Großbritannien wird massiv von autonomen Autos profitieren, vorausgesetzt, es findet kein Hard Brexit statt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Society of Motor Manufacturers and Traders . [...]
Der Studie zufolge liegt das Vereinigte Königreich bei der Entwicklung von selbstfahrenden Autos weltweit in der Pole-Position. Es sei möglich, bis 2030 ein jährliches Wirtschaftswachstum von 69 Mrd. Pfund (etwa 80 Mrd. Euro) zu erreichen.
Großes Potenzial
„Sehr fraglich ist, ob es bis 2025 oder 2030 komplett autonome Autos geben wird. Sowohl Hersteller als auch branchenfremde Anbieter wie Google-Tochter Waymo und Apple haben möglicherweise die Komplexität des Themas unterschätzt“, so Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.
Reindl zufolge müsste man nach heutigem Stand der Technik wohl auch die Infrastruktur stark umbauen, beispielsweise Verkehrsampeln umrüsten, die Signale senden. Ohne Investitionen in diesem Bereich werde es keinen Boom der autonomen Autos geben. Teils würden heute bereits Arbeitsplätze in diesen Entwicklungsbereichen wieder abgebaut. Der Studie zufolge wurden in Großbritannien bereits 500 Mio. Pfund in die neue Technologie investiert. Es gibt bereits vier größere Testgelände für selbstfahrende Autos. Das Unternehmen FiveAI testet bereits fünf autonome Autos in London und soll künftig einen Service anbieten.
Laut Prognosen werden autonome Autos im kommenden Jahrzehnt 47.000 schwere Unfälle verhindern sowie 3.900 Leben retten. Etwa 420.000 neue Jobs sollen entstehen. Ein besonderer Vorteil von England sei die unterstützende Regulierung für die neue Technologie. So gibt es bereits die erste gesetzlich festgelegte Versicherung von autonomen Autos.
Brexit Gift für Industrie
Jedoch kann Großbritannien das Potenzial von selbstfahrenden Autos nur ausnutzen, wenn die Bedingungen stimmen. Ein ungeordneter Brexit würde verheerenden Schaden anrichten. Laut Reindl wird der Brexit und vor allem der harte Brexit die Automobilwirtschaft stark beeinflussen. In England sitzen viele Produzenten und Zulieferer, es sei also aktuell ein Wirtschafts- und Entwicklungsstandort. Um das zu bleiben, brauche es das Engagement der automobilwirtschaftlichen Akteure. Angesichts der großen Unsicherheiten aus dem Brexit stellen viele Automobilunternehmen inzwischen Überlegungen an, ihr Engagement auf der Insel einzuschränken oder sogar aufzugeben. „So eine wirtschaftspolitische Entwicklung ist Gift für neue Systeme wie autonome Autos“, meint Reindl abschließend.
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