Der globale Markt für selbstfahrende Autos soll bis 2030 auf bis zu 800 Mrd. Dollar anwachsen. Etwa 20 bis 30 Prozent der Autos sollen dann autonom sein, wie das taiwanesische Branchenportal "DigiTimes" schreibt. [...]
„Diese Einschätzung kommt mir zu hoch vor. Es gibt mittlerweile Stimmen, die sagen, dass die Qualität vor allem bei der Sicherheit nicht so schnell voranschreitet, wie bisher angenommen. Auch wegen der hohen Preise, die zu erwarten sind, glaube ich, dass 800 Mrd. zu hoch gegriffen sind. Es ist aber dennoch ein stark wachsendes Geschäft. Auch wenn die Einschätzung nicht stimmt, wird daraus sehr sicher ein Milliardenmarkt. Es lohnt sich also definitiv, jetzt schon einzusteigen“, so Autoindustrieexperte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler.
„Goldgräberstimmung“ im Nischenmarkt
Asien ist bereits ein großer Player auf dem Gebiet der autonomen Autos. Vor allem Taiwan kann momentan speziell in Nischenbereichen punkten. Periphere Produkte wie bildbasierte Parksensoren, Kameramodule und Radartechnologie machen aus Firmen in Taiwan einen wichtigen Lieferkettenpartner für den internationalen Markt.
Pieper zu den Möglichkeiten von Nischenmärkten: „Hier ist es wichtig, sich seine Nische genau auszusuchen. Man sollte auf keinen Fall jedem Trend hinterherlaufen. Dazu neigen viele Unternehmen, hier herrscht momentan eine Art Goldgräberstimmung. Es ist natürlich nicht leicht, die richtige Nische auszusuchen, es gibt dafür kein Patentrezept. Man muss sich an seinen eigenen Stärken orientieren. In Deutschland wäre Software kostenmäßig ein guter Fokus.“
„Noch Luft nach oben“
In Taiwan wurde kürzlich ein eigenes Testgebiet für selbstfahrende Autos gebaut, das Taiwan CAR Lab. Dort werden verschiedene Verkehrssituationen simuliert, um die Entscheidungsprozesse, Sensoren und Kontrolle bei autonomen Autos zu untersuchen. Es wird allerdings noch daran gearbeitet, die Teststrecke auszubauen um größere Fahrzeuge zu testen. Als eine wichtige Chance für die Industrie in Taiwan gilt die Integration des neuen Mobilfunkstandards 5G, an der bereits gearbeitet wird.
Laut Pieper muss Deutschland bei autonomen Autos noch aufholen: „Die Marktteilnehmer hierzulande müssen entschlossener sein, man kann den Markt nicht nur den Asiaten überlassen. In Deutschland liegen Bosch und Continental im vorderen Drittel, auch Audi ist gut dabei. BMW und Mercedes hatten vor ihrem Zusammenschluss beide nicht so viel in dem Bereich zu bieten. Das könnte sich jetzt ändern, allerdings sind die beiden noch nicht vorne mit dabei. Auf dem deutschen Markt ist also auf jeden Fall noch Luft nach oben.“
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