturen verfügen. Das zeigt, wie wichtig die WP.29-Vorschriften der UNECE für eine Regulierung der Software-Aktualisierungen sind, um die Fahrzeugsicherheit zu gewährleisten. Der Regelkatalog schreibt vor, in welchen Fällen nach einem Software Update eine neue Typgenehmigung für Fahrzeuge erforderlich ist. Laut der Befragung von Strategy Analytics und Aurora Labs gehen derzeit nur 14 Prozent der Experten davon aus, dass die Automobilindustrie die WP.29-Anforderungen bereits im Jahr 2022 erfüllen kann. 37 Prozent sprechen sich dafür aus, die Umsetzung der Vorschriften auf das Jahr 2024 zu verschieben.

Aurora Labs und Strategy Analytics wollten in ihrer Umfrage zudem herausfinden, wie es um das Software-Qualitätsmanagement in der Automobilindustrie bestellt ist. 47 Prozent der befragten Experten geben an, dass es schwierig ist, die wechselseitigen Beziehungen zwischen Steuereinheiten von Fahrzeugen zu verstehen. Hier können Lösungen Abhilfe schaffen, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning die Abhängigkeiten zwischen Softwaresystemen nachvollziehen und so Softwareanomalien proaktiv erkennen können. Die Branchenexperten sind sich einig, dass diese Technologien dringend notwendig sind: 93 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass es ist wichtig oder sehr wichtig ist, Softwareanomalien nach der Fahrzeugauslieferung proaktiv zu beheben, statt nur darauf zu reagieren, um Rückrufe zu vermeiden.


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